Heidi Happy / Flowers, Birds And Home
Flowers, Birds And Home Medium: CD
Spielzeit: 48:39
Label: Little Jig Records, 2009
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 07.03.2009


Ulli Heiser
Kunst- und anspruchsvoll, unkonventionell und Aufmerksamkeit weckend startet Heidis neues Album, "Flowers, Birds And Home". Erstmal fällt die angenehme Songwriter-Attitüde auf, adäquat intoniert von angenehmer Stimme. Genre-untypisch der Einsatz von allerlei Handwerkszeug wie Kesselpauke, Vibrafon oder Posaune und es wird schnell klar, dass dies in keinster Weise ein standardisiertes Werk ist. Die Posaunen, mal schräg und dann auch forsch gespielt, lassen Assoziationen an Unangepasstes à la Tom Waits aufkommen.
Im Wechsel gibt es spärlich Instrumentiertes in der Art (sowohl stimmlich, als auch im Ausdruck) einer Melanie, wie bereits Kollege Markus beim Vorgänger Back Together treffsicher bemerkte. Aber auch eine Edie Brickell oder Rickie Lee Jones blicken ab und zu durch. Die Kompositionen schaffen es stellenweise, auf den ersten Blick nicht Zusammengehörendes und scheinbar Wirres so in Szene zu setzen, dass man sich schon mal an Meister Zappa erinnert.
Interessant und gelungen ist die Verschmelzung und Barrieren einreißende Verflechtung von originärem Singer/Songwritertum, chansonhafter Leichtigkeit und jazzigen Tunes. Traumhafte Harmonies und unerwartete Wendungen lassen das ein um's andere Mal erstaunt aufblicken. Dabei helfen Streichereinsätze sowie lasziv hingehauchte Erotik. Was Heidis Musik nicht ist, ist Pop, wie es öfters zu lesen ist und es auch im Labelzettel geschrieben steht. Leider ist das kein Pop, denn wenn dem so wäre, könnte man den Hausfrauenfunk adeln.
Es ist aber auf jeden Fall so, dass die Musik der Schweizerin eine gehörige Portion Einfühlungsvermögen und sich auf vordergründig Schräges einzulassen verlangt. Man muss die Stücke wirken lassen und sich ein Stück weit öffnen, wenn eine Nummer von gefühlt ernster Couleur plötzlich einen Schwenk in Richtung "Augsburger Puppenkiste" vollführt. Ich sagte es bereits: Tom und Frank blitzen hin und wieder durch.
Hab ich eine Komponente vergessen? Ja, ansatzweise gibt es Kammermusikalisches mit einer Prise Posaunenuntermalung und fordernden Vocals. "Take Four" heißt das Stück, was ich nur weiß, weil ich gerade auf die Playeranzeige schaue. Welcher Zählstand dort angezeigt wird und wie der jeweilige Song heißt, ist mir nicht wichtig, denn einen herausnehmen ist schwer, weil er dann anders wirken würde. Heidi Happy muss man sich am Stück geben. Oder gar nicht. Ich kenne den Vorgänger, der in RockTimes nicht gerade die beste Kritik bekommen hat, nicht. Das kann durchaus passieren, wenn man sich die Schweizerin im falschen Moment gibt. "You And Your Moods" ist da nicht nur der gerade laufende Track, sondern auch Hinweis, dass die Stimmung passen muss. Kindliche backings kokettieren mit Heidis Vocals, die Streicher zaubern eine besondere Stimmung und die Posaunen blasen stoisch in die Minuten. Das hat was.
"Flowers, Birds And Home" wurde von der Protagonistin im Alleingang produziert und arrangiert. Erste Single-Auskopplung war "Fulltime Running" und bevor "Flowers, Birds And Home" Mitte März erscheint, wird es als zweite Auskopplung "I Think I'm In Love" geben. Eine sehr gute Wahl und wenn es die Nummer hierzulande in meinen beim-auf-die-Arbeit-fahren-Sender schafft, dann setzt sich fort, was letztes Jahr für mich begann: Es gibt Frauen, die es schaffen, tägliches Radiohören wieder erträglich zu machen. Heidi Happy gehört definitiv dazu!
Line-up:
Heidi Happy (old flute, glockenspiel, vocals)
Mitch Gsell (violin)
Markus Wieser (viola)
Nicola Romano (cello)
Ephrem Lüchinger (keys, Rhodes)
Gregor Heini (guitar)
Stephan Diethelm (vibes)
Andreas Tschopp (trombone)
André Pousaz (bass)
Arno Troxler (drums)
Tracklist
01:Hush
02:Turn
03:Fool
04:I Think I'm In Love
05:Fulltime Running
06:Instrumental One
07:Deheree
08:Spring
09:I Understand
10:Why
11:I've Got Something
12:Instrumental Two
13:Home
14:Take Four
15:Push The Door
16:You And Your Moods
17:Instrumental Three
18:O-o-oh
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