Die nach einer bewegten und von vielen Ortswechseln geprägten Vergangenheit seit fast einer Dekade in Austin, Texas ansässige Sängerin und Songwriterin Jess Klein hatte bereits vor knapp vier Jahren mit ihrem Album Bound To Love einen sehr guten Eindruck bei mir hinterlassen. Umso gespannter war ich, als mir die neue Scheibe "Behind A Veil" auf den Schreibtisch flatterte. Im Vorfeld hatte die Amerikanerin einen Deal mit dem deutschen Label Blue Rose Records abschließen können, was eigentlich schon ein Qualitätsmerkmal an sich ist. Und der Hörer wird dann auch von den zehn neuen Tracks alles andere als enttäuscht.
Trotz ihres nicht mehr ganz so jugendlichen Alters von 39 Jahren wird die Wahl-Texanerin in den USA zurzeit erstaunlicherweise als das 'next big thing' gehandelt. Gegönnt sei es ihr allemal, denn mit knapp zehn Alben und einer sehr großen Anzahl an Live-Gigs auf dem Buckel hat sie sich das auch redlich verdient. Was natürlich auch nur dann möglich ist, wenn man über einen langen bzw. längeren Zeitraum hochwertige Qualität abgeliefert hat. Und genau das hat die gute Jess auch mit ihrem neuen Album.
Eng an ihrer Seite war erneut Mike Addison (u. a. Band Of Heathens), der neben einer Vielzahl an Instrumenten auch wieder für die Produktion verantwortlich war. So erfrischend wie erfreulich bahnt sich bereits der dem Album seinen Titel gebende Opener den Weg durch die Boxen. Klasse Songwriting, klasse gespielt und klasse gesungen ist das, so kann's weitergehen. Was es auch tut, und zwar in immer wechselnden Tempi und Arrangements. Textlich werden die letzten paar Jahre - inklusive dem Tod ihres Vaters und dem Scheitern einer langjährigen Beziehung - aufgearbeitet. Und auch das immer inspiriert und tiefgehend, niemals platt.
Nach eigener Aussage möchte Jess Klein ihr neues Album am liebsten in der Rock-Abteilung der Plattenläden einsortiert sehen. Das geht grundsätzlich auch in Ordnung, wenn der so typische Sound des Südens auch nach wie vor nicht wegzudiskutieren ist. Was allerdings auch ein deutliches Plus ist, denn genau dadurch beziehen die Songs ihre Kraft, dort haben sie ihr Rückgrat, ihre Basis. Anspieltipps sind bei dieser Platte so überflüssig wie ein Plattenspieler ohne Nadel, da jeder einzelne Song kraftvoll, bestimmt und auch nachhaltig seine Spuren hinterlässt.
Mein absoluter Favorit unter den allesamt sehr guten Tracks ist das eher melancholisch vorgetragene "Wilson Street Serenade", das nicht nur von der großartigen Gesangsdarbietung Kleins (plus der Background Sänger/innen) lebt, sondern auch musikalisch keine Gefangenen macht. Einer starken Mandoline darf man bei dem sonst eher rockigen "Lovers And Friends" lauschen, während bei "Riverview" sogar in göttliche Emmylou Harris-Gefilde vorgestoßen wird. Die Besen von Jeremy Bow liefern hier einen blitzsauberen Shuffle, der ansonsten von einem coolen Banjo verfeinert wird.
Nach dem guten Album "Bound To Love" legt Jess Klein mit "Behind A Veil" (was sich natürlich, wie der eigentliche Song auch, auf den Tod ihres Vaters bezieht) also ein sehr gutes nach. Drücken wir dann mal die Daumen, dass sie es auch tatsächlich schafft, den nächsten großen Karriereschritt zu machen. Die Konkurrenz ist zwar groß, aber die Protagonistin ist mittlerweile ganz sicher zu den ganz Großen ihres Genres hinzuzurechnen. Freunde von sehr gut gemachter Americana-Musik können hier auf jeden Fall bedenkenlos zuschlagen!
Line-up:
Jess Klein (guitars, mandolin, lead vocals)
Billy Masters (guitars, banjotar, tenor guitar)
Mark Addison (bass, piano, organ, reed organ, guitars, dulcimer, arp synthesizer, background vocals)
Jeremy Bow (drums & percussion)
Rick Moore (saxophone)
Wendy Colonna (background vocals)
Noelle Hampton (background vocals)
Tracklist |
01:Behind A Veil
02:Wilson Street Serenade
03:Lovers And Friends
04:Beautiful Child
05:Tell Me This Is Love
06:Riverview
07:Simple Love
08:Mona
09:A Room Of Your Own
10:Unwritten Song
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