Hogjaw / Sons Of The Western Skies
Sons Of The Western Skies Spielzeit: 47:29
Medium: CD
Label: Swampjawbeammusic L.L.C., 2012
Stil: Southern Rock

Review vom 19.03.2012


Jochen v. Arnim
Southern Rock is dead…

So einige selbsternannte oder auch unangezweifelte Kenner des Genres haben sich schon vor etlichen Jahren zu dieser Einschätzung hinreißen lassen. Leider wurde der Beweis für die These durch allzu viele wenig substantielle Strohfeuer über die Zeit hinweg ständig neu angetreten. Immer wieder flackerten die Augen voller freudiger Erwartung, nur um dann doch wieder resigniert den Blick zu senken. Dann kamen Hogjaw vor einigen Jahren mit ihrem Debüt aus der Wüste gebrettert und die Welt frohlockte mit Recht. Nun wird schon die dritte Runde eingeläutet und »"Sons Of The Western Skies" will come at you like a freight train of sound.« Mehr muss eigentlich nicht gesagt werden, um die Ankündigung der neuen Scheibe der Wüstenrocker aus Arizona zu interpretieren. Denn auch mit dieser Veröffentlichung bringt uns das Quartett eine geballte Ladung Rock'n'Roll ins Haus.

Wie schon bei den Vorgängern zeichnet sich ihre Musik durch die eingängige Spielweise der beiden Les Pauls aus, untermalt vom ständig pumpenden Tieftöner und dem wie ein Motor wirkenden Schlagzeug. Verantwortlich dafür sind nach wie vor die Herren Jonboat Jones und Kreg Self an den Gitarren, Elvis DD am Bass und Kwall Kowalski an den Fellen. Und nach wie vor versprühen sie eine ungemeine Spielfreude, die wir bald auch wieder live erleben dürfen. Wer die Gunst der Stunde beim Schopfe gepackt und sich eine ihrer Shows auf der letztjährigen Tour durch Teile Westeuropas angesehen hat, der weiß, was ich meine. Selten kam eine Truppe so natürlich, ehrlich und bodenständig - besonders deutlich im persönlichen Kontakt nach den Auftritten - rüber, wie die Herren aus dem Südwesten der USA. Unprätentiös beim Erklimmen der Bühne, unprätentiös hinterher beim Bier und dazwischen bei der Musik ebenfalls. Ihre Themen handeln von den alltäglichen Dingen, die sie bewegen, nicht immer im mitteleuropäischen Konsens, aber auf diese Diskussion will ich nicht einsteigen.
Die zehn neuen Songs des dritten Longplayers machen somit genau da weiter, wo ihre Vorgänger auf "Devil In The Details" und Ironwood aufhörten. "Spoonfed" knallt uns als Opener direkt die notwendigen Zutaten um die Ohren, damit wir uns ganz schnell im Pick-up wiederfinden und durch die Wüste ballern können. Auch "Hells Half Home Of Mine" haut voll in diese Kerbe, die Riffs und Gitarrensoli habe ich lange nicht mehr so schön gehört und Jonboat bringt uns in seiner markanten Stimmlage die Texte näher. Aber nicht nur er ist für den Part am Mikro verantwortlich, auch Kwall kann das und beweist es in "Road Of Fools", das erneut mit ein paar wunderbaren Gitarrenläufen aufwarten kann. Bei "Six Shots" wird es zumindest gefühlt einen Tacken härter, Jonboat übernimmt wieder den Gesangspart und ich fühle mich in Zeiten versetzt als die Inkarnation aller Southern Rocker ihre Hochphase hatte.
Dass Hogjaw weitaus mehr können, als nur mit Double Leads auf den Les Pauls zu arbeiten oder endlose Läufe in die Ohren zu schicken, beweisen sie sehr eindrücklich mit der eher funkig-soulig-getragenen Nummer "Everyone's Goin Fishin", die sich besonders auch durch das Gastspiel Jeff Wilburs auf dem Saxofon auszeichnet, dessen Töne auf die Musik der übrigen Vier aufgelagert sind. Natürlich geht nix ohne Ballade und die erste bekommen wir mit "Look To The Sky", die uns von Jonboat mit seiner nölenden Stimme fantastisch geliefert wird. Eine tolle Nummer, die man live auf locker zwanzig Minuten ausdehnen könnte, so viel Platz bietet der eingeschobene Intrumentalpart nach den ersten vier Minuten, viel Platz für intensive Gitarrenarbeit, ein bisschen Sprechgesang und Les Paul-Soli. Hell yeah!
Die Geschichte vom "Mainstream Trucker" wird von einer schönen Blues Harp eingeleitet, bevor der Rest der Band im Country Style einsteigt. »Lines on the road, lines up his nose, lines on his face« - da bleiben keine Fragen zum oft verklärten Mythos des hart arbeitenden Truckers offen. Bei "Midnight Run To Cleator" werden wieder alle Pferde gesattelt oder der Big Block im Pick-up mit den notwendigen Gallonen Premium versorgt. Die Instrumente blasen zur Attacke und Jonboat steigt am Mikro ein, ein cooler Rocker. Genauso geht es mit "Dirty Woman" weiter, etwas weniger hart aber nicht weniger treibend, ganz in guter alter Hogjaw-Manier, die Rhythmusfraktion schön untermalt von feinen Gitarrensoli.
Und schon sind wir mit dem letzten Song auch am Ende der Scheibe angekommen, passend betitelt mit "The Sum Of All Things", einer weiteren gitarrenlastigen Ballade. Erneut geht es in Gedanken zurück in die siebziger Jahre, als eine Band aus Jacksonville, Florida, von sich reden machte. Neben den typischen Krachern höheren Tempos auf diesem Rundling sind für mich besonders "Look To The Sky" und "The Sum Of All Things" Aushängeschilder der CD. Die Band beweist einmal mehr songschreiberisches Vermögen, das weit über den Zufallscharakter vieler anderer junger Combos - zur Erinnerung, Hogjaw sind erst seit 2006 am Start - hinausgeht und hat sich damit einen Platz in der Sparte Nachhaltigkeit erarbeitet.

…long live Southern Rock!
Line-up:
Jonboat Jones (vocals, guitar)
Kreg Self (lead guitar)
Elvis DD (bass)
J. 'Kwall' Kowalski (drums)
Jeff Wilbur (saxophone - #3)
Tracklist
01:Spoonfed
02:Hells Half Home Of Mine
03:Road Of Fools
04:Six Shots
05:Everyone's Goin Fishin
06:Look To The Sky
07:Mainstream Trucker (18 Wheeler Edit)
08:Midnight Run To Cleator
09:Dirty Woman
10:The Sum Of All Things
Externe Links: