The Holmes Brothers / Brotherhood
Brotherhood Spielzeit: 53:56
Medium: CD
Label: Alligator Records, 2013
Stil: Blues, R&B, Soul

Review vom 18.11.2013


Joachim 'Joe' Brookes
In schöner Regelmäßigkeit sind The Holmes Brothers in unseren Breitengraden unterwegs und es hat den Anschein, als würden die Gigtermine immer mehr werden. Zur Herbsttour 2013 hat
Feed My Soul einen Nachfolger bekommen. "Brotherhood" sorgt für einen Stau vor dem Playerschacht. Da kann sich jeder interessierte Leser denken, wie so etwas zustande kommt.
The Holmes Brothers bringen es mit den insgesamt vierzehn Songs wieder einmal auf den Punkt. Blues, R&B, Funk, Gospel und Soul werden in acht Eigenkompositionen und fünf prächtig interpretierten Coversongs gewürdigt. Keinem muss hier erzählt werden, wie tief die Stimmen von Sherman Holmes, Wendell Holmes sowie Popsy Dixon in den verschiedenen Stilen verwurzelt sind. Allerdings tauchen nicht selten auch Sängerinnen auf. Einerseits ist es Felicia Holmes in der herrlichen Soul-Ballade "Loving You From Afar" und andererseits Catherine Russell, die in der Rolle der einzigen Chordame eine wirklich tolle Figur abgibt.
Der Tastenmann Glenn Patscha war auch schon beim Vorgänger mit von der Partie und spielt auf vorliegender Platte nicht nur diverse Keyboards beziehungsweise Piano sondern ist zusammen mit Hector Castillo und dem Gitarristen Chris Bruce für die Produktion zuständig gewesen.
Die fast vierundfünfzig Minuten Gesamtspielzeit sind ausnahmslos lohnenswert. Mit der Uptempo-Nummer "Stayed At The Party" geht es gleich in die Vollen und Glenn Patscha wird mit seinem treibenden Pianosolo prominent in den Vordergrund gestellt. Schon mit der zweiten Nummer, die den Titel "I Gave Up All I Had" trägt, verlangsamt man das Tempo und dazu perfekt passend spielt Chris Bruce die akustische Gitarre. Logisch, bei diesem ruhigeren Lied kann man die mit viel Gospel getränkten Stimmen der Holmes Brothers ganz besonders genießen. Eine ganz feine Mischung aus R&B beziehungsweise Soul wird als nächster Song serviert. In "Passing Through" kommen dann auch noch die zweiköpfige Bläserabteilung mit John Ellis (Tenorsaxofon) sowie Trompeter Antoine Drye zu Wort. Klasse Track!
Zur richtigen Zeit dreht man an der Zeitschraube und covert "You've Got To Lose" von Ike Turner. Vorzüglich ist der Saxofonist John Ellis und mit seinen Percussion taucht Joe Bonadio nicht ohne Grund im Line-up des einen oder anderen Tracks auf. "Gone For Good" wird zum groovendsten Stück der Platte gekürt und hier erlaubt sich Chris Bruce über den Wah Wah-Pedaleinsatz gar einen Ausflug in leicht psychedelische Gefilde. Toll! Überhaupt ist dieser Mann mit seinem nicht linearen Verständnis vom Blues eine der treibenden Kräfte bei all den Musikern.
Bringt man die Curtis Salgado-Nummer "Drivin' In The Drivin' Rain" in die Nähe eines Gefrierfachs, ist die Gefahr von schmelzendem Eis sehr groß und beim mit einem kleinen Schuss Rock'n'Roll versehenen "My Word Is My Bond" darf man vielleicht das Tanzbein schwingen, aber zumindest ist die Fußwippe nicht im Ruhe-Modus.
Schon jetzt steht fest, dass The Holmes Brothers eine Hausnummer für sich sind. Sweet Soul pur hat die Band mit "My Kind Of Girl" im Programmangebot. Im Original von William Bell und
Booker T. Jones zu Papier gebracht wird vom Feinsten gesungen und an dieser Stelle muss Chris Bruce abermals gelobt werden. Der Mann ist richtig gut und macht auch vor der einen oder anderen rockenden Variante in seinem Spiel nicht Halt. Klasse! "Last Man Standing" setzt eine weitere Duftmarke à la The Holmes Brothers und das absolute Highlight dürfte wohl der Platten-Schlusspunkt sein. Bei "Amazing Grace" in der Obhut von den singenden Brüdern braucht man nicht die Nase rümpfen. In dieser Interpretation kommt einem der Song wohl sehr selten zu Ohren. Siebeneinhalb Minuten Unterhaltung aus dem obersten Regalbrett. Brillant!
The Holmes Brothers reiten zweifelsohne auf einer nicht von der Hand zu weisenden Welle der Sympathie und des Erfolges. "Brotherhood" ist ein weiterer Beleg dafür. Hier werden nicht nur gesangliche Emotionen mit Authentizität an den Hörer weitergereicht.
Line-up:
Sherman Holmes (bass, vocals)
Wendell Holmes (electric guitar, vocals, piano)
Popsy Dixon (drums, vocals, tambourine)

Additional Musicians:
Chris Bruce (electric guitar, acoustic guitar, bass)
Glenn Patscha (piano, Hammond B3 organ, Wurlitzer electric piano, reed organ, Casio, Yamaha organ, backing vocals)
Joe Bonadio (tambourine, percussion, drums)
John Ellis (tenor saxophone)
Antoine Drye (trumpet)
Kenny Wollesen (drums)
Chatherine Russell (backing vocals)
Felicia Holmes (backing vocals)
Tracklist
01:Stayed At The Party (3:29)
02:I Gave Up All I Had (3:14)
03:Passing Through (2:57)
04:You've Got To Lose (3:07)
05:Likety Split (3:44)
06:Soldier Of Love (4:31)
07:Gone For Good (3:05)
08:Loving You From Afar (5:12)
09:My Word Is My Bond (3:05)
10:Drivin' In The Drivin' Rain (3:25)
11:My Kind Of Girl (3:21)
12:Darkest Hour (4:25)
13:Last Man Standing (2:44)
14:Amazing Grace (7:39)
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