Ingrimm / Henkt ihn!
Henkt ihn! Spielzeit: 40:00
Medium: CD
Label: Trollzorn, 2014
Stil: Mittelalter Metal

Review vom 12.02.2014


Sabine Feickert
Nee, gehenkt haben sie ihn wohl nicht, ihren alten Sänger Fenris, der das Mikro im Herbst 2012 - dem Verlauten nach aus freien Stücken - an René Brandt (Ex-Silverspoon, Ex-Glazzhouse, Ex-Clusterhead abgegeben haben soll, um sich ganz seinem Projekt Reysswolf zu widmen. Im Januar letzten Jahres kam zudem die Geigerin Bine als Verstärkung zur Band, zwei Monate später wurde der Vertrag mit dem Label Trollzorn in trockene Tücher gebracht.
Ganz schön viele Veränderungen also, seit vor vier JahrenBöses Blut vergossen, ...ähm, veröffentlicht wurde. Ihrem Stil treu bleiben, wollten die Regensburger, so lautete ihre Ankündigung. Ich gebe ganz offen zu, die Band in der Zwischenzeit nicht intensiv weiter verfolgt zu haben und so dauerte es auch eine Weile, bis bei ihrem neuen (dem vierten übrigens) Album "Henkt ihn!", der Groschen fiel, warum mir die Musik so bekannt vorkommt...
Mittelalter mit eindeutiger (klassischer) Metalschlagseite, erfreulicherweise ohne Abdriften in das, was einst als Neue Deutsche Härte, mittlerweile Deutschrock genannt, durch die Lande dümpelt. Sackpfeifen, Drehleier und Flöten blieben in den Händen von Hardy, der mir zuletztLive in Neuss übern Weg lief, im Zusammenspiel mit dem Ex-Ingrimm Bassisten 'Baba' – die Mittelalterwelt ist doch ein Dorf... und das mittelalterliche Instrumentarium hier ebenso soundprägend wie Alex' Gitarrenspiel.
Die neuen Vocals allerdings verändern das Erscheinungsbild ziemlich. Unter den eingeschworenen Fans gibt es – wen wundert's? - solche und solche Meinungen. Für mein Empfinden ist diese Veränderung jedoch nicht zum Nachteil – ganz im Gegenteil. Ein nicht unerheblicher Teil meiner Kritikpunkte am Vorgängeralbum bezog sich darauf. Auch Bines Geigentöne stehen den Ingrimmigen gut zu Gesicht.
Alles fein also? Fast, aber leider nicht immer ganz. "Hetzer" eröffnet mit schöner Geige, die dann mit fetter Gitarren-Breitseite unterstützt wird. "Carpe Diem" wirft die Saiten mit einem Affenzahn aus, wer sich dafür begeistern kann, wird hier bestens bedient.
Bei "Asche auf mein Haupt" (und ich bin gern bereit, mir dafür solche übern Kopf zu streuen) holpern mir die Lyrics dann doch ne Nummer zu arg; »macht euch bereit, es ist die...« na, wer errät den Reim? In der Ecke sehe ich noch Luft nach oben, aber das ist schon auf hohem Niveau gekrittelt.
Ich nehme mal an, die nächste Scheibe wird dann ganz perfekt, denn "Henkt ihn!" ist davon abgesehen schon 'ne gelungene Platte. Wer zur Pommesgabel auch ganz gern mal ein Hörnchen Met schlürft, sollte die Lauscher weit aufklappen und die neue Ingrimm-Besetzung unbedingt mal anchecken!
Meine Anspieltipps wären brachiales "Schwarzes Gold", "Fühl dich frei" mit mehrstimmigem Gesang oder auch die episch-melodische "Sanduhr". Spannend auch "Engel", das getragen mit klassischem Einschlag eröffnet und sogar Chancen haben dürfte, einem breiten Publikum zu gefallen.
Line-up:
René (Gesang)
Alex (Gitarre)
Hardy (Drehleier, Sackpfeife, Flöte)
Klaus (Schlagzeug)
Mugl (Bass)
Bine (Geige)
Tracklist
01:Hetzer
02:Carpe Diem
03:Asche auf mein Haupt
04:Hängt ihn
05:Eiskalter Wind
06:Schwarzes Gold
07:Fühl dich frei
08:Tritt mich
09:Sanduhr
10:Engel
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