2004 war das Jahr, als ich die Hamburg Blues Band zum letzten Mal Live erlebte. Damals hatte Bandchef Gert Lange Mike Harrison für ein paar Songs den Gesangspart überlassen.
Schon damals hatte mich die Band überzeugt, allen voran 'Edelgitarrist' Alex Conti.
Nachdem ich den Konzertbericht von RockTimes-Stammredakteur Jürgen Bauerochse las und er mir damit den Mund wässrig machte, gab es für den Samstagabend kein Halten mehr, zumal das Alternativ-TV-Programm 'Wetten dass?' anbot. Zwar schätze ich die blonde Lockenpracht von Thomas Gottschalk sehr, doch an diesem Abend zog ich das blank geputzte Haupt von Alex Conti vor!
Doch zunächst mussten wir uns draußen in eisiger Kälte die Beine in den Bauch stehen, da die Organisation des Quasimodo wieder mal zu wünschen übrig ließ. Der Unmut der Fans war schon recht lautstark, da immer nur in Zehnerblocks der Eintritt gewährt wurde, warum auch immer!
Endlich in dem Club angekommen, war schnell ersichtlich, dass das Quasimodo ausverkauft war. Da alle Sitzplätze belegt waren, kam für uns nur ein Frontplatz in Frage, was sich im Nachhinein als äußerst wertvoll herausstellen sollte.
Einige Fans schienen nicht zu wissen, dass im Quasimodo kein Gig vor 22.30 Uhr stattfindet. So wurde ab 22.00 Uhr die HBB mit Pfiffen und Gebrüll zum Betreten der Bühne aufgefordert. Ein halbe Stunde später war es dann soweit. Als erster präsentierte sich 'Boss' Gert Lange den Fans, gefolgt von Alex Conti, Basser Michael 'Bexi' Becker und Drummer Hans Wallbaum.
Man wurde gleich mit Songs vom Livealbum Live On The Edge Of A Knife verwöhnt. Dabei stellte sich Alex Conti oft grinsend Gert Lange gegenüber, und so schien es, dass dieser selbst die Soloqualitäten von Conti genoss. Lange dagegen beeindruckte nicht nur als Rhytmusklampfer, sondern er blies eine kräftige tiefe Stimme ins Mikro. Basser 'Bexi' Becker versprühte eine große Spielfreude und ergänzte sich prima mit Drummer Wallbaum.
Nach einer kurzen Pause, betrat das Quartett mit einem weiteren Gitarristen die Bühne, Clem Clempson. Dieser positionierte sich ca. einen Meter vor mir, und so konnte ich die Künste von Clempson aus nächster Nähe betrachten. Die Phonzahl wurde nun deutlich erhöht und daher musste ich meine Ohren mit Ohropax manipulieren. Klasse, wie sich Conti und Clempson in den darauf folgenden Songs mit Solis duellierten, immer genaustens von Lange beobachtet, wenn er nicht gerade den Gesang beizusteuern hatte. Clempson demonstrierte seine außergewöhnlichen Fähigkeiten als routinierten Klampfer und gefiel mir auch als Slide-Gitarrist sehr gut. Doch der Höhepunkt des Abends sollte noch folgen!
Nach fast 90 Minuten kündigte Lange Chris Farlowe an. Dieser ließ sich nicht lange bitten und eroberte Band, Bühne und Fans im Sturm. Aus dem Quintett wurde nun ein Sextett und der Platz immer enger, doch Farlowe bahnte sich, ohne Rücksicht auf Verluste, seinen Weg. Lange platzierte sich knapp vor den Kesseln Wallbaums, Becker rückte Clempson auf die Pelle, während sich Conti auf der anderen Seite 'dünne' machte. Gleich nach seiner ersten Gesangsvorstellung lobte Farlowe erst einmal das Berliner Pils mit folgenden Wortlaut: »Böörrliiner Biieer very good« und tat anschließend kund, dass ihm Berlin und die anwesenden Fans gefielen, dass er sich dabei an Manchester erinnerte und merkte an, wie »schläächt« Manchester im Gegensatz zu »Böörliin« sei.
Die Fans nahmen die Showelemente jubelnd an und ich war angenehm überrascht, wie der schwergewichtige Farlowe über die Holzplanken schwofte, sich zum Teil wie ein Breakdancer bewegte und nachhaltig bewies, dass er den Gesang nicht verlernt hatte. Die HBB ließ Farlowe alle Freiheiten. So griff er einmal ins Griffbrett von Conti, als dieser sich gerade in einem Solo vertiefte. Ein anders Mal stand ihm Gert Lange im Weg, den er mit einem leichten Check zu Seite schubste. Dann war wieder Conti sein Opfer und er tupfte mit seinem Handtuch dessen Stirn trocken um es anschließend auf den Drums von Wallbaum auszuschlagen. Schon beeindruckend wie Farlowe sein Programm durchzog und Clempson der einzige war, der nicht zu seinen Opfern zählte.
Nach guten zwei Stunden tobte das Quasimodo dermaßen, so dass die Band um die Zugaben nicht herum kam. Jetzt wurden leider nur gecoverte Songs präsentiert und ich vergaß fast, dass die HBB hier Ihr 25-jähriges Jubiläum feierte. So hätte ich mir doch mehr eigene Songs und mehr von Contis Gitarrenkünsten gewünscht.
Ansonsten gab es nichts zu meckern. Fast 165 Minuten spielte die HBB mit ihren Ehrengästen den Blues auf sehr hohem Niveau. Bis auf Chris Farlowe, der sich vermutlich total verausgab hatte, war jeder bereit, die Autogrammwünsche der begeisterten Fans zu erfüllen.
Ich hatte mir auf Verdacht die DVD vom Burg Herzberg Festival 2006 erworben, bei der eine 90-minütige Bonus-DVD der HBB dabei ist. Nach Betrachten der DVD kann ich nur raten, sich diese zuzulegen.
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