Ken Hensley: Es gibt keinen Grund, sich vor der Wahrheit zu verstecken
Im Gespräch
Mit Ken Hensley nahm sich eine der absoluten Ikonen englischer Rockmusik der siebziger Jahre die Zeit, sich unseren Fragen zu stellen und auch mal ein bisschen aus der Haut zu fahren.



Interview vom 04.07.2007


Markus Kerren
RockTimes: Hi Ken, erstmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Mein Englisch habe ich mir selbst beigebracht, weshalb ich mich vorab schon mal entschuldige, falls manche Frage grammatikalisch nicht ganz korrekt sein sollte.
Ken Hensley: Kein Problem...dein englisch ist viel besser, als mein deutsch!
RockTimes: Ken, mit Blood On The Highway erzählst du uns deine Geschichte von den frühen Tagen bei Uriah Heep bis zu deinem Ausstieg, und sogar noch ein bisschen darüber hinaus. Und gerade, weil es deine persönliche Story ist, war ich doch überrascht, dass du nur wenige Songs selbst gesungen hast. Was war der Grund, andere Sänger mit einzubeziehen?
Ken Hensley: Es gab drei Gründe, bzw. Entscheidungen, die alle schon getroffen wurden, bevor wir auch nur mit den Aufnahmen begannen. 1: Ich kann keine Hardrock-Songs singen, das ist nunmal ein Fakt. 2: Das Album war nie als Solo-Album im sprichwörtlichen Sinn vorgesehen. 3: Der Fokus lag (und liegt immer noch) auf der Story, weshalb wir verschiedene Stimmen wollten, die verschiedene Charaktere für unterschiedliche Teile der Story kreieren.
RockTimes: Nach welchen Kriterien hast du die anderen Sänger ausgewählt und aus welchen Gründen singt ein bestimmter Vokalist den bestimmten Song, den er darbietet?
Ken Hensley: Ich habe für jeden einzelnen Song eine Liste mit Stimmen gemacht, von denen ich dachte, dass sie passen. Dann ging's ans Kürzen dieser Listen nach den Kriterien: Wer war terminlich zu haben, wen konnte ich mir finanziell leisten und wer war überhaupt noch in der Lage zu singen…und: Wer war heiss darauf, die Sache durchzuziehen. Denn ich wollte UNBEDINGT, dass die Sänger all ihren Enthusiasmus und all ihre Energie in das Album stecken!
RockTimes: Warst du im selben Studio mit ihnen, oder habt ihr es durch verschicken von Tapes/Computer Files durchgezogen?
Ken Hensley: Es lief alles in meinem Studio in Alicante in Spanien ab. Das war nicht die billigste Vorgehensweise, aber es war die richtige.
RockTimes: Du warst immer schon ein starker Songwriter! Habe ich recht, wenn ich annehme, dass du alle Songs selbst verfasst hast? Oder hattest du diesmal einen Co-Writer?
Ken Hensley: Diese Frage verrät mir, dass du die endgültige CD-Fassung noch nicht vorliegen hast. Sehr schade…aber, ja, ich habe alle Songs hier in Spanien selbst geschrieben.
RockTimes: Welche Instrumente hast du selbst übernommen und wer sind die anderen Musiker auf dem Album?
Ken Hensley: AAAAAAGGGHH!! Ich wünschte wirklich, du hättest das Booklet zur CD vorliegen!!
Juan Carlos Garcia (drums/percussion)
Antonio Fidel (bass)
Oridio Lopez (lead guitars)
und ich selbst (Hammond, synths, slide guitar, acoustic guitar, dobro). Die Streicher sind übrigens echt!
RockTimes: Die Texte auf "Blood On The Highway" sind sehr bewegend und hören sich auch sehr ehrlich an. Hättest du dieses Album auch vor 15 Jahren schon schreiben können?
Ken Hensley: Nein. Ich hatte gerade eine tiefgehende, mein gesamtes Leben verändernde Erfahrung gemacht, als Jürgen mich bat, das Album zu schreiben. Die Texte sind ehrlich und dasselbe gilt auch für die Biographie in Buchform (die zweite Auflage wird Ende Juli veröffentlicht). Es gibt keinen Grund, die Wahrheit zu verstecken. Denn die Wahrheit ist es, die uns letzten Endes frei sein lässt.
RockTimes: "Blood On The Highway" ist vor allem deine persönliche Geschichte. Es geht um Gefühle und Triumph, aber auch um Verlust und Trauer. Speziell bei den traurigeren Songs wandern meine Gedanken auch zu Gary Thain (R.I.P., EX-Uriah Heep) und David Byron (R.I.P., EX-Uriah Heep), die uns viel zu früh verlassen haben. Haben solche Verluste einfach zum Lifestyle dazugehört? Denkst du, es wird von einer höheren Macht bestimmt, wer früh gehen muss, oder hat das andere Gründe? Ich meine, nur um mal ein klischeehaftes Beispiel zu verwenden: Keith Richards (Gott schütze ihn!) ist immer noch unter uns.
Ken Hensley: Nun, als Christ glaube ich, dass Gott einen Plan für jeden von uns hat. Aber wir Menschen sind nun mal auch in der Lage, unsere Leben mit Drogen und Alkohol kaputt zu machen. Oder einfach auch nur damit, unnötige Risiken einzugehen. In meinem Fall hat Gott mein Verlangen nach Kokain von mir genommen, denn er hatte, da bin ich mir ziemlich sicher, andere Pläne für mich. Die Musik ist nicht verantwortlich für so manche schlechte persönliche Entscheidung, die wir damals getroffen haben, aber das gesamte Umfeld in dem wir waren, war etwas, für das nicht jeder vorbereitet oder stark genug war, um bestimmten Dingen zu widerstehen.
RockTimes: Wann genau wurde dir bewusst, dass du Uriah Heep verlassen musst? Was war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte?
Ken Hensley: John Sloman (EX-Heep-Sänger auf dem Album "Conquest", der Verf.), in Portugal, 1980.
RockTimes: Hast du es jemals bereut?
Ken Hensley: Nein…nie!!
RockTimes: Was hast du in den ersten Jahren danach gemacht?
Ken Hensley: Erst ein Jahr lang versucht, oder besser gesagt verschwendet, eine Solo-Karriere zu starten. Danach habe ich zwölf Jahre lang versucht, meine Kokain-Sucht zu besiegen und mich wieder neu zu entdecken.
RockTimes: Glaubst du, dass es im Business immer noch wie in den 70ern zugeht, speziell wenn es um blutsaugende Manager, falsche Freunde usw. geht? Oder hat es sich zum Besseren oder Schlechteren gewandelt?
Ken Hensley: Um ganz ehrlich zu sein, weiss ich es nicht. Ich ziehe es vor, mich von der Mainstream-Industrie fernzuhalten und konzentriere mich darauf, die richtige Balance zwischen meinem beruflichen und meinem wirklichen Leben zu finden. Überall, wo eine Menge Geld im Spiel ist, wird es auch Gier geben, die manche Menschen, wenn es nichts kriminelles ist, zumindest Dinge tun lässt, die alles andere als nett sind.
RockTimes: Welche Musik hörst du heute am liebsten?
Ken Hensley: Sehr unterschiedlich, aber meistens altes Zeug…Pink Floyd, ZZ Top, Queen, The Police, Aerosmith etc. Ausserdem bin ich ein grosser Fan von Sarah Brightman und kaufe alles, was von ihr veröffentlicht wird.
RockTimes: Wer sind deine Lieblingsbands/-sänger aller Zeiten?
Ken Hensley: Die Namen findest du in der Antwort zu deiner letzten Frage und dazu kommen noch King Curtis, Leonard Cohen und Joan Baez.
RockTimes: Wie Ken Hensley (solo) und Uriah Heep, so sind z.B. auch die Rolling Stones noch aktiv, während unzählige andere Bands in den letzten 25 Jahren einfach nur zu kommen und gehen schienen. Was ist dein Geheimnis und was macht euch ältere (uups) Typen so speziell? Ich meine dieses spezielle Etwas, dass euch antreibt und das vielen neueren Bands verloren gegangen zu sein scheint.
Ken Hensley: 'Älter' ist gut! Das ist was ganz anderes als 'alt'. In erster Linie bin ich Komponist. Und das ist etwas, was ich immer machen kann. In Zukunft würde ich gerne für TV- und Filmproduktionen schreiben. Das Songwriting gibt mir also immer neue Herausforderungen und Dinge, auf die ich mich freuen kann. Vielleicht ist das die Antwort…zumindest in meinem Fall.
RockTimes: Hast du eigentlich noch Kontakt zu Mick Box, Lee Kerslake und anderen ehemaligen Mitgliedern von Uriah Heep?
Ken Hensley: Nein! Und es gibt auch keinen Grund dazu, es sei denn es tauchen irgendwelche finanzielle oder gesetzliche 'Geister' aus der Vergangenheit auf. Wir wandeln mittlerweile auf total unterschiedlichen Pfaden. Obwohl ich tolle Erinnerungen an meine Zeit mit Heep habe und für diese Zeit auch dankbar bin, habe ich dennoch das brennende Verlangen, neue Horizonte zu entdecken. Und das ohne die Last eines alten (wenn auch erfolgreichen) Bandnamens auf mir.
Ich fühle mich sehr wohl in meiner Haut.
Wir danken William von Glass Onyon Promotion, der uns das Gespräch mit Ken Hensley ermöglicht hat.
RockTimes welcomes our foreign guests
RockTimes: Hi Ken, thank you very much for taking your time to do this interview. Your music meant and means a lot to me personally, so this is honestly an honour for me to get the chance to do this interview. I was born and raised in Germany and never learned English in school. I'm self taught, 'cos I always wanted to know, what my favourite English and American bands are singing about. So, I apologise up front, if my English is not that great! Okay, here are the questions:
Ken Hensley: No problem...your English is much better than my German!
RockTimes: Ken, with Blood On The Highway you tell us your story from the early days in Uriah Heep until you quit and even about the time after that. And because it's your personal story, I was quite surprised that you sang only a few songs yourself. What was the reason to bring in other vocalists?
Ken Hensley: Three reasons, all decided before we even started recording....
1: I can't sing hard rock songs. That's just a fact! 2: This was never intended to be a solo album in the strict sense of the term. 3: The focus was always (and still is) on the story, so we wanted different voices to create different characters for different parts of the story.
RockTimes: How did you chose the other singers and for what reason were certain songs done by a certain vocalist?
Ken Hensley: For each song I made a list of the voices I thought would work, then narrowed it down to who was available, who was affordable and who could still sing.....and who was into doing it because I HAD to have all of their enthusiasm and energy.
RockTimes: Have you been in the same studio with them while recording, or was it a matter of sending tapes/computer files back and forth?
Ken Hensley: We did it all at my studio in Alicante, Spain. It wasn't the cheapest option but it was the right thing to do!
RockTimes: You've always been a great songwriter. Am I right, when I guess that you wrote all the songs yourself, or did you have a co-writer this time?
Ken Hensley: This tells me you haven't seen the 'real' CD! Too bad....yes I did write everything all by myself, right here in Spain.
RockTimes: What instruments did you play and who were the other musicians on this album?
Ken Hensley: AAAAAAGGGGHHH! I wish you had the booklet!!
Juan Carlos Garcia - Drums/Percussion
Antonio Fidel - Bass guitar
Ovidio Lopez - Principal guitars
Me - Hammond, synths, slide guitar, acoustic guitar, dobro
The strings are real!!
RockTimes: The lyrics on "Blood On The Highway" are very moving and sound very honest. Could you have written this album 15 years ago?
Ken Hensley: No! I had just emerged from some really life-changing experiences when Jürgen asked me about writing it. The lyrics are honest and so is the auto-biography (the second edition is released in late July). No need to hide from the truth…it is ultimately what sets us all free!
RockTimes: "Blood On The Highway" is mostly your story. It is about emotions and triumph, but also about loss and sadness. Especially on the sadder songs my thoughts are also wandering to Gary Thain and David Byron, who left us way before their time. Was that all part of the game? I mean, do you think it's a god given thing, which person has to go early or are there other reasons? I mean, for a cliché example, Keith Richards (god bless him) is still with us...
Ken Hensley:Ken Hensley: Well, as a Christian I do believe that God has a plan for all of us but we are in a position to mess it all up with booze, drugs or just by taking unnecessary risks. In my case God took away my need for cocaine because, I am quite sure, He had something else for me to do. Music is not to blame for some of the bad personal choices we made but the environment we were in was something not all of us were prepared for or strong enough to resist!
RockTimes: When exactly did you know, that you had to leave Uriah Heep? What was the last straw?
Ken Hensley: John Sloman, Portugal 1980.
RockTimes: Did you ever regret it?
Ken Hensley: No...never!
RockTimes: What did you do in the first years after that?
Ken Hensley: Spent (wasted actually) a year trying to be a solo artist and then spent 12 years trying to get rid of my coke habit and to re-discover myself.
RockTimes: Do you think the business is still the same like in the 70's, especially when it comes to bloodsucking managers, false friends and so on...Or did it change for the better or the worse?
Ken Hensley: I don't really know, to be perfectly honest. I tend to stay way from the mainstream industry, preferring to keep the right balance between my professional life and my real life! Anywhere there's a lot of money, there will be greed and that must lead some to do things that, if not criminal, are simply not nice!!
RockTimes: To what kind of music do you listen to nowadays?
Ken Hensley: Such a variety but mainly old stuff...Pink Floyd, ZZ Top, Queen, Police, Aerosmith etc...but I am big fan of Sarah Brightman so I buy anything she records!!
RockTimes: Who are your all-time favourite singers/bands?
Ken Hensley: See above and add King Curtis, Leonard Cohen and Joan Baez.
RockTimes: As well as Ken Hensley (Solo) and Uriah Heep, so are (for example) Rolling Stones still around, while a ton of bands for the last 25 years just seem to come and go. What is your secret and what makes you older (ooops) guys so special, you know, that special something that keeps you going, that newer bands seem to miss?
Ken Hensley: 'Older' is good! It's very different from 'old '! I am a writer first and foremost and I can always do that. In the future I want to write for TV and film so writing always gives me new challenges and things to look forward to. Maybe that's it.....at least in my case!
RockTimes: Are you actually still in contact with Mick Box, Lee Kerslake and other ex-members of Uriah Heep?
Ken Hensley: No. I have no reason to be, unless it's some financial or legal ghost from the past!! We are on totally different paths and although I have fond memories of my time in Heep and am thankful for it...I have a burning need to explore new horizons feely and without the shackles of an old band name (albeit a successful one) weighing me down. I like where I am.
RockTimes: Thanks again, Ken!! RockTimes wishes you all the best for the future
Ken Hensley: Thank you and you are quite welcome!!
God bless,
Ken
Thanks to William from Glass Onyon Promotion for arranging this interview.
Externe Links: