Penelope Houston / On Market Street
On Market Street Spielzeit: 45:21
Medium: CD
Label: Glitterhouse, 2012
Stil: Pop, Singer/Songwriter

Review vom 14.01.2012


Norbert Neugebauer
Die Kalifornierin Penelope Houston ist in der Rockmusik ziemlich rumgekommen. Als Sängerin der damaligen Punk-Band The Avengers eroberte sie in der Bay-Area ihr erstes Fan-Publikum, die Truppe aus San Francisco hatte in den späten siebziger Jahren einigen Bekanntheitsgrad über die Region hinaus. Nach deren Split machte sie solo weiter, 1988 erschien ihr folk-rockiges Debüt "Birdboys". Auf den nächsten Alben wechselte sie durch verschiedene Stilarten, "Pale Green Girl" war 2004 ihr bislang letztes. Dabei gab es auch eine Zusammenarbeit mit Green On Reds Chuck Prophet. Auch mit den Avengers ging sie zwischendurch mal wieder für ein paar Gigs auf die heimischen Bühnen, was wohl auch fortgesetzt wird. Nun legt die mittlerweile 53-jährige ihre siebte reguläre Studioproduktion vor, die parallel als CD und Vinyl-LP erscheint. Sieben Jahre lang hat sie lt. Homepage daran herumgewerkelt und es dann in siebenmonatiger Studioarbeit aufgenommen. Den Titel hat "On Market Street" von der zentralen Straße San Franciscos.
Das neue Album ist auch das bisher einzige, das wir von Penelope Housten vorliegen haben. Und der erste Song "All The Way" verheißt durchaus Ansprechendes. Ein dicht arrangierter Pop-Song, mit einem leicht sentimentalen Leonhard Cohen-Touch. Aber bereits beim zweiten schleicht sich ein ungutes Gefühl ein. Pubertäres Herz-Schmerz-Geträller mit unsicherer Stimme - und das von einer gestandenen Punk-Mutter?! Und genauso geht's weiter, da nützen auch die durchaus knackigen Beiträge der diversen Gäste nichts.
Nehmen wir mal den kammermusikalisch-verzierten Titeltrack raus, wäre der auf einem Spätsechziger Album erschienen - o.k. Und da ich die Thematik der Homeless People der
Market Street aus eigener Anschauung kenne, und jeder, der sich irgendwie ihrer annimmt, nicht dafür noch kritisiert werden soll, lass ich das auch.
Dafür ist gleich der nächste Titel "Scrap" umso banaler. Was soll das sein - Highschool Doo Wop? Mädel, schau einfach mal in den Spiegel und zähl die Augenringe… "Come Back To The Fountain" aus der Folk-Kiste kommt auch noch mit viel Wohlwollen ins 'bessere' Töpfchen, woanders wäre das DIE Kitschnummer eines Albums, mit gefühlten 1.000 »come back my ramblin' boy« zum Schluss. Aber romantische Anfälle sind ja in jedem Alter erlaubt. »Kissing you feels like falling from grace, and I was so drunk I could barely taste…« die streicherumsäuselten Peinlichkeiten nehmen kein Ende. Da wird in dicken Winterklamotten »in der Stunde vor der Dämmerung« gebumst, die Melodien und Wörter eines toten Mädchens, in das sich jemand verliebt, »are like a whirlpool, dragging you down a mystery«. Legen wir den Mantel des Schweigens über den pappigen Rest. Wenigstens hat "USSA" noch einen gewissen Blondie-Pep, auch wenn die Debbie Harry-Kopie weder originell noch besonders gut gelungen ist. Wann war deren Zeit noch?
Der Schmachtblick auf dem blutroten Cover sagt alles. So jung und schön wie hier, möchte Frau Houston wohl noch sein und auch so klingen. Aber es gibt nichts Peinlicheres, als alte Tanten und Säcke, die glauben, mit irgendwelchen Tricks die Zeit der Jugend wieder hervorzaubern zu können. Die Punk-Ü50erin hätte die letzten sieben Jahre wohl auch besser mit Seelöwen-Füttern am Pier 39 oder Zen-Plätzchenbacken verbracht, als die Welt nun mit diesem Werk zu beglücken!
Line-up:
Penelope Houston (vocals)
Pat Johnson (lead guitar, backing vocals)
Michael Papenburg (guitar)
Dawn Richardson (drums and percussion)
Danny Eisenberg (Hammond and Wurlitzer)
Alec Palao (bass - #1-3, 7, 10, 11)
Steven Strauss (bass - #4-6, 8, 9)
Jeffrey Wood (Mellotron - #4)
Julian Smedley (violin)
Benito Cortez (violin)
Katrina Wreede (viola)
Marcie Brown (cello)
Tracklist
01:All The Way
02:Missouri Lounge
03:You Reel Me In
04:On Market Street
05:Scrap
06:Come Back To The Fountain
07:Winter Coats
08:Dead Girl
09:Meet Me In France
10:If You're Willing
11:USSA (bonus track on CD)
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