Jason Isbell / Southeastern
Southeastern Spielzeit: 47:19
Medium: CD
Label: Southeastern Records, 2013
Stil: Americana

Review vom 25.10.2013


Steve Braun
Endlich! Endlich!! Endlich... ist auch Jason Isbell in unserem Index vertreten. Genau jener
Drive-by Trucker, der gemeinsam mit Patterson Hood in der wohl stärksten Phase dieser Band die Fäden in der Hand hielt. Während der Tour zur epochalen "Southern Rock Opera" supportete Isbell die Truckers. Es 'funkte' offenbar sofort und man tat sich zusammen. Die chemischen Reaktionen untereinander veränderten die molekularen Bandstrukturen und als Ergebnis kam das überaus starke Decoration Day heraus, das von dem Kultalbum The Dirty South ein Jahr später noch einmal getoppt werden sollte. Leider trennten sich die Wege bereits nach knapp sechs Jahren wieder. Stress und Suff wurden übermächtig... kurz und knapp: er flog achtkantig raus.
Jason Isbell schaffte den Absprung vom 'Flaschengeist', irgendwie... aber Narben bleiben immer auf der Seele. Gleich der Opener "Cover Me Up", ein stiller Folksong, dokumentiert diese Verletzlichkeit und das, was man gerne als 'Narbenschmerzen' bezeichnet.
Jason Isbell nimmt den Hörer auf eine musikalische Reise in seine Heimat mit - also: Destination "Southeastern". Und wohl auch, in allerbester Singer/Songwriter-Manier, auf eine Reise durch sein Seelenleben. Manchmal wird es derart persönlich ("Elephant"), dass es fast beklemmend wirkt. Wer die sehr persönlichen, emotionalen Texte aushalten kann, findet sie alle im Booklet, das in einem hübschen Miniposter-Format gehalten ist.
Obwohl "Southeastern" eindeutig im Amerikana-Sektor verortet werden kann, fehlt erfreulicherweise diese Weinerlichkeit, die dort so oft zu finden ist. Wenn man Isbells Vorgeschichte kennt, kommen die spürbaren Emotionen verdammt authentisch rüber.
Alle zwölf Titel sind überaus behutsam instrumentiert und arrangiert worden. Oftmals wirken sie fast zart und zerbrechlich. Die Elektrische bleibt zumeist im Rack - die Akustische ist bei den meisten Stücken, erneut ganz in Singer/Songwriter-Art, die erste Wahl. 400 Unit-Kollege Derry deBorja hält sich mit seinen Pianoeinlagen und zittrigen Mellotron-Strings dezent im Hintergrund. Wenn Isbells Ehefrau Amanda Shires zur Fiddle greift, möchte man dagegen einfach nur dahinschmelzen wie Schokolade in der Sommersonne. Bei "Traveling Alone" meint man gar, Jackson Browne und seinem Meister (in den Frühsiebzigern) ergriffen zu lauschen. Die bekannte Country-Chanteuse Kim Richey steuert in zwei etwas zügigeren Songs, "Stockholm" und "Relatively Easy", ihre aparte Stimme für zauberhafte Duett-Passagen bei. (Mein) persönlicher Favorit ist das fett in breitester Drive-by Truckers-Spurweite bratende "Flying Over Water".
Nur einmal, wenn "Super 8" heftig losrockend zwischen zwei zartbittere Balladen stolpert, kommt heftigstes Stirnrunzeln auf. Beileibe keine schlechte, sondern nur deplatzierte Nummer! Wunderlich auch, dass Amanda Shires nur als Geigerin von "Traveling Alone" aufgeführt wird, allerdings ziemlich eindeutig bei zwei weiteren Takes mitwirkt.
Nachdem die beiden ersten Alben nach dem Rauswurf bei den Truckers - sicherlich alkoholbedingt - alles andere als Heldentaten waren, scheint Jason Isbell seit "Here We Rest" von 2011, dessen Titelstück einen Americana Music Award in der Kategorie 'Bester Song' einheimsen konnte, wieder in der Spur zu sein. "Southeastern" ist vielleicht sogar sein schlüssigstes Album, auf jeden Fall aber ein großer Schritt in die richtige Richtung. Nach Hause... zu sich!
Line-up:
Jason Isbell (vocals, guitars)
Derry deBorja (keyboards, mellotron)
Brian Allen (bass)
Chad Gable (drums)
Dave Cobb (percussion)

Additional Musicians:
Kim Richey (vocals - #2,12)
Amanda Shires (fiddle - #3,8,9, vocals - #3)
Will Johnson (vocals - #10)
Paul Griffith (drums - #3)
Tracklist
01:Cover Me Up (4:52)
02:Stockholm (2:49)
03:Traveling Alone (4:27)
04:Elephant (3:37)
05:Flying Over Water (3:58)
06:Different Days (3:34)
07:Live Oak (3:35)
08:Songs That She Sang In The Shower (3:56)
09:New South Wales (3:53)
10:Super 8 (3:25)
11:Yvette (4:28)
12:Relatively Easy (4:45)
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