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Jimi Hendrix / West Coast Seattle Boy - The Jimi Hendrix Anthology
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Jimi Hendrix und kein Ende! Auch zum 40. Todestag der Gitarren-Legende (James Marshall Hendrix verstarb im September 1970) ist der Amerikaner so populär wie seit seinem US-Durchbruch auf dem Monterrey-Festival im Jahre 1967. Zum oben genannten Anlass veröffentlichte Sony Music mit "West Coast Seattle Boy - The Jimi Hendrix Anthology" eine weitere, tief gehende Werkschau dieses für Gitarristen so einflussreichen Musikers, die in der mir vorliegenden 'Deluxe'-Ausgabe gleich mit vier CDs und einer zusätzlichen DVD in den Startlöchern steht.
Diese Box ist glücklicherweise keine weitere "Best of" oder "Greatest Hits" - denn davon gibt es ja wirklich schon massenhaft - sondern geht mit den enthaltenen Aufnahmen viel tiefer ins Detail, sind diese doch nahezu allesamt entweder rar oder gar bisher unveröffentlicht. Gehalten hat man sich dabei an den chronologisch korrekten Rahmen und die komplette erste CD besteht aus Songs, bei denen Hendrix als Begleitmusiker für andere, damals bereits bekanntere Musiker im Studio mit dabei war und mit denen er teilweise auch auf Tourneen ging.
Und selbst wenn Jimis Spiel hier logischerweise auch noch nicht so prägnant ist, bzw. im Vordergrund steht, so macht dieser erste Rundling doch größtenteils einen Riesenspaß und glänzt unter anderem mit Aufnahmen der Isley Brothers, Don Covay, Little Richard oder dem großartigen King Curtis, um nur einige wenige zu nennen. Bekannter weise kam es dann zu dem verhängnisvollen (oder sagen wir besser geschichtsträchtigen) Abend, als Hendrix in New York City von Chas Chandler (The Animals) entdeckt wurde, der ihn nach England brachte und ihm mit Noel Redding (Bass) und Mitch Mitchell am Schlagzeug zwei Mitmusiker an die Seite stellte. The Jimi Hendrix Experience war geboren und 1966 nach nur wenigen Auftritten bereits DIE Sensation in London.
CD 2 steigt dann auch gleich mit Aufnahmen der Experience, namentlich Studio-Outtakes von "Fire", "Are You Experienced?", "May This Be Love?" und "Can You See Me" ein, gefolgt von dem superben "The Wind Cries Mary", live in Schweden, das bereits auf dem Album "Stages" erhältlich war. Für Hendrix-Fans und -Kenner dürfte das Herzstück der zweiten Scheiblette die sechs Aufnahmen (Tracks 11 - 16) in einem Hotelzimmer in New York City vom März 1968 sein, die bisher unveröffentlicht waren. Dass der Saiten-Magier auch an anderen zeitgenössischen Musikern sehr interessiert war, wissen wir bereits unter anderem von seinen Beatles- und Bob Dylan-Covers, hier versuchte er sich zum Beispiel an The Bands "Tears Of Rage".
Für den Auftakt der dritten Runde sitzt dann erstmals Buddy Miles am Schlagzeug. Hier wird das Bild von vielen Jams, aber auch Live-Aufnahmen ("Star Spangled Banner", "Foxy Lady", "Fire" und "Purple Haze") bestimmt. Und in dieser Form geht es schließlich auch auf der vierten Scheibe mit Outtakes, Jams und Live-Mittschnitten weiter. Ein besonderer Leckerbissen und einer meiner absoluten Favoriten der insgesamt 59 Songs starken Box ist dabei die Nummer "Mastermind", eingespielt mit u. a. Larry Lee am Gesang und der Gitarre oder auch "Everlasting First" mit Arthur Lee (Love). Direkt gefolgt von den nur mit Akustik-Gitarre und Gesang aufgenommenen "Electric Ladyland"-Nummern "Long Hot Summer Night" oder "1983 (A Merman I Shall Turn To Be)". Es ist schon der absolute Hammer, wie viel (insgesamt) und vor allem auch massenhaft starkes Material da noch in irgendwelchen Tresoren schlummerte.
Und wenn ich von 'stark' spreche, bringt mich das übergangslos zu dem Sound der Aufnahmen. Der ist nämlich absolut astrein, da muss man den Toningenieuren einfach ein ganz dickes Kompliment machen. Bei der etwa 90-minütigen DVD handelt es sich um eine Dokumentation, die man zwar nicht unbedingt als sensationell, aber doch zumindest als sehr interessant beschreiben kann. Erneut wird hier bei den Filmaufnahmen chronologisch vorgegangen, während Funk-Legende Bootsy Collins (Parliament, Funkadelic) dazu zeitlich passende Stellen aus Jimis Tagebuch liest. Selbstverständlich sind hier aber auch Interview-Ausschnitte und Live-Aufnahmen vertreten. Sehr unterhaltsam, aber ganz sicher kein Muss. Ich persönlich hatte bei dieser Box vor allem durch meine Wiederentdeckung der Band Of Gypsies eine regelrechte Erleuchtung.
Ja, wie sieht das Fazit aus? Für Hendrix-Fans dürfte diese Box alleine schon aufgrund der vielen unveröffentlichten Songs einen Pflichtkauf darstellen. Wer erstmal in die Musik des Amerikaners reinschnuppern möchte, dem würde ich eher empfehlen, sich das Album "Are You Experienced" zu besorgen und dann chronologisch mit "Axis: Bold As Love" und "Electric Ladyland" weiter zu hören, bevor es an die neu gehobenen Schätze dieser Box geht. Apropos Box: Die kommt mit einem absolut fein aufgemachten Booklet inklusive Liner Notes und vollständigen Angaben zu den jeweils an den Tracks beteiligten Musikern, den Aufnahme-Studios und -Daten, Angaben zu den Live-Songs und jeweiligen Geschichten zu den Tracks. Sehr vorbildlich, denn so macht das sehr viel Spaß.
"West Coast Seattle Boy - The Jimi Hendrix Anthology" gibt es übrigens in vier Ausführungen: Einmal die hier besprochene Deluxe-Box mit vier CDs plus einer DVD, eine daraus zusammengestellte 'Best of'-CD, die DVD einzeln sowie die 'Best of'-CD plus DVD. Und schließlich gibt es das Ganze natürlich auch noch als digitalen Download. Trefft eure Wahl, entscheidend wird sicherlich sein, wie Hendrix-experienced ihr bereits seid.
Line-up:
Jimi Hendrix (guitars, vocals, drums) Noel Redding (bass, background vocals) Mitch Mitchell (drums & percussion, background vocals) Buddy Miles (drums, background vocals) Billy Cox (bass) sowie: Arthur Lee (vocals, guitar) Gary Rowles (guitar) Larry Lee (guitar, vocals) Frank Fayad (bass) George Suranovich (drums) Jerry Velez (percussion) Juna Sultan (percussion) Rocki Dzidzornu (percussion) Chris Wood (saxophone) Larry Young (organ) Jerry Goldstein (piano) Dave Mason (sitar) Emeretta Marks (background vocals) Paul Caruso (harmonica, background vocals)
Externe Links:
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