Jack Kerowax / Same
Jack Kerowax Spielzeit: 40:46
Medium: CD
Label: St. Cait Record Company, 2014
Stil: Americana, Roots

Review vom 21.01.2015


Markus Kerren
Um zwei gleich zu Beginn auftauchende Fragen mal unverzüglich aus dem Weg zu räumen: Nein, Jack Kerowax ist keine Person, sondern eine Band und ja, natürlich ist die Namensähnlichkeit zu dem legendären amerikanischen Beat-Poeten Jack Kerouac (u. a. "On The Road", dt. Titel "Unterwegs") kein Zufall. Zusammen kam dieses Projekt mehr oder weniger durch Zufall. Die Musiker, die aus mehreren Bands rund um Dallas und Fort Worth in Texas stammen, sind bereits seit vielen Jahren miteinander befreundet und so ergab es sich irgendwann, dass Jack Kerowax geboren wurde. Geplant war eigentlich ein Soloalbum von Frontmann Johnny Beauford, aber so dermaßen organisch wie sich diese Geschichte mit allen Musikern entwickelte, wurde die ursprüngliche Idee bald schon wieder verworfen.
Unmittelbar nach den Aufnahmen der zehn Tracks beackerte die Band für 18 Monate erstmal ausgiebig die Bühnen des amerikanischen Südens und auch der große weite Mittwesten wurde nicht ausgelassen. Anschließend verließ der hier noch zu hörende Bassist Chase McMillan die Combo und wurde durch Nash Griggs ersetzt.
Erstaunt hat mich beim Recherchieren im Vorfeld dieses Reviews, dass Jack Kerowax oft als sehr Pop-orientiert dargestellt wird. Okay, das mag aus amerikanischer Sicht eventuell sogar noch nachvollziehbar sein, in unseren Breitengraden würde einem dieser Gedanke aber wohl kaum kommen. Die Songs sind zwar durchaus eingängig, aber jederzeit auch in einen warmen und authentischen Americana- bzw. Roots-Sound gekleidet. Und wenn ich gerade von dem warmen Sound rede, dann kommt das nicht von ungefähr, wurden sämtliche Titel nämlich komplett analog eingespielt.
Gitarren, Schlagzeug, die Tasten und ein paar Gast-Instrumente wie die Harmonika ("Moonshine Barber") oder das Vibrafon ("Fancy Cigarette") bestimmen hier ganz klar das Geschehen, über das Johnny Beauford seinen Gesang legt. Aber nicht nur seinen Gesang, sondern auch die tollen Geschichten, die er zu erzählen hat. Womit sich auch wieder der Kreis zu Jack Kerouac schließt, dessen Einfluss erst gar nicht zu verbergen versucht wird. Darüber hinaus agiert die Band ungeheuer erdig, gewürzt mit manchmal an den frühen Neil Young erinnernden Gitarrensounds. Beauford selbst beschreibt die Einflüsse von Jack Kerowax als aus dem breiten Feld von »...klassischem Country bis Lou Reed« kommend.
So geschlossen und durchgehend auf hohem Niveau befindlich die Scheibe daherkommt, ist es gar nicht mal so einfach, hier Anspieltipps zu verteilen. Als mein absoluter Favorit hat sich das eher langsame, dafür aber mit tonnenweise Feeling versehene "Violet" entpuppt. Nicht weniger stark und mit einer gesalzenen Dosis Rock versehen kommen dagegen das eröffnende "Fever" sowie das abschließende "Huck Finn's Hideout", die die Gegenpole setzen. Und dazwischen kann man dann u. a. auch noch solche Perlen wie "Stella", "Ten Year War" oder "Empire State" entdecken.
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken kann ich Jack Kerowax also ein sehr starkes Debüt attestieren. Vielleicht beim ersten Anhören nicht ganz so herausragend wie der erst kürzlich hier vorgestellte Erstling von Matt Townsend & The Wonder Of The World, aber auch anders. Und es wäre wahrlich nicht fair, die berühmten Äpfel mit den (noch berühmteren) Birnen zu vergleichen. Auf jeden Fall eine super Geschichte, die mich auf eine Fortsetzung hoffen lässt. Thumbs up!
Line-up:
Chase McMillan (bass, background vocals)
Garrett Padgett (guitars, keyboards, upright piano - #2,4, background vocals)
Johnny Beauford (lead & background vocals, Rhodes - #1, upright piano - #8)
Nathan Adamson (drums & percussion)

With:
Conner Farrall (guitar - #2)
Jeff Bradley (harmonica - #2)
Shane Kiel (upright bass - #6)
Jonathan Jackson (vibraphone - #9)
Tracklist
01:Fever
02:Moonshine Barber
03:Stella
04:Empire State
05:Violet
06:Bliss
07:Ten Year War
08:Terrible Eyes
09:Fancy Cigarette
10:Huck Finn's Hideout
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