Wie elektrisiert war ich nach dem ersten Hördurchgang von On The Old Kings Road und auch heute noch bin ich von der Scheibe fasziniert. Kritikpunkte? Oh doch, die gab es von Anfang an! Knapp 37 Minuten bei solcher Musik, das ist einfach viel zu kurz! Andererseits bin ich der Meinung: Lieber 37 Minuten Qualität als 70 Minuten ein Wechselbad der Gefühle zu erleben, weil 10 Songs hammermäßig sind und der Rest lediglich als Auffüller dient, um die Kapazitäten des Rundlings bestmöglichst zu nutzen.
Apropos 'bestmöglichst': Highway Child haben ganz offensichtlich die verstrichene Zeit seit ihrer letzten Veröffentlichung intensiv genutzt, sich auf den Hosenboden gesetzt und an neuen Songs gewerkelt, die nun auf "Sanctuary Come" zu hören sind.
Die Dänen, die übrigens - obwohl noch sehr jung - seit 15 Jahren in der gleichen Besetzung spielen und unter dem Namen Highway Child seit 2005 in Erscheinung treten, liefern mit ihrem Nachfolger wieder einmal ein Paket musikalischer Glanztaten ab. Und auch dieses Mal haben sie tief in der 60er-Jahre-Musikkiste gewühlt.
Überwog auf dem Debüt noch ein rauer, bluesrockiger Soundmix aus Led Zeppelin und Jimi Hendrix mit folkigen Dylan-Einlagen, experimentiert man auf "Sanctuary Come" mit psychedelischem Pop à la T. Rex, Byrds und Beatles.
"In The End" hat einen ganz typischen Byrds-Einschlag, "Sanctuary Come" (markant hier die Fuzz-Gitarre) und "Once Is Once Too Much" dagegen könnte ohne weiteres aus der Feder der vier Pilzköpfe stammen (selbst die Stimme ist bei letztgenanntem Stück recht Pauleman-like, die Gitarre klingt jedoch stellenweise fast nach John Cipollina)
Bei "Dear Girl" und dem ordentlich treibenden "Turn Me On" hat sich bestimmt Marc Bolan von seiner Wolke da oben runtergeschwungen und den Straßenkindern kräftig die Steigbügel gehalten. Auch hier wieder ist die vokalistische Glanzleistung von Patrick Heinsoe zu bewundern, klingt er bei diesen Stücken ganz nach dem guten Marc.
Ist der überwiegende Teil der Platte eher psychedelisch-poppig, geht es gegen Ende dann mit "You You You " und "Take You Down" doch noch mal etwas rockiger zur Sache.
Man hat sich also nicht ganz von Led Zeppelin verabschiedet, wie an diesen beiden Stücken sowie dem akustischen "Born On The Run" (klingt ein kleines bissel nach "Going To California") unschwer rauszuhören ist.
"When The Sun Burned The Ground" - mit diesem Stück hat die Band ein Album-Highlight geschaffen, das stellenweise den Anschein eines Medleys hat und dessen stonermäßiger Abschluss nahtlos in "Sanctuary Come" übergeht.
Und der mit feiner Fuzz-Gitarre ausgestattete Opener ist eh über alle Zweifel erhaben.
Auch wenn es genügend Parallelen zu o.a. Bands gibt, die Dänen covern nicht und klauen auch nicht hemmunsglos, sondern verstehen es gekonnt, den Sound der 60er zu modernisieren und mit verschiedenen Musikstilen zu kombinieren und so in die heutige Zeit zu wuchten.
Auffallend sind auch die vielen kleinen Extras, mit denen die Songs gespickt sind, so dass man diesen mit ganzer Aufmerksamkeit begegnen sollte.
'Alter Aufguss in neuem Gewand' könnten Kritiker sagen und 'früher war eh alles besser'. Klar, wenn man nicht über den Tellerrand schaut und stets nur das 'Alte' beschwört, kann man vorschnell sein Urteil fällen. Lasst euch einfach mal eines Besseren belehren, gebt jungen musikhungrigen Bands eine Chance und hört Euch "Sanctuary Come" an, es lohnt sich.
Highway Child ist damit auch dieses Mal wieder eine bemerkenswerte Scheibe gelungen, die wohl noch lange Zeit in meinem Player rotieren wird.
Aber es gibt einen Kritikpunkt: Knapp 41 Minuten Spielzeit sind einfach viel zu kurz, bei solcher Musik.
Line-up:
Patrick Heinsoe (vocals)
Paw Eriksen (guitar)
Christian Norup (bass)
Andreas Henriksen (drums)
Guests:
Anders Onsberg Hansen (backing vocals - #2)
Lorenzo Woodrose (backing vocals - #6)
Kasper Kaae (lap steel - #5)
| Tracklist |
01:Red, White And Blue
02:In The End
03:When The Sun Burned The Ground
04:Sanctuary Come
05:Once Is Once Too Much
06:Turn Me On
07:Dear Girl
08:You You You
09:Take You Down
10:Born On The Run
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