Bobby Jones Featuring The Mannish Boys
Comin' Back Hard
Comin' Back Hard Spielzeit: 41:40
Medium: CD
Label: Delta Groove Music, 2009
Stil: Blues

Review vom 16.02.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Für die Aufnahme-Sessions zu Big Plans hatte der Keyboarder Leon Blue einfach den Sänger Bobby Jones mitgenommen und in einer Pause den Mannish Boys vorgestellt. Als später am Abend Jody Williams das Studio betrat, erkannte er sofort seinen Kumpel aus alten Chicago-Zeiten.
Für "Big Plans" hatte man direkt zwei Songs für den Blues- und Gospel-Sänger übrig.
Auf dem Nachfolger "Lowdown Feeling" waren es schon sieben der siebzehn Tracks, auf denen der mehr oder weniger durch Zufall wiederentdeckte Sänger mit dem kleinen Bisschen B.B. King in der Stimme einen sehr großen Teil der Nummern sang.
Jetzt hebt man ihn in eine hervorgehobene Position.
In großen Lettern steht sein Name auf dem Cover. The Mannish Boys nimmt man erst einen Tick später wahr.
In Louisiana geboren, trieb es den jungen Mann am Ende seines Militärdienstes nach Chicago und dort hatte er als Sänger einige Auftritte in angesagten Clubs. Für einige Zeit sang er sogar für die Aces, nachdem sich ein gewisser Junior Wells von seiner Band verabschiedet hatte.
Leider ist es während dieser Zeit nie zu Platten-Aufnahmen gekommen. Zumindest wurden keine veröffentlicht. Vielleicht schlummern ja irgendwo in Kellern oder Hinterzimmern verstaubte Tapes von Live-Auftritten. Wäre ja ein Ding, wenn so etwas zutage gefördert werden würde. Verdient hätte es der Sänger mit dem Soul in der Stimme allemal.
Nun, dann ist es jetzt die CD mit dem richtungsweisenden Titel "Comin' Back Hard", deren Songs während der "Lowdown Feeling"-Sessions gleich mit aufgenommen wurde. Alles live, alles analog, alles von Menschenhand gemacht.
Alles gut?
Das weiß man natürlich erst nach dem Hören. Auf jeden Fall ist die Bobby Jones-Platte etwas für Blues-Puristen, womit ich diese Gruppe von 12-Takter-Fans ganz bewusst in den Kreis der anderen Anhänger mit einschließen möchte. Hier sitzen alle im Kreis und niemand in der zweiten Reihe.
Hat schon jemand zur Tracklist runter gescrollt?
Genau, es gibt keine einzige Nummer, die der Herr Jones oder die Mannish Boys selber geschrieben haben. Hey, die Aufnahmen sind spontan entstanden. Der Bobby Jones war in Nord Hollywood mit im Studio und hat sich sozusagen vor die laufende Kamera gestellt. Da hat man auch gerade noch Zeit dafür, eigenes Material zu proben. Die Live-Authentizität spricht ehe für sich: Lass uns loslegen...
Bei den zwei Ike Turner-Titeln macht die Kapelle in Rock'n'Roll und bei leider nur zwei Gast-Beiträgen ist David Woodford natürlich mit einem Saxofon-Solo zur Stelle. Als erster Musiker in "Get It Over Baby". Junior Watson bricht in den letzten Saxofonklang mit einem derart lauten twanigen Ton ein, dass man ein wenig Adrenalin ausschüttet.
Ganz am Ende steht mit etwas über vier Minuten "How Long Will It Last" und einem höllisch gut aufgelegten Kid Ramos, der fast die Hälfte der 6-Saiter-Alleingänge auf seinem Konto verbuchen kann. Und dass der ein Guter ist, brauche ich ja nur noch einem kleinen Teil unserer Leserschaft ins Blues-Buch zu schreiben.
Darüber hinaus ist "Comin' Back Hard" ein kleines Festival der Harper.
Im locker groovenden "I Must be Crazy" füllen Al Blake und Saxofonist David Woodford den Kelch der guten Laune. Neben dem Miteinander der beiden Instrumente geben Cynthia Manley sowie Jessica Williams dem Stück, wie auch auf den Mannish Boys-Vorgängeralbum, einen verdammt guten Soul-Touch.
Das honky Piano in gesetzter Form, gespielt von einem wie immer hervorragenden Fred Kaplan, versetzt "I Don't Know" einen jazzigen Ton und Richard Innes streichelt die Felle mit seinen Jazz-Besen. Die Nummer ist Bar-Musik par excellence.... Blake, in einem schwarzen Anzug und weißem Hemd gekleidet steht neben dem Sänger am Harp-Mikrofon und soliert auf seine persönliche Art und Weise. Dieses Bild entsteht beim Hören der Nummer. Toll, wie er mit seinem Mund aus den ganz tiefen Tönen über die Kanzellen zu den höheren wandert. Sein Bending ist super. Dieses ist ein Stück aus der Sahnetorte, so richtig nach meinem Geschmack.
Label- und Band-Chef Randy Chortkoff ist ebenfalls zweimal mit von der Partie. Er hat einen ganz speziellen Ton-Ansatz und spielt das Mississippi-Saxofon somit etwas härter als Blake. Wieder Ramos an der Gitarre...
"Three Handed Woman" ist an sich schon eine Perle und auch der dritte Mundharmonika-Spieler sollte nicht unerwähnt bleiben. Lynwood Slim hat es mehr mit der swingenden Abteilung der Harper.
So ist es richtig gut, die CD auch unter dem Gesichtspunkt dieses einen Instruments zu hören.
Klar, Finis Tasby gehört auch zu der Mannish Boys-Gruppe und so nutzte er die einmalige Gelegenheit Junior Parkers "Mystery Train" zu singen. Nein, nicht er alleine. Hier geben sich Jones und Tasby abwechselnd das Mikrofon in die Hand und die Gesangspause nutzt Chortkoff für ein weiteres Solo.
Die anderen Gitarristen, Kirk Fletcher sowie Franck Goldwasser stehen in weiteren Songs genauso im Spotlight wie ein Kid Ramos. Eine Allstar-Band mit drei hervorragenden Gitarristen. Welch eine Party!
Hier und da wird während der Nummern auch mal abseits des Textes kommuniziert.
Eine ganz starke Rückkehr des Sängers Bobby Jones. Der Album-Titel "Comin' Back Hard" spiegelt die musikalische Situation auf der Platte sehr gut. Die Spontaneität und der Live-Charakter sind überall spürbar.
Wieder einmal eine rundum sehr gelungene Delta Groove-Scheibe, die empfohlen werden kann... Alles gut!
Line-up:
Bobby Jones (vocals)
Finis Tasby (vocals - #10)
Al Blake (harmonica - #3,6)
Randy Chortkoff (harmonica - #4,10)
Lynwood Slim (harmonica - #9)
Kirk 'Eli' Fletcher (lead guitar - #1,8, rhythm guitar - #2,8)
Franck 'Paris Slim' Goldwasser (lead guitar - #2,8, rhythm guitar - #1,4,8)
Kid Ramos (lead guitar - #4,7,9,10,11)
Junior Watson (lead guiatr - #5, rhythm guitar - #3)
Fred Kaplan (piano - #1,3,4,5,6,9,11, Hammond B3 - #5,7)
Tom Leavey (electric bass - #4,7)
Ronnie James Weber (upright bass - #2,3,5,6,8,9,10,11, electric bass - #1)
Richard 'Big Foot' Innes (drums)
David 'Woody' Woodford (tenor saxophone - #3,5)
Cynthia Manley (backing vocals - #3)
Jessica Williams (backing vocals - #3)
Tracklist
01:She's The One (3:52)
02:Two Headed Woman (3:20)
03:I Must Be Crazy (2:44)
04:Come In Out Of The Rain (4:23)
05:Get It Over Baby (2:31)
06:I Don't Know (3:27)
07:Tired Of Your Jive (3:57)
08:Cry For Me Baby (4:20)
09:Three Handed Woman (3:05)
10:Mystery Train (5:26)
11:How Long Will It Last (4:16)
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