Umtriebig ist er, der in Dortmund ansässige Crazy Chris Kramer. Er kennt Hinz und Kunz im Musik-Business und wie es seine "& Friends"-CDs belegen, noch einen ganzen Haufen mehr.
Hans Blues & Boogie macht es, Dieter Kropp macht es und jetzt auch Crazy Chris Kramer: Blues & More mit deutschen Texten.
Kramer bringt in den sechzehn Songs so einiges aufs Tapet, was den 12-Takter angeht und nicht nur den.
Mit gespreizten Fingern verteilt er seine Song-Samen auf den Mutterboden und hatte eine beachtliche Zahl von Musikern und Vokalisten auf der Matte des Schwerter Studios stehen.
Einige dieser Leute sind auf einen Song konzentiert, der erst kurz vor dem Ende des Albums zu hören ist: "Komm schenk noch einen ein". Prost, schreibe ich schon einmal. Instrumente wie Posaune, Trompete, Banjo oder Waschbrett lassen es bereits erahnen… Der Kramer macht in diesem Trinklied einen auf New Oreans-Flair. »Da hilft halt einzig nur ne Pils-Bier-Kur…« Jau, der Mann aus Dortmund ist Anhänger vom Untergärigen, wie hätte es anders sein können.
Aber mal Scherz beseite. Der Song ist klasse und hat tatsächlich diese bestimmte Atmosphäre der so stark gebeutelten Stadt.
Das ist aber nur eine Seite des Kramer'schen Vielecks.
In zwei Abteilungen macht der Mann Ferien. "Urbaubssong 1. Teil" und der Platten-Endpunkt "Urlaubssong Fortsetzung" gehören selbstspielend zusammen und sind, mit an Santana gemahnende Percussions, ein verteufelt guter Bar Room-Jazz.
Wer, verflixt noch eins, ist bei einer CD für das Inhaltsverzeichnis zuständig?
Da steht im PC-Player unter 'Genre' Jazz. OK, mit dem Urlaubsthema stimmt es ja wie die Faust aufs Auge, aber sonst? Knapp daneben ist auch vorbei, würde ich da sagen…
Wie wäre es denn, Bitteschön, mit "Du sagst du liebst mich". Jazz?
Das würde selbst der Protagonist verneinen, denn diese Komposition ist mit Fiddle und Banjo getränkter Country und das auch noch sehr gut gespielt.
Was Kramers Texte angeht, macht er ein echtes Faß auf und singt sie brillant mit angerauter Stimme, die man bei ihm neben Harp akustischer Gitarre und Dobro ruhig als weiteres Instrument bezeichnen kann. Für die "Komm mit!"-Songs hat er niveauvolle Zeilen zu Papier gebraucht, simpel aus dem Leben gegriffen wurden. Nur einmal, nur beim Trinker-Song, kratzt er hart an der Grenze zur Trivialität.
Einer der Gitarristen war erst letzthin bei Peter Driessens A Sharper Twang zu Gast und mit der Anne Haigis spielt er auch.
Dieser Jens Filser ist ein hervorragender Gitarrist, ganz gleich, welchen 6-Saiter er schultert oder in welchem Genre er sich breit macht. Der Mann hat Format und das stellt er auch auf "Komm mit!" unter Beweis.
Weiter geht's mit diversen Songs aus dem Sektor Blues, für das dieses Album in der Hauptsache steht.
Wie wäre es mit einem infizierenden Fußwippen-Boogie?
Auch damit kann der Kramer dienen: "Ungefähr mit 13" erzählt, wie er zum Harp-spielen kam und natürlich lässt er, nicht nur hier, sein Parade-Instrument aufheulen. Dreht die Lautstärke hoch, den Song muss auch der Nachbar mitbekommen.
Und die rockigen Sachen werfen wir dem Mann von nebenan dann direkt mit vor die Füße, wenn er vor der Haustür steht und wissen will, wer das ist. "Am besten heute noch", den Titeltrack und "Du musst gehen", auch wenn dieses Stück, von der Akustischen und einer genialen Orgel geleitet, etwas verhaltener beginnt und nach hinten raus die Sau durchs Dorf treibt.
Das "Bärchen" hat den groovigen Blues, "Jedes Mal" ist der langsam gespielte Ableger, "Gib mir den Honig" hat den Funk, "Du tust mir gut" ist der 12-Takter mit West Coast-Feeling und mit "Die Frau von meinem Vermieter", gleich durch einen ganzen Chor verstärkt, macht Kramer einen Schlenker rüber nach Chicago.
Tolle Frauen-Stimmen begleiten ihn auf einigen Tracks und der Classical Singers Chor aus Schwerte leistet in "Ich glaube an dich" einen weiteren Gesangsbeitrag. Diese Nummer kann man auch in der Kategorie 'Kramer rockt' einsortieren.
Die Wogen der Freude und guten Laune haben sich ein wenig gelegt und werden sich immer wieder aufbauen, wenn der Hörer Crazy Chris Kramers Motto "Komm mit!" Folge leistet.
Der Rezensent versucht dabei die verdienten 8 von 10 RockTimes-Uhren unterzubringen.
Line-up:
Chris Kramer (Gesang, Mundharmonika, Dobro, akustische Gitarre - #5, 11, 16)
Jens Filser (elektrische und akustische Gitarre außer - #7, 13, Banjo - #15)
Mirko Stiphaut (akustische Gitarre - #3, 7, 13, elektrische Gitarre - #8)
Jörg Hamers (Bass - #1, 2, 3, 5, 6, 8, 12)
Martin Engelien (Bass - #7, 9, 10, 14)
Christoph Kammer (Kontrabass - #4, 11, 13, 16, Tuba - #15)
Peter Gorges (Hammond)
Georg Nebel (Wurlitzer, Fender Rhodes, Hohner Clavinet)
Niclas Floer (Piano)
Thomas Kässens (Drums, zusätzliche Percussion, Chor)
Tony Loitta (Percussion)
Norbert Denninghaus (Banjo - #13)
Bernd Kullack (Geige - #13)
Rudie Lipps (Trompete - #15)
Andreas Wagner (Posaune - #15)
Waldemar Kowalski (Klarinette - #15)
Micheal Koch (Waschbrett - #15)
Barbara Hense (Chor)
Baby Peirera (Chor)
Claudia Schorlemmer (Chor)
Klaus Klockenhoff (Chor - #15)
Thomas Wendt (Chor - #15)
The Lennerockers (Chor und Claps - #15)
Classical Singers Schwerte (Chor - #12, 14)
Tracklist |
01:Komm mit! (3:42)
02:Am besten heute noch (3:37)
03:Bärchen (2:52)
04:Du musst gehen (3:27)
05:Jedes Mal (3:49)
06:Ungefähr mit 13 (3:51)
07:Gib mir den Honig (3:57)
08:Es tut weh (3:49)
09:Du tust mir gut (3:15)
10:Hilf mir Herr (3:55)
11:Urbaubssong 1. Teil (4:52)
12:Die Frau von meinem Vermieter (4:24)
13:Du sagst du liebst mich (2:26)
14:Ich glaube an dich (4:16)
15:Komm schenk noch einen ein (3:08)
16:Urlaubssong Fortsetzung (2:27)
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Externe Links:
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