Hinter dem neuen Namen Jupiter Society verbirgt sich eine bekannte Kreativkraft, nämlich der Schwede Carl Westholm von Carptree. Und wer Prog à la Carptree mag, der sollte in dieses Debütalbum unbedingt mal reinhören. Auch hier schlägt sich Westholms Stil durch, Songs zu schreiben, die sich langsam aufbauen und zu spannender Dramatik steigern. Allerdings klingt Jupiter Society ein gutes Stück düsterer und arbeitet mit härteren Elementen.
"First Contact//Last Warning" ist ein Science-Fiction-Konzeptalbum und spielt in einer fernen Zukunft. In den Tiefen des Weltalls verschwindet das Forschungsraumschiff "Bismarck Explorer" von den Schirmen, andere Schiffe werden zerstört - eine mysteriöse, fremde Macht steckt dahinter. Im Fokus der Story stehen oft die befremdenden Halluzinationen der Entführten oder die Einsamkeit von Überlebenden, die allein zwischen Leben und Tod in Rettungskapseln umher driften.
Entsprechend schaurig und dunkel sind auch die Atmosphären der dazugehörigen Musik. Extrem viel arbeitet Carl Westholm mit spacigen Synthesizer-Klängen und vielschichtigen Arrangements, die von Cyber-Effekten in spannungsgeladener Ruhe bis hin zu prall gefülltem, schwergewichtigem Bombast reichen. Verzerrte Computersounds und ein maschinell anmutender Duktus wie in "8511" erinnern an Ayreons "Universal Migrator", rockige Drives in dunkel angehauchter Spannung wie in "Bismarck Explorer" an Pepper's Ghost von Arena.
Gitarren spielen bei Jupiter Society, was die Melodien angeht, eine sehr untergeordnete Rolle. Meistens beschränken sie sich auf (tieftönige) Rhythmusarbeit oder sind Bestandteil von harten rhythmischen Akzenten, wie sie gleich beim Opener "The Pilot" nach fast dreiminütigem Intro zusammen mit Bass, Drums und Orchester-Streichern hochdramatisch die spannungsgeladene Atmosphäre durchschneiden. Ansonsten liefern tiefer gestimmte Gitarren des öfteren harmonische Unterbauten wie in Doom-lastigen Sabbath-Stücken - stockduster und schwerfällig schreitend.
Da die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, darunter so abenteuerliche wie "Hallucination", "The Abductor" und "The Abducted", tut es dem Album sehr gut, dass verschiedene Lead-Sänger die Lyrics präsentieren. Im Einzelnen sind das Mats Leven, den man u.a. von Malmsteen, At Vance oder Amaseffer kennt, Nils Erikson, Frost-Sänger Declan Burke sowie Öivin Tronstad und Cia Backman, die bei Carptree Backing Vocals singen und hier in den Vordergrund treten.
Besonders stark sind hierbei die Auftritte von Öivin Trondstad - expressiv und voller Inbrunst bei "Bismarck Explorer" - und von Mats Leven bei "Solitude Unites Us". Von einem melancholischen Klavierthema begleitet, illustriert dieses Stück mit jenen tonnenschweren Iommi-Riffs und dramatisierendem Orchesterbeiwerk in beeindruckender Manier die Schönheit, die Trostlosigkeit und die Tödlichkeit des Weltalls. Darüber hinaus spielt aufwändig arrangierter, teils gespenstisch verzerrter Hintergrundgesang, der als vielstimmiger Chor auch mal in den Vordergrund tritt, durchgehend eine sehr starke Rolle, außerdem viele Flüstereien.
Alles in allem ist Jupiter Society eine bombastische musikalische Weltraumsaga geworden, die nix für zwischendurch ist, dafür dank der zahlreichen Details und Klangexperimente eine aufregende Stunde unter dem Kopfhörer bietet. Während auf der einen Seite Thriller-mäßige Hochspannung steht, zum Beispiel in "Abduction", verheddert man sich aber auf der anderen Seite bei den zu sehr gestreckten "The Enemy" (11:36) und "Presumed Dying" (9:38), all zu lange in atmosphärischem Wirrwarr - hier und da wäre weniger mehr gewesen. Diese Kritik ist aber eher punktuell. Dennoch sammelt Carl Westholm spacig-futuristische 7 von 10 RockTimes-Uhren mit Potenzial für mehr.
Schließlich bin ich gespannt, ob der geheimnisvolle Feind sich im nächsten Teil zu erkennen gibt und wir endlich erfahren: First Contact, oder Last Warning?
Line-up:
Carl Westholm (piano, synthesizers, sound effects)
Mats Leven (lead vocals, drums)
Nils Erikson (lead vocals, programming)
Öivin Tronstad (lead and backing vocals)
Leif Edling (bass)
Ulf Edelönn (guitar, bass)
Cia Backmann (lead and backing vocals)
Jonas Källsbäck (drums)
Stefan Fanden (bass)
Declan Burke (vocals)
Sven Lindvall (bass)
Jonas Waldefeldt (drums, percussion)
Jan Hellman (acoustic guitar)
Lars Sköld (drums)
Tracklist |
01:The Pilot
02:Bismarck Explorer
03:Cold Rigid And Remote
04:Abduction
05:The Enemy
06:Solitude Unites Us
07:8511
08:Presumed Dying
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