Annie Gallup und Peter Gallway machen wieder gemeinsam Musik. Nach dem äußerst erfolgreichen Album Tenderness ist "Six Bucks Shy" ihre zweite Veröffentlichung und schon an dieser Stelle darf geschrieben werden, dass das Duo genau weiß, welche Bedeutung der Begriff Steigerung hat. Gegenüber dem Vorgänger gab man die Trommelarbeit einem ziemlich bekannten Schlagzeuger in die Hände. Effektvoll setzt Jerry Marotta (unter anderem Joan Armatrading, Rory Block, Elvis Costello, Peter Gabriel, John Mayer, Suzanne Vega) nicht nur das Schlagzeug, sondern auch einige Perkussion-Instrumente ein.
Die Arrangements sind perfekt und mit einem ganz starken Songwriting überzeugen die beiden Künstler in ihren dreizehn poetischen Kompositionen. Bei Hat Check Girl sind die Farbtupfer der E-Gitarre genau dort, wo sie hingehören, der Bass ist so vordergründig, wie eben nötig, beide Protagonisten singen einfühlsam und die rhythmische Begleitung ist insgesamt eher dezent, aber nicht ohne Effekt. Bei dieser Musik sollte man selbst die Stille (gemeint ist nicht die zwischen den Tracks) hervorheben.
Mit dem Fingerspitzengefühl eines Uhrenbauers gehen Annie Gallup sowie Peter Gallway, für sich alleine schon hervorragende Musiker, zu Werke. Beide singen, man sollte auch flüstern erwähnen, mit perfektem Timbre und im Duett schmilzt das Eis schon in der aufgehenden Sonne. Bei Hat Check Girl bedeutet Singer/Songwriter zum Beispiel auch Jazz. In vielen Tracks kommt einem ein Daniel Lenois mit seinen sphärischen, dahinfließenden Nummern in den Sinn.
Eine Steigerung der Intensität ist definitiv "Jake And The Five Plaids" und dieses Stück muss unbedingt Erwähnung finden, weil man hier gar keine Instrumente einsetzt. Das a cappella-Lied ist Hingabe pur und trotzdem werden perkussive Klänge erzeugt. Folk, Blues sowie Country verschmelzen zu einem sehr unterhaltsamen Stil eigener Prägung und ruhigen Gangart.
Genau darin liegt die Klasse des Tonträgers. Dort hat Hat Check Girl eine große Stärke und wenn das Duo auch ohne Instrumente sehr überzeugen kann, dann klingen sie mit ihren diversen Arbeitsgeräten zuweilen wie ein Orchester. Hier und da begegnen einem, wie auf "Tenderness", spoken words, die sich dieses Mal auf beide Protagonisten verteilen und als Vorzeigeexemplar dafür soll der letzte Track "Cigarette Girl" genannt werden. Ein Hammer-Song mit viel sanfter, sich im Jazz festsetzender Gitarre und klasse Begleitung von Marotta.
Mit dem Opener erhält der Hörer einen ersten Eindruck von der Atmosphäre der Platte und damit zeigt Peter Gallway ganz allgemein auch ein besonderes Händchen für den richtigen, klaren Klang einer solchen Musik. Vortrefflich passt auf "Six Bucks Shy" alles zusammen. Im riesigen Garten der Singer/Songwriter ist Hat Check Girl schon etwas Besonderes.
Die Texte pendeln zwischen Lebenserfahrungen und Metaphorischem. Wenn dem musikalischen Paar unbedingt ein Vorwurf gemacht werden könnte, dann wäre es ein ziemlich starrer Umgang mit dem Tempo in den Songs. Da spielt sich nicht so sehr viel ab. Macht aber aus meinem Empfinden heraus überhaupt nichts aus, denn schließlich sind die Kompositionen mit herrlichen Arrangements gefüllt worden.
Der CD-Sound ist so gut, dass man hier wirklich jede Regung mitbekommt und neben allen tollen Tracks sind die bereits erwähnten "Jake And The Five Plaids" sowie "Cigarette Girl" meine Favoriten auf einer mit vermeintlicher Schlichtheit daher kommenden Platte, die einem mit jedem Durchgang mehr ans Herz wächst. "Six Bucks Shy" ist anders als "Tenderness", aber 100% Hat Check Girl.
Line-up:
Peter Gallway (vocals, guitars, bass, Wurlitzer, Fender Rhodes pianos, Hammond B3)
Annie Gallup (vocals, guitar, lap steel guitars)
Jerry Marotta (drums, percussion)
| Tracklist |
01:August Sin (4:46)
02:Getaway Car (4:47)
03:Six Bucks Shy (3:32)
04:Mercury (4:18)
05:City Lighty (3:36)
06:Blow By Blow (4:11)
07:Jake & The Five Plaids (3:18)
08:He Did What He Wanted (3:42)
09:Echo Echo (4:01)
10:What Hemingway Said (3:52)
11:Leave Most Of It Out (3:32)
12:Remember (3:35)
13:Cigarette Girl (4:56)
(all songs written by Annie Gallup/Peter Gallway/Jerry Marotta except #7: Peter Gallway and #11: Annie Gallup)
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