KAL / Radio Romanista
Radio Romanista Spielzeit: 44:38
Medium: CD
Label: Asphalt Tango, 2009
Stil: Balkan Beat

Review vom 06.02.2009


Norbert Neugebauer
KAL, die serbische Zigeunertruppe (Gypsy-Band, wer damit Probleme hat), legt mit "Radio Romanistia" ihr zweites Album vor, das alles andere als 'traditionell' ist. Selbst wenn man die Musik der längst nicht mehr fahrenden Roma als immer in Veränderung begriffen versteht.
Nein, das ist ein heißer Sound, der die virtuose Wildheit der Balkan-Musikanten mit aktuellen Rock- und Popströmungen aus ganz Süd- und Mitteleuropa verschmilzt. Mal mit, mal ohne den Brass, auf den sonst kaum eine aktuelle Zigeunerkapelle verzichtet, sofern sie nicht reine Gitano-Gitarrenmusik spielt. Und entzieht sich somit allen gängigen Einordnungen.
KALs erklärtes Ziel ist es, auf der bekannten Basis ihrer hochmusikalischen Väter und Mütter aus den Ghettos Neues zu schaffen, mehr als nur eine Aktualisierung oder Anreicherung mit zeitgenössischen Beigaben. Dass das nicht sofort ins Ohr geht, wird schon beim ersten angedubten A capella-Intro klar. Weder in das des Gypsy-Swing-Folkies, des Brass-Anhängers, des World Music-Afficionados und schon gleich gar nicht in das des gestandenen Rock-Fans. Harte Stakkato-Beats, pumpende E-Bass-Läufe, dazu Akkordeon, Fiedel und die ungewohnte Sprache. Die ist international, ebenso wie die Musikfetzen - Musette, Polka, Orientalisches, schmachtende Slawen-Folklore und Tanzclubsounds, Hot Club de France, Vertracktes und Eingängiges, mitreißender Balkan-Pop und energiegeladener Indie mit Punk-Attitüde. Keine leichte Kost, was für Entdecker-Naturen, die exotische Reize lieben. Neben der Band haben zahlreiche Gäste das scharfe Gebräu mit angerichtet.
Auf dem Cover bezeichnen sich KAL selbst als 'Gypsy Rebels', laut, aufsässig und unverblümt, die neue Zigeuner-Generation. Nun, ihr Sound lässt daran wenig Zweifel, die Nachprüfbarkeit der Aussagen scheitert leider (zumindest beim Rezensenten) an der Sprachbarriere. Mastermind und Sprachrohr ist Dragan Ristic, der auch alle Titel schrieb. Die Roots sind allgegenwärtig, aber KAL ist ein selbstbewusstes, vielfarbiges Gewächs des nun nicht mehr ganz so jungen 21. Jahrhunderts. Abzuwarten bleibt, ob sie damit über ihre jüngeren Landsleute und die eingefleischten Balkanmusik-Fans hinaus ein breiteres Publikum ansprechen können. Erschienen ist das Album auf dem Berliner Spezial-Label Asphalt Tango, das wie immer auch für ein opulentes Digipack gesorgt hat. Die Begleittexte stammen vom bekannten Balkanblues und Blaskapellen-Autor Garth Cartwright.
Line-up:
Dragan Ristic (guitar & lead vocal)
Dragan Mitrovic (accordion)
Vladan Mitrovic (accordion & vocal)
Djordje Belkic (violin)
Dragan Runic (double bass)
Neat Junuzi (percussion)
Vladimir Stojkovic (percussion)
Tracklist
01:Krasnokalipska
02:Ding Deng Dong
03:Turkish Blues
04:Laj Laj
05:Pour Enfants Et Personnes Senisibles
06:Romozom
07:Chiquita
08:Oh Ma Cherie
09:Madama Boucxereaux
10:Liza
11:I'm Gypsy
12:Pelo IV
13:Radio Romanista
14:Luna
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