Janey, Janey...? Da war doch was?
Genau, dank eines noch einigermaßen intakten Erinnerungsvermögens und dem RockTimes-Künstler Index kam mir das Album Soul Driver wieder in den Sinn, das ich vor einiger Zeit besprochen hatte. Doch der gute Mann hieß Billy Lee mit Vornamen. Zufällige Namensgleichheit oder verwandtschaftliche Beziehung?
Waschzettel und Internet gaben ziemlich schnell Auskunft. Ich habe mit "Heal The Night" das dritte Album von Bryce Janey, dem Sohn von Billy Lee im Player.
Janey Junior, der schon im Alter von dreizehn Jahren mit seinen Eltern (Vater an der Gitarre, Mutter an der Schießbude) das Blues-Trio The Janeys bildete, hat sich also auf eigene Füße gestellt und bastelt nun erfolgreich an seiner Solo-Karriere.
Die Tatsache, dass ich die älteren Alben von Bryce Janey nicht kenne, verhindert zwar einen direkten Vergleich seiner musikalischen Arbeit, ermöglicht mir aber eine unvoreingenommene Besprechung dieser CD.
Und dabei fällt mir als Erstes gleich mal auf, dass ich durch den angegebenen Musik-Stil Blues Rock doch einigermaßen irritiert bin, denn hier gibt es fast Alles auf die Ohren, nur keinen Blues Rock, zumindest nicht im herkömmlichen Sinn.
Im Gegensatz zum letzten Album von Janey-Senior herrschen auf diesem Longplayer ziemlich relaxte Tonfolgen vor, die ich vorwiegend im Bereich der Rockmusik mit Einflüssen von Country und Southern ansiedeln würde. Lediglich der Titelsong ist ein ganz starker Acoustic Blues, der richtig intensiv mit ausdrucksvoller Stimme und Gitarre rüber kommt.
Ansonsten herrschen ziemlich einfach gestrickte Rhythmen vor. Schon der Opener "Sweet Lovin' You" lädt geradezu zum Tanzen ein, sofern man auf diese Art der Bewegung steht. Dieser Song hätte auch gut und gerne von den Dire Straits in ihrer poppigen Phase stammen können.
"Love In New York City" ist dann schon eher mein Ding. Treibende Rocksounds bringen Stimmung in den Laden. Absolut Hit verdächtig! So kann es ruhig weitergehen, und das tut es dann auch. "1973" mit seinen Slide-Einlagen ist ebenfalls ein Fetenkracher par excellence.
Nachdem auch "Chance With Me" noch in diese angenehme Rock-Kerbe haut, kommt es dann zu einem Stilwechsel. "Just Wanna Show You" driftet in den Funk-Bereich ab. Dabei kann Bryce Janey aber durchaus mit seiner feinen Gitarrenarbeit überzeugen.
"Come Sit By The Fire" fällt dann etwas ab. Die Band bewegt sich hier mit halbherzigen, schmalbrüstigen Keyboards auf dem Niveau einer besseren Tanzkapelle. Es fehlt der nötige Drive, und so plätschert der Song nur so vor sich hin. Daraus hätte man mehr machen können. "Hey Now Baby" hat dann wieder mehr Dampf. Jetzt wird wieder abgerockt. Der Biss ist wieder da.
"Real Good Time" ist als vorletzter Song des Albums das Tribute-Stück von Bryce Janey an die Country Musik. Starke Ballade, die selbst mir, als nicht so großem Anhänger dieses Genres, sehr gut gefällt.
Das abschließende "Need Your Love" reißt den Hörer dann sehr abrupt und unsanft aus der angenehmen Grundstimmung, die auf diesem Album vorherrscht. Der ideale Rausschmeißer, denn dieser rein akustische Erguss ist hier vollkommen fehl am Platz . Da wäre weniger echt mehr gewesen!
Insgesamt gesehen kann man festhalten, dass Bryce Janey trotz einiger Unzulänglichkeiten ein durchaus angenehm anzuhörendes Album gelungen ist, das zwar absolut nichts Neues bringt, aber doch sehr gute Unterhaltung bietet. Songwriting und handwerkliche Fähigkeiten sind vollkommen okay. Was fehlt ist ein absoluter Kracher, der sich im Hirn der Hörer festbeißen kann. Jedenfalls werden wir von Bryce Janey noch einiges zu hören bekommen.
Line-up:
Bryce Janey (electric / acoustic guitars, vocals)
Dan Dj Johnson (bass)
Steve Hayes (drums)
Sam Salomone (Hammond B3)
Gary King (saxophone)
Tracklist |
01:Sweet Lovin' You (3:48)
02:Love In New York City (3:57)
03:1973 (4:13)
04:Heal The Night (3:32)
05:Chance With Me (4:14)
06:Just Wanna Show You (4:59)
07:Come Sit By The Fire (3:58)
08:Hey Now Baby (3:32)
09:Real Good Time (5:01)
10:Need Your Love (2:56)
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Externe Links:
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