Lassen wir doch zunächst den Protagonisten persönlich zu Wort kommen: B.B. King schrieb in seinem Buch Ein Leben mit dem Blues über Live At Regal:
»Ich war immer auf Tour. Die Tour führte mich zurück ins Regal nach Chicago, in das schwarze Theater, in dem ich schon hunderte Male aufgetreten war…
Ich hatte das Gefühl, dass meine Band gut drauf war. Bobby Forte spielte Tenorsaxophon und erwies sich als einer meiner besten Begleitmusiker. Duke Jethro saß am Klavier und spielte einen tollen Blues…
Als die Platte unter dem Titel "Live At The Regal" herauskam, überschlugen sich die Kritiker…
Ein paar Autoren taten so, als ob sie mich gerade wieder entdeckt hätten. Ich wusste gar nicht, dass ich vorher verschwunden war…
Und auch wenn "Live" ein gutes Album war, habe ich wahrscheinlich Hunderte von Konzerten gegeben, die besser waren als das im Regal.«
Dem letzten Satz des Zitates muss man wohl zustimmen. Leider wurden diese Hunderte von Konzerten aber nicht aufgezeichnet.
So ist und bleibt "Live At The Regal" ein klassisches Tondokument, das nicht nur im Blues seines Gleichen sucht. Ein Album, welches in keiner Sammlung fehlen darf.
Es ist spektakulär und ohne Zweifel ein Zeugnis von der Power eines B.B. King als Musiker, Sänger und Entertainer.
Wie er mit dem Publikum kommuniziert ist umwerfend. Es gibt haufenweise Momente der Brillanz während der musikalischen Reise durch einige der bekanntesten Songs des Genres, die so viele andere Blueser dazu gebracht haben, ihm nachzueifern.
Von den ersten Sekunden des Openers "Every Day I Have The Blues" weiß man, wo die Glocken des Blues läuten. B.B. war und ist der 'King des Blues'.
Nicht nur die beiden oben genannten Musiker sind hervorragend. Am 21.11.1964 stand eine brillante Band auf der Bühne des Chicagoer Regal. Natürlich steht, neben King, die Bläserabteilung im Vordergrund. Dennoch sollten Leo Lauchie am Bass und Sonny Freeman an den Drums erwähnt werden, weil ohne eine solche Rhythmusfraktion der Erfolg nicht möglich gewesen wäre. Im positiven Sinn sind die Musiker eingespielt, sonst könnte man ein derart intensives Konzert nicht auf die Beine stellen. Von der Spontanität des Gigs ganz zu schweigen.
Die Reaktionen des Publikums sprechen eine eindeutige Sprache. Die weiblichen Zuhörer sind absolut crazy.
Nach "Sweet Little Angel" bringt er John Lee Hookers "It's My Own Fault". Grandios, denn diese beiden Songs haben zwei völlig konträre textuelle Inhalte. Er hat es an sich nicht nötig, das Publikum auf seine Texte aufmerksam zu machen, denn es klebt förmlich an seinen Lippen: In "How Blue Can You Get?" singt sich King die Seele frei. Bobby Forte spielt ein herrliches Saxofonsolo und die Combo ist so etwas von straight, dass man nur mit offenem Mund vor den Lautsprechern sitzt.
Mit "Please Love Me" wird das Tempo wieder angezogen und es shuffelt mächtig. Über allem schwebt und swingt B.B. King mit seiner schwarzen Lucille, einer 335er Gibson-Halbresonanzgitarre.
"Worry, Worry" ist ein zentrales Stück auf dem Album, ein weiterer Beleg dafür, dass es essentiell für ein Blues-Konzert ist, mit den zahlenden Besuchern in Kontakt zu stehen.
"Woke Up This Mornin'" hat absoluten Bigband-Charakter und trotz seiner Kürze (1:44 Minuten) fasziniert es dennoch den Zuhörer, auch jetzt noch, nach über 40 Jahren.
Wenn man Kings unnachahmliche Gitarren-Technik beleuchtet, sollte man sich ganz einfach "You Done Lost Your Thing Now" mehrmals anhören. Da bekommen andere Saitenmeister feuchte Hände.
"Live At The Regal" ist eines der wenigen Alben, das einen Meilenstein in der Musikgeschichte markiert. Einfach Muss für alle Fans des Blues und hier kommen nur 10 von 10 RockTimes-Uhren in Frage.
Line-up:
B.B. King (vocal, guitar)
Duke Jethro (piano)
Leo Lauchie (bass)
Sonny Freeman (drums)
Kenneth Sands (trumpet)
Johnny Board (saxophone)
Bobby Forte (saxophone)
Tracklist |
01:Every Day I Have The Blues (3:08)
02:Sweet Little Angel (4:09)
03:It's My Own Fault (3:09)
04:How Blue Can You Get? (3:35)
05:Please Love Me (3:01)
06:You Upset Me Baby (2:39)
07:Worry, Worry (6:23)
08:Woke Up This Mornin' (1:44)
09:You Done Lost Your Thing Now (4:33)
10:Help The Poor (2:38)
|
|
Externe Links:
|