Heel, benannt nach seinen Gründern 'HE'-nriksson und 'EL'-isson - ist eine noch recht junge Band aus Schweden, die nach dem Debütalbum Evil Days nun mit "Chaos And Greed" einen bärenstarken Nachfolger auflegt.
Inzwischen bin ich beim geschätzten 15. Hördurchlauf dieses Albums. Kein einziges Mal haben mich die immerhin gut 70 Minuten von "Chaos And Greed" auch nur im Entferntesten gelangweilt - vielmehr halten sie meine grauen Zellen auf Trab! Wie klingen die jetzt eigentlich? Wenn ich Heel höre, rotieren 1000 Bandnamen in meinem Kopf, im ständigen Wechsel. Ich empfinde eine unterhaltsame Ratlosigkeit beim Zuhören, die mich von Beginn an fesselt.
Eine kleine Auswahl der Bandnamen in meinem Kopf muss herhalten, um zu beschreiben, wie diese Schweden-Platte klingt. Ich höre klassischen Heavy Metal, so druckvoll, aggressiv und zugleich melodisch, wie ihn Astral Doors oder Jorn Lande spielen. Teils sogar düster-druckvoll wie Dio. Ich höre Double-Bass-Hymnen mit klarem, hohem Gesang im Stile von Stratovarius. Mystisch-Episches im Stile von Avantasia. Dur-lastige Double Bass-Hymnen, wie sie von Helloween oder Angra stammen könnten.
Neoklassische Harmonien kommen ganz nach Yngwie Malmsteen, ob supermelodisch-butterweich wie in "Did You Know" in der Art von "Fire & Ice" oder episch-monumental bei "This Angel Cry", das auf "The Seventh Sign" hätte stehen können. Und als ob das nicht genug wäre, klingen "Crusader" und "This Angel Cry" wie Black Sabbath zu Zeiten eines Tony Martin am Mikro, was sowohl an der Gitarrenarbeit als auch am leidenschaftlichen, inbrünstigen Gesang liegt.
Und dennoch kann ich keinerlei Plagiats-Vorwürfe erheben! Bei all den Referenzen ist es höchst verwunderlich, mit welchem saustarken Songwriting die Schweden zur Sache gehen. Meine Gedanken kreisen quer durch den Garten etablierter Genre-Größen - und doch habe ich nie den Eindruck, Heel würden irgendwo klauen.
"Chaos And Greed" ist prall mit verdammt guten Songideen, genialen Melodien und ausgefuchsten Hooklines. Und das trifft nicht nur auf die Refrains zu - schon die Strophen packen zu und lassen einen nicht mehr los. Nicht zu fassen, dass die Band so viel gutes Material hat, um einen Kracher wie "Gold And Glory" nicht als Opener zu bringen, sondern damit an elfter Stelle der Tracklist nochmal nachzufeuern.
Zum klasse Songwriting kommt auch noch eine superbe Instrumentenbedienung hinzu. Die irre tighten Speed-Passagen, die lässig umherwirbelnden Keyboards und nicht nicht zuletzt die hochklassigen Gitarren-Keyboard-Duelle, dazu spannende Breaks mit rhythmischen Spielereien und atmosphärischen Eintrübungen - all das ist zum Beispiel im Titelsong zu finden - verleihen dem Album einen latenten Prog-Einschlag im Stile von Symphony X oder Circus Maximus.
Ein klasse Teil, dieses Album. Alles, was mir zu einer makellosen Tipp-Topp-Bewertung noch fehlen würde, ist eine eigene Note, eine stilistische Duftmarke - irgendetwas, was ich von all den genannten Bands bisher noch nicht bekommen habe. Dann brauch ich beim nächsten Album nicht mehr gar so viele Bandnamen zu nennen. Das ist, nebenbei erwähnt, auch 'ne blöde Arbeit für die betroffenen RockTimes-Kollegen, die diese ganzen internen Links vom CD-Review in unseren Künstler-Index platzieren müssen. Au weia - da war schon wieder einer, sorry!!!
Weil aber jeder einzelne Song so frisch klingt, als hätten Heel den Metal gerade neu erfunden, gibt es trotzdem prächtige 8,5 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Marcus Elisson (guitar, backing vocals)
David Henriksson (vocals)
Magnus Öberg (bass)
David Jonasson (keyboard)
Alexander Gustavsson (drums)
Tracklist |
01:Chaos And Greed
02:Crusader
03:Did You Know
04:Taste Of Steel
05:Sons Of Thunder
06:Forbidden Ways
07:Kingdome Comes
08:Light Of Day
09:Save Our Souls
10:This Angel Cry
11:Gold And Glory
12:Walk To The Light
13:Land Of Freedom
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Externe Links:
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