John McMurtrie
Iron Maiden On Board Flight 666
On Board Flight 666 256 Seiten, ca. 600 Fotos
Hardcover, gebunden, 24 x 29 cm
Medium: Buch
Erschienen bei Hannibal-Verlag, Höfen (A), 2012
ISBN: 978-3-85445374-1, € 39,99 (D) / € 41,20 (A)

Review vom 10.05.2012


Jochen v. Arnim
Hätte ich die Wahl zwischen einem Flug mit der Air Force One oder dem mit der Ed Force One bekommen, ich hätte nicht eine Millisekunde überlegen müssen. Wäre dann noch die Option dabei gewesen, vom Flugkapitän Bruce Dickinson persönlich begrüßt und mit auf die Reise zur Somewhere Back In Time World-Tour genommen zu werden, I would have killed for that... Für diejenigen unter uns, denen so ein Glück nicht zuteil geworden ist, gibt es nach CD und der Doppel-DVD jetzt auch als weiteres visuelles Produkt diesen großformatigen Bildband. Erstellt von einem, der dabei war - die ganze Zeit. Nicht nur ab Februar 2008 auf der eben angesprochenen Tour, sondern auch noch bei der im unmittelbaren Anschluss gefolgten Final Frontier-Welttournee bis August 2011. John McMurtrie heißt der Glückliche, ist Haus- und Hoffotograf der Eisernen Jungfrau und genießt das uneingeschränkte Vertrauen der Band. Der daraus wiederum resultierende uneingeschränkte Zugang zu allen (Lebens-)bereichen während dieses Mammutunternehmens bringt uns Einblicke in Facetten der Tour, die jeder andere Bildjournalist wohl nie hätte bieten können.
250.000 Fotos hat er geschossen - das ist das Doppelte der Lebensdauer einer EOS 5 Mk II - und daraus rund 600 für den vorliegenden Bildband ausgewählt. Aufgeteilt ist das gute Stück in zwei Hauptparts, die die beiden großen Tourneen widerspiegeln und in sich noch einmal grob nach Kontinenten sortiert. Letztendlich aber vollkommen egal, da wir es mit einer Chronologie in Bildern zu tun haben. Vom doppelseitigen Vierfarb-Panoramabild, über kleine Schnappschüsse bis zu aussagekräftigen schwarz-weißen Prints gibt es die komplette Palette fotografischer Möglichkeiten. Unterbrochen wird das lediglich von wenigen, aber für einen Bildband ausreichenden Textblöcken, die der reinen Erläuterung dienen und uns das Wer, Was, Wo und Wann nahebringen. Ein umfassendes Vorwort von Bruce himself zur Entstehungsgeschichte dieser ungewöhnlichen Tourneen sowie eines des Fotografen zu dem bereits 2011 in Amerika erschienenen Buch runden diese Angelegenheit ab.
Aufgeschlagen finden wir vorne und hinten auf den Deckelinnenseiten die beiden Lackierungsvorgaben der Ed Force One für die Touren, denn die Boeing 757 sollte natürlich nicht inkognito um die Weltkugel reisen. Das ist zur Einstimmung schon mal ganz informativ und ist eines jener Dinge, die eine Dokumentation, und sei sie textlich auch noch so mager, aus- und wertvoll machen. Nachdem die beiden bereits genannten einleitenden Vorworte verschlungen sind, geht es direkt zum Take-off im übertragenen Sinne. Die Bilder fangen an und man merkt sofort, dass McMurtrie nicht umsonst gefragt wurde. Die Vielzahl wohl einmaliger Aufnahmen von den Tourneen ist schlichtweg beeindruckend. Konzertfotos kann jeder zweite Knipser mit einer halbwegs guten Kamera machen, gute Bilder mit Stimmung und Aussage zu machen, erfordert aber bekanntermaßen weitaus mehr. Und dieses Mehr vereinigt McMurtrie auf eine unglaubliche Art und Weise. Er bietet eben nicht nur gute Shots aus den Stadien und Hallen rund um die Welt, sondern bringt dem Betrachter viel vom Drumherum nahe. Seltene Fotos aus dem Backstage, von den Flügen, aus den Bussen (mit denen ab und zu auch mal ein Teilstück absolviert werden musste) und auch von Unternehmungen abseits der eigentlichen Shows. Da gab es sowohl Tempelbesuche als auch entspannende sportliche Aktivitäten und viele andere Dinge, die Abwechslung vom anstrengenden Touralltag bieten und seinerzeit wohl teilweise auch nicht medienwirksam an die Öffentlichkeit gebracht worden waren - der Leser darf nun im Nachhinein aber daran teilhaben, fast so, als wäre er selbst dabei gewesen.
John McMurtrie macht seinem Status als einer der Besten seiner Zunft alle Ehre und versteht es wie vielleicht nur wenige Kollegen, den Leser mit seinen Bildern zu fesseln, ihn teilhaben zu lassen an einer der wohl einzigartigsten Unternehmungen im Rock-Business. Bei allem Star- und Kultstatus, den die Herren der Jungfrau innehaben, bekommt man neben den famosen Bildern von noch famoseren Shows Einblicke in ihr Leben während der Tourneen, die man durchaus als 'privat' bezeichnen muss. Dieses großformatige 'Bilderbuch' kann und darf man nicht nur dem eingefleischten Fan von Bruce & Co. empfehlen, denn für mich geht es auf Grund seiner hohen Qualität, sowohl optisch als auch besonders inhaltlich, weit über den Stellenwert eines netten Gimmicks für eben diese Beinharten hinaus. Glückwunsch an den Hannibal-Verlag für dieses Werk!
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