Bryce Janey / Game Of Life
Game Of Life Spielzeit: 55:45
Medium: CD
Label: Grooveyard Records, 2011
Stil: Blues Rock

Review vom 14.12.2011


Norbert Neugebauer
Eine ramponierte Stratocaster auf dem Cover, eine wohlbekannte Floskel als Album-Titel und eine Dreierbesetzung, die Blues Rock spielt - nicht gerade das, was das große Nervenzucken beim Musikfan auslöst.
Immerhin, aus Iowa kommen nicht so viele bei uns gegenwärtige Bands. "Game Of Life" ist das achte Solo-Album des Sohns einer Family (The Janeys), die auch dem Blues Rock huldigt. Mit dem dritten, Heal The Night, von 2006, hat ihn uns Kollege Jürgen vorgestellt. Damals entdeckte er relativ wenig vom vorgenannten Genre, aber zwischenzeitlich hat sich Bryce auch hier gefügt, wie man den Rezensionen der dazwischen liegenden Veröffentlichungen entnehmen kann.
Mit Dan DJ Johnson am Bass und Eric Douglas am Schlagzeug ist seine bewährte Truppe am Werk, produziert hat er wieder selber. Ebenso stammen neun der elf Songs aus eigener Feder, dazu zwei geläufige Cover. So standardisiert wie der ganze Blues Rock sind auch die Titel, aber das Problem haben ja genauso andere Sparten der Rockmusik, das soll kein Kriterium sein.
Bryce Janey ist der typische US-Gitarrenslinger, der wohl stundenlang den Gitarrenhals abwichsen kann, ohne dass da groß irgendwas beim Zuhörer hängenbleibt. Ein Gniedler vor dem Herrn, dem kein Klischee nicht geläufig, kein Riff zu abgenutzt und kein Solo lang genug ist. Der als Shouter mit Whiskey-Gurgel ordentlich den Toughman markiert, aber auch nichts anderes. Das Backing Duo macht, was es soll, solide Basisarbeit. Mit dem "Down Home Blues" und einem satten Slide-Duett akustisch/elektrisch geht es ordentlich los. "Kicked Like A Dog" ist die direkte Fortsetzung. Nach dem dritten Song weiß man, wie's weitergeht und dass die anderen acht auch nicht anders klingen. Blues Rock-Einheitsbrei, zähflüssig und vorhersehbar, tausendmal schon ähnlich gehört und seit mindesten drei Jahrzehnten museumsreif.
Ich will weder den Fans und schon gar nicht meinen einschlägig veranlagten Kollegen oder sonst wem, wer immer noch auf diese Mucke steht, irgendwas madig machen. Aber das ganze Gedudel ist doch größtenteils der Aufguss vom Aufguss von dem was uns mal vom Hocker gerissen hat. Innovationen sind schwer möglich und die Perlen in diesem Genre, die unter den hunderten gleichartiger Machwerke pro Jahr noch herauskommen, sind schon sehr rar. Klar, die Jungs können alle Gitarre spielen, das sind alle Speedkings und beherrschen sämtliche Tricks und Licks aus dem Effeff. Aber auch das kennen wir schon lang genug, für mich sind die endlosen Frickeleien und Stöhnereien dieser Blues Rock-Märtyrer vor allem aus der Konserve nur noch nervig. Und mit Bluesfeeling, Freunde, hat das schon gar nichts mehr zu tun. 'Begnadet' oder 'virtuos' ist in dem Zusammenhang höchstens die Fähigkeit, die Noten innerhalb der Endlosschleifen in immer wieder anderer Reihenfolge zu spielen.
Ein Beispiel von dieser Scheibe: "Waitin' For The Bus". Das hört sich an wie eine müde ZZ Top-Coverband mit zwei absolut konturlosen, jaulenden Gitarrensoli, die in diesem Song wie Flickwerk wirken. Der ABB-"Come And Go Blues" ist die inspirierteste Nummer auf der Scheibe mit wirklich schöner Slide-Arbeit. Der Rest sind mehr oder weniger die selben Midtempo-Klötze nach gleichem Schnitzmuster, aber das war's dann auch schon.
Wer auf Griffbrett-Frickeleien und eine ordentliche Röhre im 08/15-Blues Rock-Format steht, der findet hier neues Futter. Ansonsten empfehle ich für alle Fans dieses Genres: Holt euch die alten Scheiben von dem aus dem Regal, der seine Strat mit seinerzeit noch originellem Herzblues so zugerichtet hat!
Tracklist
01:Down Home Blues
02:Kicked Like A Dog
03:Waitin' Fot The Bus
04:In Your Kitchen
05:Game Of Live
06:Come And Go Blues
07:Goin' Down The River
08:Stone Cold&Crazy
09:In The Mood
10:Flying High On Your Love
11:Faithful
Externe Links: