Endlich! Endlich!! Endlich... ist auch
Jason Isbell in unserem Index vertreten. Genau jener
Drive-by Trucker, der gemeinsam mit
Patterson Hood in der wohl stärksten Phase dieser Band die Fäden in der Hand hielt. Während der Tour zur epochalen "Southern Rock Opera" supportete
Isbell die
Truckers. Es 'funkte' offenbar sofort und man tat sich zusammen. Die chemischen Reaktionen untereinander veränderten die molekularen Bandstrukturen und als Ergebnis kam das überaus starke
Decoration Day heraus, das von dem Kultalbum
The Dirty South ein Jahr später noch einmal getoppt werden sollte. Leider trennten sich die Wege bereits nach knapp sechs Jahren wieder. Stress und Suff wurden übermächtig... kurz und knapp: er flog achtkantig raus.
Jason Isbell schaffte den Absprung vom 'Flaschengeist', irgendwie... aber Narben bleiben immer auf der Seele. Gleich der Opener "Cover Me Up", ein stiller Folksong, dokumentiert diese Verletzlichkeit und das, was man gerne als 'Narbenschmerzen' bezeichnet.
Obwohl "Southeastern" eindeutig im Amerikana-Sektor verortet werden kann, fehlt erfreulicherweise diese Weinerlichkeit, die dort so oft zu finden ist. Wenn man
Isbells Vorgeschichte kennt, kommen die spürbaren Emotionen verdammt authentisch rüber.
Alle zwölf Titel sind überaus behutsam instrumentiert und arrangiert worden. Oftmals wirken sie fast zart und zerbrechlich. Die Elektrische bleibt zumeist im Rack - die Akustische ist bei den meisten Stücken, erneut ganz in Singer/Songwriter-Art, die erste Wahl.
400 Unit-Kollege
Derry deBorja hält sich mit seinen Pianoeinlagen und zittrigen Mellotron-Strings dezent im Hintergrund. Wenn
Isbells Ehefrau
Amanda Shires zur Fiddle greift, möchte man dagegen einfach nur dahinschmelzen wie Schokolade in der Sommersonne. Bei "Traveling Alone" meint man gar,
Jackson Browne und seinem
Meister (in den Frühsiebzigern) ergriffen zu lauschen. Die bekannte Country-Chanteuse
Kim Richey steuert in zwei etwas zügigeren Songs, "Stockholm" und "Relatively Easy", ihre aparte Stimme für zauberhafte Duett-Passagen bei. (Mein) persönlicher Favorit ist das fett in breitester
Drive-by Truckers-Spurweite bratende "Flying Over Water".
Nur einmal, wenn "Super 8" heftig losrockend zwischen zwei zartbittere Balladen stolpert, kommt heftigstes Stirnrunzeln auf. Beileibe keine schlechte, sondern nur deplatzierte Nummer! Wunderlich auch, dass
Amanda Shires nur als Geigerin von "Traveling Alone" aufgeführt wird, allerdings ziemlich eindeutig bei zwei weiteren Takes mitwirkt.