Eddie Kirkland & Wentus Blues Band
Support: The Perpetrators
20.07.2008, FZW, Dortmund
FZW Eddie Kirkland & Wentus Blues Band
Support: The Perpetrators
FZW, Dortmund
20. Juli 2008
Konzertbericht
Stil: Blues Rock



Artikel vom 24.07.2008


Joachim 'Joe' Brookes

Einen Tag nach der Love Parade standen im Dortmunder FZW die Zeichen wieder auf Blues. Mit dem über 80-jährigen Urgestein Eddie Kirkland und der Wentus Blues Band war Hochkarätiges in Sachen 12-Takter angesagt.
Bevor es allerdings so weit war, sollte die kanadische Band The Perpetrators, kurz auch The Perps genannt, ihren Einheizer-Auftritt haben.
The Perpetrators

The PerpetratorsGib den Jungs eine Bühne sowie Strom und das sympathische Trio veranstaltet von der ersten Sekunde an eine 'houserocking party' der anderen Sortierung.
Wie steht auf deren MySpace-Seite geschrieben: »blues for people who hate blues.«. Da war man ja richtig gespannt darauf, was die drei Musiker so veranstalten sollten.
Aus den Startlöchern kam man bereits um 19:45 Uhr und alle Besucher, die meinten, sich eine Vorgruppe sparen zu können, hatten den Deal leider ohne die Kanadier gemacht. Verpasst ist halt verpasst.
Allerdings kann man vorweg nehmen, dass The Perps bereits im Herbst wieder in unseren Breitengraden zu sehen sein werden.
The PerpetratorsDer Dreier verteilte seine musikalische gute Laune bei bestem Sound, für den sich der Gitarrist und Sänger J. Nowicki ausdrücklich bei den beiden Männern hinter dem Mischpult bedankte.
The Perpetrators haben den Blues, ohne Zweifel. Wie immer kommt es auf die Würzung an, um aus dem vielfältigen Genre eine persönliche Rezeptur zu machen. Die Songs des Trios hatten eine kleine Prise Country und nicht nur eine Fingerspitze dreckig-deftigen Rock, Punk, Garage und Rock'n'Roll.
Eine verteufelt gute Mixtur, die man da zusammengebraut hatte. Bei den Besuchern kam die toll an. Der Chris Bauer-Beat ging in die Beine und Ryan Menard an den dicken Saiten war ein sehr beweglicher Bassist, der Platz auf der Bühne brauchte. So war ständig Action auf den Brettern. Sehr gut waren Bauer und Menard auch an den Gesangsmikrofonen, wenn es im Refrain um kräftige Chorusse ging.
The PerpetratorsZuweilen erinnerte der Perps-Blues an Gordie Johnsons Band Big Sugar. Rau und unbearbeitet kam die zündende Musik der Kanadier aus den Boxen.
Allerdings konnte man auch anders. Nach einem punkigen Instrumental-Stück verwandelte das Trio die Stimmung im Saal durch einen Slow-Blueser, der mit Nowicki-Reibeisen-Stimme vorgetragen wurde.
"Baltimore" und "Six Pack" waren hinreißende Stücke, wobei erstgenannter Track besonders dadurch glänzte, dass zu monotonen Riffs klasse Rhythmuswechsel eingestreut wurden.
Die Minuten flossen dahin wie nichts und fast ohne Zeitgefühl musste sich der Sänger fragend an den Sound-Mann richten… noch sechs Minuten. Für den letzten Song streifte der Gitarrist das Bottleneck über und plötzlich slidete er auf seinem 6-Saiter, übrigens ohne irgendwelche Effektgeräte gespielt, wie
Hound Dog Taylor… Das Sahnehäubchen auf einen Energy-Gig, der sich gewaschen hatte.
Wie bereits geschrieben: Die Jungs kommen im Herbst 2008 wieder auf Tour.
Bilder vom Konzert
The Perpetrators      The Perpetrators      The Perpetrators
Eddie Kirkland & Wentus Blues Band

Eddie Kirkland & Wentus Blues BandIn einer kurzen Umbau-Pause wurde für Eddie Kirkland und die Wentus Blues Band angerichtet, die, wie es sich gehörte, ihr Können zunächst einmal ohne den amerikanischen Gitarristen und Sänger unter Beweis stellte.
"Moonshine" und das soulige "You Gonna Make Me Cry" von ihrem Album Family Meeting eröffneten ein zweistündiges Bluesfest.
Das Quintett konnte von Beginn an für tolle Stimmung sorgen und als sich Juho Kinaret mehr Bewegungsfreiheit verschaffte, indem er das Mikrofon in die Hand nahm, wurde er zu einem toll entertainenden Frontmann.
Bassist Robban Hagnäs glänzte auch bei den Ansagen durch fast perfektes Deutsch und Niko Riippa war ein klasse Rhythmus- und Solo-Gitarrist.
Dann war es an der Zeit und unter kräftigem Applaus betrat der Blues-Veteran Eddie Kirkland die Bühne, schulterte seine Gitarre und von da an war eine Blues-Party im Gange, die alle Anwesenden so schnell nicht mehr vergessen sollten.
Eddie Kirkland & Wentus Blues BandDie Songs zogen sich in eine sehr genüssliche sowie verträgliche Länge und Kirkland punktete fleißig als Sänger und Gitarrist. Gleichermaßen für Freude und Überraschung wurde gesorgt, wenn er in seine unzähligen emotionalen Soli immer wieder einige laute und heftige Riffs einstreute. Mit seinen über achtzig Jahren wandern seine Finger noch sehr schnell über das Griffbrett seiner von Gebrauchsspuren gezeichneten Gitarre. Er brachte die Saiten übrigens fast ausschließlich mit einem Daumen-Pick zum Schwingen.
Der kleine Mann zeigte, dass er auf seinem Instrument ein wahres Energiebündel ist, aber auch ein Team-Player, denn nicht wenige Male schaute er zu Riippa rüber und deutete ihm durch Kopfnicken an, dass er jetzt zu einem Solo ansetzen konnte.
Kirkland ist ein Blueser, der entweder singt oder Gitarre spielt. Nur einmal sang er unisono zu seinem Gitarrenspiel. Gut, dass er einen veritablen Rhythmus-Gitarristen an seiner Seite hatte, der die Sound-Flamme der 6-Saiter stets am Köcheln hielt.
Eddie Kirkland & Wentus Blues BandDer Kirkland-Blues war sehr vielfältig. Mal soulig, dann rockig und die funkige Gangart mochte er besonders gerne. Zuweilen nahm er auf dem Barhocker Platz und wenn Riippa solierte, hatte das Urgestein ein wenig 'Pause' und Kontakt mit dem Bassisten.
Juho Kinaret machte eine vorzügliche Figur am Hand-Schlagwerk. Auch hier wurde ein perfekter Gesamt-Sound eingepegelt. Sehr gute Arbeit.
Die Songs rankten sich allerdings nicht nur um die Gitarren-Soli. Da war ja noch, am linken Bühnenrand, ein vortrefflicher Keyboarder namens Pekka Gröhn. Auch der hatte es drauf und gab dem Konzert bei seinen Soli hier und da eine jazzige Note. Klasse!
Wenn Kirkland nicht in den Songs Geschichten aus seinem Leben sang, machte er das als Erzähler ohne musikalische Untermalung manchmal zwischen den Stücken. Da konnte man im Saal eine Stecknadel fallen hören. Fast andächtig lauschten die Anwesenden ihm, auch wenn er, zugegeben, zeitweilig schwer zu verstehen war.
Eddie Kirkland & Wentus Blues BandEinen weiteren Stimmungsschub erhielt der Gig, als der Protagonist seiner Gitarre eine längere Pause gönnte und zur Blues-Harp griff.
Auch auf diesem kleinen Instrument zeigte er ich als Könner und mitten in einem Medley nahm er seine beiden Mikros und stellte sich zum Publikum. Als er sein selbst geschriebenes "Dixie" mit "Kansas City" mischte, war die Stimmung auf dem Höhepunkt. Er reichte einem vor ihm stehenden Zuschauer das Mikrofon und, Respekt, der sang den Refrain toll.
Eddie Kirkland war glücklich mit sich, dem Gig und der Band. So änderte er kurzerhand den bekannten Text in »Germany here I come…« um.
Die laut geforderte Zugabe ließ nicht lange auf sich warten. Hierfür wurden der Drummer und Perkussionist ein wenig in den Vordergrund gemischt und schon hatte die letzte Nummer Santana-Flair.
Drei Stunden Blues mit unterschiedlicher Prägung waren vorbei und abschließend bleibt noch anzumerken, dass das Konzert mehr Zuschauer verdient hätte.
Bilder vom Konzert
Eddie Kirkland & Wentus Blues Band
Eddie Kirkland & Wentus Blues Band    Eddie Kirkland & Wentus Blues Band    Eddie Kirkland & Wentus Blues Band    Eddie Kirkland & Wentus Blues Band
Eddie Kirkland & Wentus Blues Band    Eddie Kirkland & Wentus Blues Band    Eddie Kirkland & Wentus Blues Band    Eddie Kirkland & Wentus Blues Band
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