Jupiter Society / Terraform
Terraform Spielzeit: 55:13
Medium: CD
Label: ProgRock Records, 2009
Stil: Prog Rock / Experimental

Review vom 25.01.2010


Boris Theobald
Die düstere musikalische Weltraumsaga von Carptree-Musiker Carl Westholm geht in die zweite Runde. "Terraform" heißt die Fortsetzung von First Contact//Last Warning und spinnt die Geschichte der Besatzung des Raumschiffs 'Bismarck Explorer' fort, die auf der Flucht vor einer ominösen fremden Macht in den Weiten des Alls dem scheinbar sicheren Tod entgegendriftet.
Das Großaufgebot diverser Gastmusiker hat Carl Westholm in Teil II im Großen und Ganzen bei Laune gehalten - zu den auffälligsten Besetzungswechseln zählen die Teilnahme von
Royal Hunt-Gitarrist Marcus Jidell, und leider auch das Fernbleiben von Frost* /
Darwin's Radio-Sänger Declan Burke. Trotzdem bleiben drei schon bekannte Lead-Sänger, die sich die sieben Stücke untereinander aufteilen: Mats Levén, Öivin Tronstad und Nils Erikson.
Nicht nur deshalb ist "Terraform" eine sehr direkte musikalische Fortführung seines Vorgängers ohne die kleinste stilistische Zuckung. Jupiter Society steht für zähe, teils doomige Riffs im Nullkommanull-Lux-Lichtbereich, beklemmenden Synthesizer-Bombast und erdrückende Atmosphären, trostlos bis resignierend. Absolut beeindruckend ist dabei, wie die Musik die gesamte Szenerie zum Leben erweckt. Auf Jupiter Society ist es nicht wie auf der Enterprise, wo sich Captain Picard in gemütlichem Wohnzimmer-Ambiente in seinen Ledersessel senkt.
Jupiter Society klingt viel mehr nach halbzerstörten Raumkreuzern mit rostigen Rohrleitungen, ein paar letzten flackernden Lichtern und kaum noch Luft zum Atmen. In ihrer Verzweiflung flüchten sich die letzten Überlebenden der Jupiter Society in eine Fantasiewelt, erzeugt durch Implantate, die dem Gehirn ein schönes Leben vorgaukeln, wo draußen nur noch der Tod wartet...
Das Ganze ist noch ein Stück weit stärker ausgefallen als auf dem bereits nicht zu verachtenden Vorgänger. Es gibt weniger Momente, in denen sich die musikalische Düsternis in Endlosschleifen wiederholt (kompaktere Spielzeiten!), stattdessen ein Plus an süchtig machenden Riffs und Melodien. Die Höhepunkte dürften nach dem Millionen Weltraum-Tonnen schweren Ohrwurm-Opener "New Universe" die ziemlich Iommi-lastige Lava-Gitarre von "Siren's Song/ Black Hole" sein, das ungeheuer vielschichtige "Rescue And Resurrection" mit einem überragenden, hochmelodischen Chorus, sowie das dramatisch orchestrierte Finale "Beyond These Walls You Are Not My Master".
Noch stärker als auf dem ersten Album fällt dieses Mal die ausgefeilte Gitarrenarbeit auf: niederschmetternde, dunkelschwarz eingefärbte und rhythmisch fein verproggte Riffs in Kombination mit unterkühlten Klavier-Hooklines (wunderschön Trance-artig und trostlos in "Cranial Implant"). Es ist Carl Westholm in beeindruckender Manier gelungen, diese starken Momente nicht durch die ganzen Synthies und Effekte zuzukleistern, sondern perfekt zu ergänzen.
Zudem sind auch die gesanglichen Leistungen absolut überzeugend, vor allem jene von Mats Levén, der sich teils ziemlich ekstatisch die Seele aus dem Leib singt, und die von Öivin Tronstad, der zuweilen an Daniel Gildenlöw von Pain Of Salvation erinnert, und das will was heißen... Die mehrstimmigen Vokal-Arrangements erinnern mehr als einmal an Ayreon. Das hat auch damit zu tun, dass da eine weibliche Stimme mitklingt, in Falle von Jupiter Society die von Cia Backmann.
Carl Westholm hat die Chance genutzt und mit Jupiter Society noch ein wenig mehr Potenzial als beim Debütalbum ausgeschöpft. Jeder, der sich vorstellen könnte, auf zappedusteren, neo-proggig angehauchten Bombast-Metal zu stehen, sollte dieses Teil unbedingt mal antesten. Bloß in der Storyline hätte ich mir ein wenig mehr Handlung und weniger Zustands- und Gefühlsbeschreibung gewünscht. Und warum das Album nun ausgerechnet "Terraform" heißt, das ist mir ziemlich schleierhaft. Schließlich machen sich die Weltraum-Gestrandeten nicht auf einem neuen, unwirtlichen Planeten breit, sondern in ihrem eigenen Geist. 'Psychoform' hätte es da vielleicht eher getroffen.
Line-up:
Carl Westholm (piano, synthesizers, vocoder, digital percussion)
Mats Levén (lead and background vocals, guitar)
Nils Erikson (lead vocals, monosynth, digital choir)
Öivin Tronstad (lead and backing vocals)
Leif Edling (bass)
Ulf Edelönn (guitar)
Cia Backmann (backing vocals)
Jonas Källsbäck (drums)
Stefan Fandén (bass)
Jonas Waldefeldt (percussion)
Lars Skjöld (drums)
Sebastian Blyberg (bass)
Kulle (guitar)
Marcus Jidell (guitar)
Peter Söderström (guitar)
Christer Jansson (drums)
David Carmel (narration)
Tracklist
01:New Universe (9:01)
02:Rescue And Resurrection (9:55)
03:Cranial Implant (7:13)
04:Into The Dark (4:33)
05:Siren's Song/ Black Hole (8:19)
06:Terraforming (7:26)
07:Beyond These Walls You Are Not My Master (8:40)
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