Jupiter Zeus / On Earth
On Earth Spielzeit: 44:15
Medium: CD
Label: Magnetic Eye Records, 2014
Stil: Indie

Review vom 27.07.2014


Ulli Heiser
Bereits nach den ersten Sekunden stand für mich fest: Das wird was.
Brachial, monumental, düster, melodisch, einnehmend, spannend ... einfach gigantisch ergießt sich der Beginn von "Waves" wie ein zäher aber unaufhaltsamer Lavastrom ins Hirn. Wenn The Ripple Effect im Review zur vorausgegangenen EP "Green Mosquito" meint, dass »It's been a long time since a band struck a chord this deep in me«, so kann ich da uneingeschränkt zustimmen. Ähnlich der von mir heiß geliebten Scheibe FUNeral der aus dem Hunsrück stammenden Band Red Hill wissen Jupiter Zeus genau, wie man Indie Rock par excellence zelebriert.
Was den alten Griechen der Zeus, war den Römern Jupiter - vielleicht kann man diese zwei Welten auch via Bandname in die Musik transportieren. Neben dem typischen Indie-Sound finden sich durchaus auch Momente des traditionellen Rock. Seien es schleppende, doomige Strukturen, wie man sie von den jungen Black Sabbath kennt. Ja, gar die Gitarre hat diese tonale Färbung, wie weiland die rechte Hand des Fürsten der Finsternis ("Divinity", "Co-Creators").
Interessant finde ich immer wieder, wie sehr sich die ursprüngliche Bedeutung des Independent Rock gewandelt hat. Der Begriff wurde geboren, weil sich Musiker von den großen Plattenfirmen unabhängig machen wollten bzw. bei diesen Labels keine Verträge bekamen. Trotz handwerklicher Fähigkeiten, die den Major Acts in nichts nachstanden, wurde vielleicht gerade nicht der Zeitgeist getroffen. Man wollte sicher auch nicht ans Gängelband der Statistiker, die am Schreibtisch entscheiden, was gut für die Musikfans zu sein hat. Mittlerweile hat sich der Indie Rock eigentlich zu einer eigenen Stilrichtung entwickelt, die manche Zeitgenossen leider immer noch mit unangebrachter Scheu beäugen.
Ob nun aus dem Hunsrück oder dem australischen Perth (von daher kommen die Protagonisten vorliegenden Albums) - diese Musik geht einfach runter wie Öl. Die beiden Gitarren riffen, schleppen, solieren und heben sphärisch ab, wie immer es gerade in die Choreografie passt. Dazu haben Bass und Schlagzeug Aufgaben, die über das übliche Fundamentlegen hinausgehen. Immer wieder nimmt der Bass am Spannungsaufbau teil. Sei es, dass er 'mit den Gitarren läuft', oder aber akzentuiert auf sich aufmerksam macht. Auch der Mann an der Schießbude reitet mit, wenn die beiden Gitarristen tiefgestimmt durch den Doom-Keller reiten.
Die Mischung aus Doom und Stoner mit einer gehörigen Portion höllischer Psychedelic kokettiert mit Melodie und glasklarem Saiteneinsatz. Wenn "Talkback Caller" nach ruhigen Creed klingt und "Cosmic Rays" gar wie eine der genialen Manics-Kompositionen denken lässt, dann geht einfach nicht mehr.
"On Earth" ist der erste Longplayer von Jupiter Zeus. Wer auch immer die musikalischen Väter sind, Saturnus und Kronos werden mit Wohlwollen den Werdegang ihrer Söhne verfolgen.
Line-up:
Jeremy Graham (bass, synths)
Aidrian Vudrag (drums)
Simon Staltari (vocals, guitar)
Michael Lawson (guitar)

William John (keyboards - #4,6,10,11)
Tracklist
01:Waves
02:Over
03:Cosmic Rays
04:I Am
05:Psychotic Seeds
06:Talkback Caller
07:Divinity
08:The Sum Of
09:Co-Creators
10:Waiting In A Line
11:State Of Mind
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