Dennis Kolen / Northeim l Goldmine
Northeim Goldmine Spielzeit: 36:21
Medium: CD
Label: Stockfisch Records, 2010
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 18.06.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Der Niederländer ist an anderen Ufern angekommen. Fernab von offenen Gewässern ist der Rotterdamer nun bei dem renommierten deutschen Label Stockfisch unter Vertrag. Stockfisch steht für hohe Qualität in Sound und Musik.
Dennis Kolen hörte eine Platte von Eugene Ruffolo. Als Selfmademan warf er alle seine Vorurteile über Bord und begab sich in die begnadeten Hände von Günter Pauler und Hans-Jörg Maucksch. Letzterer ist auf sieben der elf Kolen-Kompositionen am bundlosen Bass zu hören. Im Studio war der Singer/Songwriter mit seiner eigene Band und einem Aufgebot von zehn Gastmusikern. Man muss allerdings wegen der langen Liste keine Angst bekommen. "Northeim Ι Goldmine" ist ein wunderschön intimes Album geworden.
Dennis Kolen setzt auf Romantik, Melancholie und letztlich zählt bei ihm auch die Kraft des Wortes. Hand und Fuß haben die Arrangements der einzelnen Tracks. Nach einem herrlich dahin fließenden "The Shape Of Things", in dem er den Hörer nicht nur von der Qualität seiner Stimme überzeugt, gibt es kaum ein Entrinnen. Spätestens beim zweiten Stück ist es geschehen. Ein "Seaside Rendezvous", in Niedersachsen aufgenommen, öffnet mit einer dermaßen mitreißenden Atmosphäre ein riesiges Tor. Ein herrliches Piano begleitet den Gesang und dann schleicht sich auch noch das Saxofon von Beo Brockhausen ins Geschehen ein. Kneift mich Mal jemand! Darf es wahr sein? Dieses Stück ist ein akustischer Traum, der ruhig immer wiederkehren kann und nie zu einem Albtraum wird.
War gerade noch ein Holzblasinstrument die besondere Überraschung, sind es die Streicher in "The Ties That Bind". Kein Schlagzeug als Rhythmusgeber, dafür aber Maucksch am Bass, vier Streicher und der Protagonist fingerpickt auf den Saiten seiner akustischen Gitarre. Anders als der Vorgängertrack gefällt auch dieser Song ungemein und selbst unter zwei Minuten scheint Kolen mit musikalischer Magie die Wellen des Meeres zu glätten. Mit allen Songs reicht einem der Niederländer die Hand zur Freundschaft. Ist ja bereits geschehen, Dennis. Die Bluesharp hören wir zum ersten Mal in "For Cloud Dog And Jane". Er überlässt das Instrument der Virtuosin Beata Kossowska, die hier ein sehnsüchtiges Solo spielt. Selbst zur Harp greift Kolen in "Stay With Me". Sparsamer in Szene gesetzt, hat auch dieser zeitlose Track die Funktion eines Magneten.
Mit einigen Freieinheiten kann dann ebenfalls der Blues bedient werden. Zumindest wenn es um die geslidete Dobro in "Stand Inside Love" geht. Das Saiteninstrument ist umringt von luftigem Country-Ambiente und über allem, wie immer, Kolens sanft klare Stimme. Der Peter Funk ist schon ein toller Gitarrist. "She Knows Me So Well" ist die Liebeserklärung an eine ehemalige Freundin und der Vergangenheit hängt er schon hinterher. Die im Song erwähnte Maria kann jetzt noch stolz auf Kolens musikalisches Kompliment sein. Kommen wir auch hier zum tonalen Schmankerl: Es ist das Hang, ein Percussioninstrument, gespielt von Sven von Samson.
Schade, wir befinden uns schon in der Endphase des Albums und darüber gibt es selbstredend auch etwas zu schreiben. Zum Beispiel ist da "The Boy In The Potograph", das beswingt zwischen Jazz und 12-Takter schwingt. Besonders ist dafür Kolens Bandmitglied Ferry Lagendijk am Piano verantwortlich. Im Schlusspunkt der CD steht der Blues allerdings ausschließlich für das Gefühl und die Streicher sind wieder am Start... "Your Goodnight Blues"
Wenn Dennis Kolen persönlich Jackson Browne, James Taylor sowie Paul Simon als Vorbilder zitiert, darf man ihm attestieren, dass er ihnen auf individuelle Art und Weise nacheifert, ohne sie zu kopieren. Der Niederländer hat eine höllisch inspirierte Platte mit vielen wunderschönen Arrangements veröffentlicht. Seine Hard Road/Muddy Track war bereits eine Bereicherung der Musikszene und "Nordheim Ι Goldmine" legt noch zu.
Der Sound ist über jeden Zweifel erhaben. Gut, wie immer, kommt die SACD in einer Super Jewel Box daher und das Booklet ist so informativ wie die Musik vielseitig.
Line-up:
Tennis Kolen (vocals, guitars, harp, bass)
Ferry Lagendijk (piano, Fender Rhodes, Hammond B3, mellotron)
Wietse Zeedijk (electric bass, harmony vocals)
Jimmy van den Nieuwhuizen (drums, percussion)

Guests:
Beata Kossowska (harp)
Beo Brockhausen (saxophone, flute, percussion)
Wojtek Bolimowski (violin)
Zsuzsanna Bolimowski (violin)
Oksana Labach (viola)
Lucile Chaubard (violoncello)
Peter Funk (Dobro)
Sven von Samson (hang)
Hans-Jörg Maucksch (fretless bass)
Lea Morris (harmony vocals)
Tracklist
01:The Shape Of Things (3:01)
02:Seaside rendezvous (5:45)
03:The Ties That Bind (3:10)
04:For Cloud Dog And Jane (1:54)
05:Stand Inside Love (2:50)
06:Stay With Me (3:44)
07:Hey California (2:42)
08:She Knows Me So Well (2:20)
09:The Boy In The Photograph (2:43)
10:Halfway To Heaven (3:59)
11:Your Goodnight Blues (4:13)
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