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Beth Hart / Live At Paradiso
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Kürzlich las ich den Review von Michael 'Mike' Schröder über die jüngst erschienene Vinyl-Ausgabe von Live At Paradiso. Zwar weist Mike darauf hin, dass das dokumentierte Konzert bereits im Jahr 2004 stattgefunden hat, nicht aber, dass es bereits seit dem Jahr 2005 sowohl auf CD als auch insbesondere auf DVD erhältlich war. Angesprochen, wenn auch nicht ausdrücklich namentlich erwähnt, waren beide Ausgaben jedoch bereits im Review von Joachim 'Joe' Brookes über die CD 37 Days im Jahr 2008.
Seit jenem letztgenannten Datum habe ich sowohl die ebenfalls letztgenannte Scheibe sowie deren Vorgänger "Leave The Light On" aus dem Jahr 2006 in meinem Besitz, doch auch ich muss zugeben, dass ich Beth Hart erst seit ihrer ersten Kollaboration mit Joe Bonamassa so richtig schätzen gelernt habe. Völlig zu Unrecht, ist sie doch auch solistisch allererste Sahne! Und dies wird vorliegend mehr als deutlich!
Vom eingangs erwähnten Review animiert habe ich mir sowohl CD als auch DVD von "Live At Paradiso" gekauft. Beides hat seine Berechtigung, um ein (Zitat Mike) »ganz tolles « Konzert auch zehn Jahre später nach- bzw. - insbesondere mittels der DVD - miterleben zu können.
Was einen musikalisch erwartet, hat Mike bereits in gebotenem Umfang beschrieben, so dass ich diesbezüglich keine Ergänzungen vornehmen möchte. Auch kann ich seine Feststellung »Man hat bei diesem Album das Gefühl, dass man mittendrin in der Konzerthalle ist, wenn man die Augen schließt« im Prinzip bedenkenlos unterschreiben. Mehr noch aber hat man dieses Gefühl, wenn man die Augen öffnet und sich die DVD ansieht. Was dem Betrachter da geboten wird, ist einfach grandios! Allein schon der Veranstaltungsort für das Konzert, das 'Paradiso' in Amsterdam, muss eine tolle Location sein: Hinter der Bühne sind hohe Glasfenster erkennbar, die fast schon Ausmaße von Kirchenfenstern einnehmen!
CD und DVD sind mit dem Aufdruck »Parental Advisory Explicit Content« versehen, was auf jugendgefährdende Inhalte hinweist. Und in der Tat sind sowohl einzelne Ansagen der Protagonistin sowie Songtexte wie auch insbesondere ihre optische Präsentation nicht immer jugendfrei. Ich will dies an dieser Stelle nicht weiter ausführen, um diesem Beitrag nicht den gleichen Stempel aufdrücken zu müssen. Doch zur allgemeinen Beruhigung: Wirklich ordinär oder gar pornographisch ist das nicht wirklich! Nur ein Hinweis: Das Shirt, in dem Beth Hart auf dem Cover sämtlicher Ausgaben abgebildet ist, trug sie bei dem dokumentierten Konzert nicht!
In einem muss ich Mike allerdings widersprechen: Das Konzert hat tatsächlich nicht, wie auf LP und auch CD dokumentiert, mit "Delicious Surprise", einem nur auf zwei akustischen Gitarren vorgetragenen Stück, begonnen. Die DVD dokumentiert den Start mit "Hiding Under Water", das Beth Hart auf ihrem E-Piano begleitet. Das geht gleich 'in die Vollen', so dass zunächst eine völlig andere Stimmung aufkommt als bei dem audiophonen Einstieg. Überhaupt enthält die DVD mit dem tollen "Lay Your Hands On Me" einen weiteren Song, der auf den Tonkonserven nicht Berücksichtigung gefunden hat (zu einem weiteren komme ich noch später), obwohl zumindest für einen der beiden jedenfalls auf der CD noch genug Platz gewesen wäre.
Was dem reinen Hörer aber insbesondere entgeht ist zu sehen, wie Beth Hart das Konzert 'lebt'; das gibt es, wenn nicht live, dann, nur auf DVD! Wie sie sich bewegt, welch Strahlen in ihren, ansonsten recht tief stehenden und dunklen, Augen liegt, wenn sie ihre Ansagen tätigt, und mit welchem Stolz sie verkündet, dass sie seit 16 Monaten (und einem Tag!) 'clean' sei, »the longest I've been clean since I was eleven years old - seriously!« (nach "Guilty" und als Überleitung zu dem tollen "Leave The Light On", in dem sie mit der zusätzlichen Zeile »I went from zero to minus ten « ihre dunkelste Phase anspricht). Und in dieser Phase eine derartige Performance abliefert - Chapeau!
Mehrfach nimmt Beth Hartim wahrsten Sinne des Wortes ein 'Bad in der Menge', von der Kamera kaum mehr eingefangen bzw. identifiziert, und genießt offensichtlich die Zuneigung, die ihr das Publikum entgegen bringt. Diesbezüglicher Höhepunkt ist eindeutig die, mit knapp zehn Minuten Spielzeit (netto), längste Nummer an diesem Abend, "Am I The One". Im Abspann zum vorherigen "Monkey Back" steigt sie zu den Zuschauern hinab, fordert sie auf, sich bequem auf den Boden zu setzen, setzt sich zu ihnen und zelebriert geradezu auf äußerst intime Weise (und in phasenweise innigem Kontakt zu einzelnen Zuschauer[innen]) diesen tollen Slowblues. Leute, das kann man hören, dass muss man aber wirklich gesehen haben, um das Ganze wirklich nachvollziehen zu können.
Völlig d'accord gehe ich mit Mike bei seiner Beschreibung zu dem (vermeintlichen) Schluss-Song "Whole Lotta Love": »Noch nie habe ich so eine geile Cover-Version des Songs gehört. Das ist ganz großes Tennis.«. Doch auch diese Version darf man nicht nur hören, man muss sie wirklich sehen! Zumal hier auch wieder einmal optisch deutlich wird, welch inniges Verhältnis Beth Hart zu den tollen Mitgliedern ihrer Band hat.
Die DVD enthält - natürlich - Bonusmaterial: Zunächst eine 'Rockumentary', eine Dokumentation rund um das Konzert; von der Anfahrt über die Proben bis hin zu einzelnen Ausschnitten aus dem Konzert (sowie von anderen Auftritten), begleitet von teilweise sehr persönlichen Ausführungen der Protagonistin. Anschließend gibt es das Musik-Video zu "World Without You" sowie eine Interpretation des Klassikers "I Don't Need No Doctor", die offenbar ebenfalls aus dem dokumentierten Konzert aus dem 'Paradiso' stammt! Was soll letzteres? Warum wird das im Bonus-Material verarbeitet und nicht im Hauptfilm präsentiert (zumal auch das dünne Booklet zur DVD den Titel ganz normal nach "Whole Lotta Love" auflistet), wo der Song einfach hingehört?
Abschließend noch ein wenig Technisches: Das Bildmaterial ist durchaus in Ordnung (eine Blu-ray-Version gibt es m. W. nicht). Nur sind mir persönlich die Bildschnitte oftmals zu schnell hintereinander weg, aber vielleicht muss das ja so sein! Der Ton ist sowohl in Stereo, im Surround Sound sowie im Dts-Format verfügbar; genügend Auswahl, um das Gefühl zu bekommen, wirklich 'mittendrin' gewesen zu sein. Komplett wird dieses Gefühl dennoch nur durch die Bilddokumentation: Ich empfehle daher eindeutig die DVD (und die CD nur für 'Notsituationen' wie im Auto etc.).
Line-up:
Beth Hart (piano, vocals) Tom Lilly (bass guitar) Jon Nichols (guitar) John Nyman (drums)
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