House Of Mirrors / Desolation
Desolation
11 Jahre nach Ihrer Gründung hatten die Finnen House Of Mirrors im Jahr 2004 ihr Debütalbum Nightflight To Paradise veröffentlicht. Jetzt, zwei Jahre später, erscheint der Nachfolger "Desolation". Die Finnen gehören zu einer Reihe von Melodic Hardrock-Bands aus Skandinavien, die uns in den letzten Jahren enorm viel Stoff um die Ohren hauen. Vieles davon ist mehr als beachtenswert. Ist es "Desolation" von House Of Mirrors auch?
Jaein!!!
Anders als auf dem Vorgänger, geht man zwischenzeitlich die etwas härtere Tour. Zwar spielt das Keyboard noch eine große Rolle in den einzelnen Songs, jedoch erscheint mir die Musik inzwischen doch wesentlich mehr von den Gitarren dominiert. Der Sound der Platte ist sehr gut, die Aufnahmen entstanden in den 'Valtone Recording Studios' und das Mastering wurde in den 'Finnvox Studios' in Helsinki vollzogen.
House Of Mirrors haben sich weiterentwickelt. Man legt mit den Gitarren inzwischen ein schärferes Brett auf, wie sich schon beim Opener und Titelsong "Desolation" klar feststellen lässt. Fetzige Guitar-Riffs und dezent eingesetzte Orgeltöne geben dem Song eine eigene Dynamik. Und für alle, die mit dem Debüt-Album nicht so viel anfangen konnten, könnte schon hier klar sein, dass diese Scheibe etwas für sich hat.
Weiter geht es mit "Fallen Leaf", einem Hard-Rocker, der allerdings auch ins AOR-Gefilde abdriftet. Das macht sich im Refrain und den zwischendurch eingesetzten Synthies stark bemerkbar. Diese Platte hat gegenüber den gewöhnlichen Melodic Rock-Alben den Vorteil, dass Leadsänger Pekka Rautiainen eine passende Stimme hat und das auch die Gitarren-Soli sehr gut dosiert und zumeist sehr passend eingespielt wurden.
Auch wenn die Melodien in weiten Teilen schon etwas gewöhnlich sein dürften (aber das hat der Melodic Hard-Rock ja so an sich), ist es diesmal wirklich gelungen, Abwechslung auf dem Silberling unterzubringen. Denn mit "Broken Soul" geht es auch mal in Richtung Metal, ohne dabei jetzt die Axt auszupacken. Aber immerhin wird das Tempo merklich angezogen.
Nun allerdings auch mal zu meinem 'Nein im Ja': Der Song "Where Are You Know" klingt sicherlich auch sauber, aber ehrlich gesagt ist mir das viel zu schnulzig und das passt meines Erachtens dann auch nicht zum eingeschlagenen Konzept der ersten Songs. Man kann auch melodischen Hard Rock spielen, ohne die Schmalzdose vollkommen zu öffnen. Das erfährt dann in "Waiting In The Wings" auch noch eine Steigerung. Ärgert mich ein wenig, die Platte ging bis jetzt richtig gut ab!
Dafür holt mich aber "On The Red Line" aus dem tiefen Tal wieder heraus, in das ich gerade reingefallen war. Es wird wieder richtig rockig und das ist gut so. "Gone With The Summer" ist der Song, den ich auf Journeys aktueller Scheibe Generations vermisse, gleichzeitig möchte ich ja fast behaupten, dass man bei der Komposition des Songs tief in die Tasche der 'AOR-Götter' um Neal Schon gegriffen hat. Aber wenn die nicht wollen, dann machen es eben House Of Mirrors. Warum auch nicht?
Der Rest ist seichter Rock und mit "Masquerade" gibt es auch noch mal typischen AOR.
Im Ergebnis kann ich feststellen, dass House Of Mirrors im Vergleich zum Debüt ein deutlich besseres Album vorgelegt haben. Die Produktion ist sehr sauber und druckvoll. Herausgekommen ist eine Platte, die zum großen Teil eine Mischung aus hartem Rock und typischem AOR beinhaltet. Wie so oft fehlt die eigene Innovation und es drängt sich erneut die Frage auf: 'Wieso braucht man 2 Jahre, um solche Songs zu schreiben?' Verstehe ich immer noch nicht, es sei denn man ist von den 2 Jahren exakt 23 Monate auf Tour und hat keine Zeit zum Komponieren gefunden. Na ja, vielleicht übertreibe ich etwas.
Gutes, melodisches Album und ganz sicher dazu geeignet, eine umfangreiche Sammlung dieser Art sinnvoll zu ergänzen. Noch mal so eine Steigerung beim dritten Album und es gibt kaum noch etwas zu meckern.
Line Up:
Vocals: Pekka Rautiainen
Guitars: Jaakko Niitemaa
Bass: Jankke Kuismin
Percussion: Jussi Mäkelä
Drums: Rasmus Puranen


Spielzeit: 45:44, Medium: CD, Escape Music, 2006
1:Desolation (4:41) 2:Fallen Leaf (4:06) 3:Broken Soul (4:10) 4:Where Are You Know (4:12) 5:Waiting In The Wings (3:40) 6:On The Red Line (3:55) 7:Gone With The Summer (3:57) 8:These Chains (4:23) 9:Masquerade (4:34) 10:Sparks Will Fly (4:04) 11:Heart To Heart (3:58)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 18.05.2006