Das ging flott. Nur gute drei Monate nach dem ersten Studio-Lebenszeichen von Hundred Seventy Split ( HSS) liegt auch schon der erwartete Longplayer auf dem Schreibtisch. Die vier Tracks der "Special Edition" sind auch Bestandteil von "The World Won't Stop". Die Ten Years After-Saitenfraktion liefert also kurz vor dem Weihnachtsfest sieben neue Kompositionen, von denen nur "Poison" nicht vom Autorengespann Lyons/ Gooch oder in Ergänzung mit Koller stammt. Den 'Gift'-Track schrieb Bert Jansch.
Alleine schon die Tatsache der Wahl dieses Coversongs darf Beleg dafür sein, dass Hundred Seventy Split, wie bereits auf "Special Edition" angedeutet, ein eigenständiger Ableger der einstigen Woodstock-Aktivisten ist.
Das balladeske Jansch-Stück ist in keiner Weise überfrachtet und wirkt mit dem Einsatz der akustischen Gitarre als Rhythmusinstrument beeindruckend gut. Gooch kann seine Stimmbänder ohne Probleme auf sanft umstellen und die Drums von Tanner Jacobsen mit viel Beckeneinsatz klingen fast perkussiv. Ein Solo wird übrigens von der Akustischen beigesteuert und wenn der Track nach zirka vier Minuten mehr Dynamik aufnimmt, ist natürlich die E-Gitarre zur rockigen Stelle.
Als Musiker müssen Leo Lyons und Joe Gooch sich und den Hörern ja nichts mehr beweisen. Und dennoch steht "The World Won't Stop" auf einem besonderen Prüfstand. Zu den vier bereits auf der "Special Edition"-EP enthaltenen Tracks schreibe ich hier nicht nochmals etwas. Um Näheres über "The World Won't Stop", "Where The Blues Began", "Let The River Flow" sowie "Going Home" zu erfahren, kann der Leser den ersten internen Link in dieser Rezension anklicken.
Mit "No Deal" macht man ein sehr gutes Geschäft, denn HSS bietet hier einen gelungenen Mix aus ruhigen und treibenden Phasen, wobei sich Gooch, wie immer, mit klasse Soli Freunde macht. Trotz Singlelänge hat das Stück viel zu erzählen. Die Songs gehen gut ab und fast überall schweben Teilchen des Blues durch die Nummern. Bei "The Smoke" nimmt man gerne eine kleine Umleitung in den Rock'n'Roll in Kauf und am Ende der Komposition befindet sich der Hörer nicht in einer Sackgasse.
Ups, was ist denn nun los? "All My Yesterdays" ist ein eher ungewohnter musikalischer Trip in poppige Rockgefilde. Goochs Gitarre schillert in leuchtenden Farben, Lyons' Bass pumpt effektiv und der gesamte Track könnte als Reminiszenz an die Achtzigerjahre gemeint sein. Etwas ungewöhnlich, aber gut. Die beiden Hammondspieler Billy Livsey und Rob Stennett treten nie sehr in den Vordergrund, bereichern die Stücke allerdings sehr elegant. In "Let The River Flow" sind die Tastentätigkeiten um einiges prägnanter und man kann sich am Ideenreichtum eines Joe Gooch ordentlich satt hören. Mit seiner Gitarre und seinem Gesang dominiert er "The World Won't Stop".
Bei "A Promise Is Forever" ist eine Prise Country mit durch den Klangfilter gerutscht. Dieser Track macht ebenfalls eine klasse Figur auf dem Catwalk der Tracklist. Wow, jetzt quetscht HSS aber die letzten Moleküle aus dem Energy-Drink des Rock. Lyons serviert ein von den Drums begleitetes Vitalsolo und dieser Song stellt einen tollen Höhepunkt des Albums dar. Alleine der Titel "Wish You Were At Woodstock?" lässt Spannung aufkommen.
»I remember New York City
I guess it was the summer of 69«
singt Gooch zu Beginn und diese Schlussnummer ist gefährlich gut. Man kann Digipak und Booklet drehen und wenden wie es einem beliebt, aber fündig wird der Leser nicht bei der Suche nach der Live-Quelle des Tracks. Es handelt sich um eine Studioaufnahme, die man geschickt mit Publikumsapplaus und -jubel unterlegt hat. Bei allem Respekt, aber was sich Gooch in den fast viereinhalb Minuten zusammenspielt, ist allen frenetischen Beifall wert. Ganz locker, wie selbstverständlich flechtet der jetzt auch als Frickler tätige Gitarrist frech Miniaturversatzstücke von Alvin Lees "Going Home"-Fingergewandtheit ein. Das Stück groovt prächtig und ist ein mächtig rockender Ohrwurm.
Hundred Seventy Split ist die Expansion der "Special Edition" unter anderem Titel sehr gut gelungen. Mit dem vorliegenden Material und dem einst gemachten Versprechen, dass man auf HSS-Konzerten keine TYA-Songs hören wird, dürfen die für Februar 2010 angekündigten Gigs ruhig näher rücken.
Line-up:
Joe Gooch (guitar, vocals)
Leo Lyons (bass)
Bill Livsey (Hammond - #3,4)
Rob Stennett (Hammond - #7)
Sean Fuller (drums)
Tanner Jacobsen (drums - #4,9,10)
Tracklist |
01:The World Won't Stop (5:35)
02:Where The Blues Began (3:31)
03:No Deal (3:16)
04:Poison (6:16)
05:The Smoke (3:50)
06:All My Yesterdays (5:15)
07:Let The River Flow (3:20)
08:A Promise Is Forever (5:14)
09:Yes Man (4:12)
10:Going Home (7:12)
11:Wish You Were At Woodstock? (4:21)
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Externe Links:
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