Spontan sein ist manchmal von großem Vorteil.
Die englische Band hey Negrita hatte einige Auftritte im britischen Fernsehen und daraus erwuchs die Idee, im Studio einen Akustikset live einzuspielen. Gesagt, getan... die Musiker verbrachten fünf Stunden in den Miloko Studios, im Süden Londons gelegen, um so viele Titel wie möglich aufzunehmen. Die elektrischen Instrumente beiseite gelegt, die Drums auf ein Minimum reduziert, wurden die Stühle im Kreis aufgestellt und los ging es.
Heraus gekommen ist eine Platte, die in der Tat sehr relaxt ist und den Livecharakter der Aufnahmen spürt man nicht nur durch das eine oder andere Gerede.
Nur der Titelsong ist neu. Alle anderen Tracks befinden sich bereits auf früher veröffentlichten hey Negrita-Alben. Die Hälfte der Lieder stammt von You Can Kick. Allerdings haben die Songs ein anderes Outfit bekommen, denn auf vorliegender CD spielt man ausschließlich akustisch.
Alle Instrumtente, Gitarre, Banjo, Bass, Harp, Akkordeon sowie ein dezentes Schlagzeug (meist mit den Jazzbesen gespielt) beziehungsweise Percussion haben ihren Platz in den Titeln. So arrangiert stellt man erst einmal fest, welche Qualität die Kompositionen haben.
Die Session, zusammengefasst in knapp dreiundvierzig Minuten, ist ein funkelnder Beweis dafür, wie modern akustischer Country Blues klingen kann.
"Rope" hat einen klasse Groove und Felix Bechtolsheimers Stimme hat so ein herrliches Timbre. Die Will Greener-Harp pachtet die Sehnsucht, nicht ohne ein gelegentliches Augenzwinkern in Richtung Western.
Die neue Komposition fügt sich nahtlos in die Liste der alten Nummern ein.
Kritiklos gut ist auch der Chorgesang. Ach, ist das schön, wenn man sich diese Musik zu Gemüte führt. Das macht einfach Spaß. Genauso viel, wie die Combo ihn bestimmt bei den Aufnahmen gehabt hat.
Bedenkt man, wie viel Zeit manche anderen Künstler mit dem Feilen an den Songs verbringen, geht - diese Platte ist ein eindeutiger Beleg dafür - wohl nichts über live im Studio.
Eine richtig feine Sache ist die neue Platte von hey Negrita.
Die Abstimmung der unterschiedlichen Instrumente ist ebenfalls ausgewogen. Das Akkordeon, nicht immer im Einsatz und mal im Hintergrund oder als Tonangeber, ist schon eine echte Bereicherung des Bandsounds.
Die Harp kommt in gleicher Weise zum Einsatz und, verdammt noch eins, dieses Banjo, von Paul Tkachenko gezupft, klingt einfach klasse. Geschickt lassen die Gitarrenprotagonisten ihre Fingerpicking-Fertigkeiten aufblitzen.
Was das Akkordeon in "Kathmandu" an Klangteppich zaubert, ist wunderschön und mit dem etwas flotteren "Lay Me Down" wird wieder Fahrt aufgenommen. Besonders ist hier die Harp von Will Greener zu loben.
Mit einer größeren Portion Country und abermals feinem Männerchor endet diese Platte. Da die Gitarrenbegleitung sehr zurückhaltend ist, kann man am Anfang von "Fishin'" fast von einer a-cappella-Nummer sprechen. Später gesellen sich Harp und Akkordeon dazu. Greener ist klasse!
In einer tollen Atmosphäre werden zwölf akustisch interpretierte Songs geliefert, die alle zusammen ein beeindruckendes Statement für diese Art von Musik abgeben. Ein besonderes Bonbon ist natürlich der Live-Charakter von "Burn The Whole Place Down (A Real Live Acoustic Smoke Out)".
Eine Empfehlung kann ohne Bedenken ausgesprochen werden.
Line-up:
Felix Bechtolsheimer (acoustic guitar, vocals)
Matt Ord (acoustic guitar, vocals)
Paul Tkachenko (acoustic guitar, banjo, accordion)
Will Greener (harp, vocals)
Paul Sandy (double bass)
Neil Findley (drums)
Tracklist |
01:Burn The Whole Place Down (3:42)
02:Room Service (3:11)
03:One Mississippi (3:15)
04:Rope (4:08)
05:Here I Come (3:28)
06:Cold (4:56)
07:Nine To Five (2:52)
08:Can't Walk Away (3:25)
09:Devil In My Shoes (2:42)
10:Kathmandu (3:42)
11:Lay Me Down (3:21)
12:Fishin' (4:16)
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