Was ist ein Jam Camp? Ein Festival für Deadheads, zu Ehren des verstorbenen Altmeisters Jerry Garcia? Oder ein geheimer Ort in Florida, wo Dickey Betts an einer A-cappella-Version von "Jessica" arbeitet und Hughie Thomasson neue Passagen für eine 50-minütige Version von "Green Grass And High Tides" einstudiert? Vielleicht ein Musiklager mit Warren Haynes, der die Wissenschaft erklärt, wie er aus seinem Repertoire von 1848 Songs die Setlisten für die Gov't Mule -Konzerte zusammenstellt?
Weit gefehlt! Jam Camp sind eine 1989 gegründete Band aus dem Nordwesten der USA und spielen instrumentalen Jamrock und Fusion, wie es im Buche steht. Die hier vorliegende "Live"-CD ist die dritte Veröffentlichung der Amerikaner, auf der sowohl neue Songs als auch von zwei Studioalben bekannte Nummern enthalten sind. Den einzigen Minuspunkt bekommt die Scheibe für die cleane Atmosphäre, denn Publikumsgeräusche sind nicht zu vernehmen. Der musikalische Teil hingegen kann vollends überzeugen.
Im wesentlichen folgen die meisten Songs (besser gesagt die Jams) demselben Schema: Zunächst wird vom Saxofon und von einer der Gitarren ein z.T. wunderschön melodisches Twin-Leads-Grundthema/Motiv präsentiert, um dann mit abwechselnden Improvisationen loszulegen. Zwischendurch oder manchmal erst gegen Ende des Songs kehrt man zu diesem Thema zurück, das erweitert oder auch verändert vorgetragen wird. Absolute Höhepunkte der Platte stellen "Thrush" und "The Reach" dar.
Gerne setzen die Gitarristen auch Effekte ein (Gitarren-Synthesizer?), so dass die Klampfen manchmal wie Keyboards wirken. Auch sonst sind David Broyles und
Michael 'Smitty' Smith ziemliche Könner ihres Fachs: Sie warten immer wieder mit neuen Ideen auf, verheddern sich aber niemals in seelenlosen, der Selbstbeweihräucherung dienenden, endlosen Frickeleien. Hier wird miteinander, nicht nebeneinander gejammt. Die Stücke sind für Eskapaden der nervigen Art auch viel zu durchstrukturiert und auch nicht so lang, wie man das von anderen Jambands gewohnt ist. Diese Platte macht einfach Spaß!
Wer auf Fusion, Jam-Rock und Gitarrensoli steht, aber auch Saxofonklängen nicht abgeneigt ist, sollte den Jam Camp-Jungs eine Chance geben. Das ist Improvisationsmusik der gehobenen Klasse!
Line-up:
Steve Munger (Saxophone)
David Broyles (Guitar)
Michael "Smitty" Smith (Guitar)
Jess White (Bass)
Joel Veatch (Drums)
Tracklist |
01:Echologic
02:Thrush
03:Westside Highway
04:Blues Is You
05:Trees
06:West 8
07:Wormhole
08:The Reach
09:Paper Walls
10:Mr. Bliss
11:Groove Monkey
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