Auf in den Steinbruch, ähm, sorry, es muss im Zusammenhang mit einem Konzert natürlich zum Steinbruch heißen.
Eine sehr schöne Location und bestimmt Anlaufpunkt für viele Ausflügler, die sich im gemütlichen Biergarten eine Pause gönnen können.
Der Steinbruch steht allerdings auch für ein tolles Angebot vielfältiger Live-Musik.
So ergab sich die Gelegenheit, endlich einmal eine der Rock-Bands der momentanen Schweden-Welle live unter die Lupe zu nehmen.
Bevor es so weit war, hatte die Combo Thalamus aus Duisburg/Moers das Wort.
Der Steinbruch-Gig, wie konnte es anders sein, war mit vielen anwesenden Fans ein Heimspiel.
Auf ihrer ansprechenden Homepage kategorisieren sie ihren Output so: »Der gemeinsame Nenner der vier Musiker: Thalamus machen abwechslungsreiche emotionale Musik mit Tiefe und Atmosphäre… .«
Genau das wurde dem Publikum in 55 Minuten und einem, in vielen Phasen sehr ansprechenden, bedingungslosen par force-Ritt auf vier Instrumenten und am Gesangsmikrofon geboten.
Mit perfekt abgestimmter Light-Show servierten Thalamus ihre Gefühle frei Haus und nicht nur mit einer unbändigen Härte.
Auch die melodischen Zwischentöne in den Songs der Band sorgten für Stimmung bei den zahlreichen Besuchern. Am Mikrofon war David Müller ein echtes Wechselbad seiner Empfindungen. Von gekonnten Growls bis in luftige Höhen ging sein Gesang. Kompliment!
Die ultraschnellen Double-Bass-Attacken vom Drummer Roland Kozubek verfehlten zu keiner Zeit ihr Ziel: Die Lauscher und Magengrube.
Überhaupt war Thalamus auch spürbar, denn die Saiten-Artisten hatten einen unglaublichen Bewegungsdrang. Dennis Bosch leistete sich Ausflüge ins Publikum und Tiefton-Bediener Andreas Klees, der gleichzeitig Gerstensaft zu sich nahm und dabei spielte, hatte eine sehens- und bewundernswerte Bühnenpräsenz. Unglaublich, wie er sein Instrument immer wieder heftig forderte.
Harte Gitarren-Riffs konkurrierten wiederholte Male mit melodischen Parts. Auf der Set-List der Band standen auch neuere Songs und der lustige Freud'sche Versprecher »… teuerer Song« statt 'neuerer Songs' entwickelte sich zu einer netten Kommunikationsbasis zwischen den Besuchern und der Band.
Die grauen Zellen waren gefordert, als Müller das Stück "Kaputt" ansagte und einer der Musiker fragte: »Wie geht der noch?« Die Nummer "Tango" hatte doch tatsächlich einen solchen Part.
Einen guten Eindruck von der Thalamus-Vielfalt kann man auf ihrer MySpace-Seite bekommen. Emotionen, Atmosphäre und Schweiß... - gut gemacht, Leute!
Nach einer kurzen Umbaupause enterte das schwedische Quartett Dexter Jones' Circus Orchestra ( DJCO) die Bühne. Man durfte wirklich gespannt darauf sein, wie ihre tolle Musik von der CD Side By Side live rüber kam.
Vier Musiker: Zwischenzeitlich hat man sich vom Gitarristen Björn Billgren getrennt. Allerdings waren Tia Marklund und David Israelsson über die gesamte Konzertlänge von knapp siebzig Minuten in der Lage, einen Gitarren-Sound auf höchstem Niveau zu bieten.
DJCO offenbarten sich von den ersten Takten des Openers "Reborn Or Despair" als eine eingespielte Gruppe, wobei sich jeder blind auf den anderen verlassen konnte.
Bei den ursprünglich aus dem hohen Norden Schwedens stammenden Retro-Rockern war die Spielfreude spürbar und die tolle Bühnen-Laune kam beim Publikum sehr gut an.
Natürlich hatte die Riff- und Soli-geladene Musik der Combo den größten Anteil an den zufrieden dreinschauenden Zuschauern.
Bereits nach dem Gitarren-Monster "Lock The Cage" und dem mit schleppendem Rhythmus unterlegten "We Don't Care", war klar:
Auch live konnte man sich dem DJCO-Rock nicht entziehen. Mit ihren ständig wechselnden Gitarren-Ergüssen wirkte die Gruppe wie ein Magnet. Schlagzeuger Daniel Israelsson war es bereits nach einigen Songs zu warm und er entledigte sich seines T-Shirts. Kein Wunder, denn er leistete mit seinem differenzierten Drumming Schwerstarbeit.
Die Set-Liste wies auch Stücke früherer Veröffentlichungen der Band auf. Diese Nummern fügten sich nahtlos in das Konglomerat der "Side By Side"-Songs ein, wobei "Heirs Of Doom" tatsächlich ein tiefergelegter Rocker war.
Wenn Tia Marklund, David Israelsson und Bassist Frederik Jonsson an ihren Mikrofonen standen und gemeinsam sangen, konnten sich schon die Nackenhärchen aufrichten und das nicht nur einmal. Tia ist eh eine Marke für sich: Mit welcher Selbstverständlichkeit er das nächste Lied ansagte, war schon klasse. Songtitel und Inhalt, alles in einem Satz… fertig. Deutlich stand die Musik im Vordergrund und ich wiederhole mich gerne: An diesem DJCO-Rock konnte ich mich einfach nicht satt-hören.
Center-Stücke waren "Feel The Cold" und das als Zugabe gebotene "Conceptual Ways" mit seinem aussagekräftigen Text.
Tia spielte eine glasklare Gitarre ohne Firlefanz.
David Israelsson hatte einiges an Equipment vor sich auf dem Boden und machte auch ordentlich Gebrauch davon. Seinen Gitarren-Sound bereicherte er mit ausgiebigem Wah Wah-Einsatz und überwiegend war der Klang seines Gibson-Arbeitsgerätes weich, wie durch einen Nebel gespielt und kontrastierte toll zur Tia-Gitarre.
Leider war der Zauber des Konzerts bereits nach 60 Minuten verflogen, denn Tia sagte: »That's it from us.«
Dennoch wusste auch der sympathische Schwede mit dem Hut, was 'Zugabe' bedeutete und es gab noch zwei Songs obendrauf.
Fazit - genauso kurz wie die Ansagen: Dexter Jones' Circus Orchestra - immer wieder gerne.
Rock-Musik mit nicht von der Hand zu weisenden Nebenwirkungen!
Wir danken Kiste von Rock This Town für die problemlose Akkreditierung.
Line-up Thalamus:
David Müller (guitar, vocals)
Dennis Bosch (guitar)
Andreas Klees (bass)
Roland Kozubek (drums)
Line-up Dexter Jones Circus Orchestra:
Tia Marklund (vocals, guitar)
Daniel Israelsson (drums)
David Israelsson (guitar, vocals)
Frederik Jonsson (bass, vocals)
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