Bugs Henderson Group / Still Flyin'
Still Flyin' Spielzeit: 68:26
Medium: CD
Label: Grooveyard Records, 2008
Stil: Blues Rock

Review vom 17.05.2008


Jürgen Bauerochse
Mit besonderem Interesse studierte ich den aktuellen Konzertbericht des geschätzten Kollegen Ingolf, der im März dieses Jahres den Gig von Bugs Henderson in Arnstadt verfolgte. Der Grund dafür lag auf der Hand, denn fast zeitgleich zu dieser Show wurde das Album "Still Flyin'" neu aufgelegt, das schon im Jahr 1981 zum ersten Mal das Licht der Musikwelt erblickte. Eine gute Gelegenheit, Vergangenheit und Gegenwart zu vergleichen.
Für diese Studio-Arbeit firmierten der amerikanische Sänger/Gitarrist und seine Mitstreiter noch unter dem Namen Bugs Henderson Group und verstärkten sich für "Still Flyin'" mit Tom Morrell an der Steel-Gitarre und Ron Mason, der die Orgel bediente.
Beim Anhören dieses Albums kann ich mir sehr gut vorstellen, warum Bugs Henderson sich bis heute musikalisch nicht großartig weiter entwickelt oder verändert hat, denn er hat überhaupt keinen Grund dazu. Sein Blues und Blues Rock ist einfach total zeitlos und trotzdem sehr variabel. Schon zu der Entstehungszeit von "Still Flyin'" setzte er im Kern auf die Minimal-Besetzung mit Gitarre, Bass und Schlagzeug und lag schon damals voll im Trend, der bis in die Gegenwart anhält, was unzählige aktuelle Bands dieses Genres momentan belegen.
Die vierzehn Songs auf dieser Neuveröffentlichung (das Original-Album wurde mit vier Bonus Tracks aufgemotzt) stammen bis auf eine Ausnahme allesamt aus der Feder des Texaners. Nur "Hideaway" wurde von Freddy King geschrieben, zu dem Bugs Henderson eine ganz besondere Beziehung hat. Schön, dass er so eine kleine Hommage an den viel zu früh verstorbenen Kollegen mit auf das Album gepackt hat.
Über die gesamte Laufzeit dieses Silberlings bleibt festzuhalten, dass zu keinem Zeitpunkt die Gefahr von irgendwelchen Frickelorgien besteht, bei denen vertrackte und übertriebene Ausuferungen zum Tragen kommen. Hier wird bei allen Songs eine ganz klare Linie gefahren, die für angenehme und recht leicht verdauliche Töne sorgt.
Dieses Album macht einfach Spaß. Bugs Hendersons Gitarren-Arbeit reicht von Riffs der härteren Gangart bis hin zu leisen Tönen, wie wir sie von Mark Knopfler und Peter Green kennen und lieben gelernt haben.
Wenn ich weiter oben von vier Bonus Tracks gesprochen habe, so ist diese Aussage nicht ganz richtig, denn am Ende von "Still Flyin'" äußert sich Bugs Henderson in einem Interview zur Entstehungsgeschichte des Albums und der einzelnen Songs aus seiner heutigen Sicht. Eine sehr schöne Idee, denn es gibt dabei eine Menge interessanter Fakten zu erfahren. Und das Ganze auch noch in aller Ausführlichkeit (mehr als 16 Minuten) und auch in einem durchaus verständlichen Slang ausgedrückt.
Kommen wir zu meinen persönlichen Anspieltipps auf dieser wirklich vielseitigen Scheibe. Gleich der Opener "Baby Ruth" ist ein saustarker Riff-Rocker, bei dem mich auch das Solo im Mittelteil sehr überzeugen kann. Auch "Heart Attack" lässt mein musikalisches Herz höher schlagen. Ein ganz starker Boogie, der wohl auf jeder Fete Leben in die Bude bringen würde.
Über "Hideaway" brauche ich wohl kein Wort weiter zu verlieren, und der Slow-Blues "Thirteen Ways" ist ebenfalls ganz großes Kino. Magische Drums und ein perfektes Bass-Solo sind hier sehr geschickt mit eingebaut. Über die Gitarre schreibe ich jetzt lieber nichts mehr, denn ich würde mich zwangsläufig nur wiederholen. Aber das sind ausdrücklich meine ganz eigenen Faves, denn auf dieser CD ist so viel zu entdecken, dass sich jeder einzelne Leser seine ganz eigene Meinung bilden sollte.
Auch optisch sticht "Still Flyin'" mit seinem sehr schön gestalteten Cover im Digipack (erstellt von Mike Eaudy) sofort ins Auge, zumal auch die CD selbst auf LP-Outfit incl. Pausenrillen getrimmt wurde.
"Still Flyin'" ist ein Blues Rock-Album der gehobenen Sorte, das bestimmt öfter im Schacht meiner Anlage landen wird. Außerdem werde ich versuchen Bugs Henderson auch mal live auf der Bühne zu erleben. Schließlich schrieb Ingolf ja etwas von »einem etwa drei-stündigen Programm«, und so was kann ich mir ja nun mal gar nicht entgehen lassen!
Line-up:
Bugs Henderson (guitar, vocals)
Bobby Chitwood (bass)
Ron Thompson (drums)

Special Guests:
Tom Morrell (steel guitar)
Ron Mason (organ)
Tracklist
01:Baby Ruth
02:Heart Attack
03:Thirteen Ways
04:Judi Likes The Blues
05:Hideaway
06:Not Guilty
07:Drugstore Blues
08:Still Flyin'
09:Please Have Mercy
10:Little Brother

Bonus Tracks:
11:Funny Beatrice
12:Louisiana Women
13:Sixty Five
14:Audio Liner Notes
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