Kalt / Der Sturm
Der Sturm Spielzeit: 54:08
Medium: CD
Label: Echozone, 2012
Stil: Gothic Rock

Review vom 07.07.2012


Sabine Feickert
Vor etwa zweieinhalb Jahren, im November 2009, brach erstmals 'die Kälte' über die RockTimes-Redaktion herein. Damals schneite Dein Gott, von Kalt noch im Eigenvertrieb auf einen Silberling gebannt, in den Redaktionsbriefkasten. Im April 2012 wehte dann, dem Wetter angepasst, "Der Sturm" herein.
Kalt, ein Soloprojekt des Ex-Garden Of Delight-Gitarristen Mike York (gemeint ist die Gothic-Band, nicht die Celtic Rock-Band) wurde mittlerweile von Echozone unter die Fittiche genommen und kann so hoffentlich der Witterung der Musikbranche, in der - wie man so hört - ja gelegentlich ein kalter Wind pfeift, besser widerstehen.
Widerstanden hat York jetzt auch der Versuchung, deutsche und englische Texte zu mischen und präsentiert mit "Der Sturm" ein rein deutschsprachiges Gothic-Album. Auch wenn ich bei ihm den Sprachenmix nicht so störend fand wie bei manch anderen Bands, wird so eine durchgehende und klare Linie deutlich, durch die die Musik meiner Meinung nach gewinnt.
Als letzte auffällige Veränderung gegenüber "Dein Gott" darf auf keinen Fall verschwiegen werden, dass York sich stimmkräftige Unterstützung ins Boot geholt hat. Bei zwei Songs hören wir Rachel, Frontfrau bei Die Laughing flüsterpusten und windsingen.
Das Intro beginnt mit wellenartigen Windgeräuschen, in die sich langsam die Gitarre einklinkt. "Der Sturm" legt dann mit schleppender, metallischer Gitarre los, gedehnter Gesang mit auf böse getrimmter Stimme setzt ein, der insbesondere beim Refrain relativ monoton und emotionslos daherkommt. Schwungvoller kommt "Was du hast" rüber - hier hören wir auch zum ersten Mal Rachel, die als Background unterstützt. Ein wenig muss ich beim Refrain der Nummer an Unheiligs "Maschine" denken - die von mir vernommene Ähnlichkeit bezieht sich aber nur auf ganz kurze, lautmalerische Sequenzen und kann durchaus auch als Zufall durchgehen.
Und gleich beim nächsten Song geht mir schon wieder Unheilig durch den Kopf, diesmal aber mehr aufs allgemeine Strickmuster, bzw die Trickkiste bezogen, in der über einen fast schon schlagermäßigen Refrain Beats und ein paar andere Verfremdungen gelegt werden - beim Grafen ist das mittlerweile fast schon die Hit-Garantie. Für den großen kommerziellen Erfolg ist Yorks Musik wahrscheinlich zu spröde, auch wenn mit dieser Methode schon eine gewisse Eingängigkeit erzeugt wird.
Fast schon gequält klingt er bei "Mach die Augen auf" - okay, einverstanden, passt zum Text. "Im Auge des Sturms" tobt York sich denn nach Windeslust in einem gut zehnminütigen Instrumentalstück aus.
Mit Sphärengesängen und sägenden Gitarren zieht danach "Die Kälte" ein, auch wieder mit recht monoton gehaltenem Refrain.
Ein schöner, rhythmischer Beginn zeichnet "Aalglatt" aus, das gar nicht dergestalt wirkt, sondern eins der variantenreichsten Lieder dieses Albums darstellt. Und hier ist mein Hauptkritikpunkt an dieser Scheibe - den meisten Stücken fehlt ein wenig das Profil, sie wirken insgesamt alle recht ähnlich und an manchen Stellen erscheint die Stimme für mein Empfinden etwas sehr künstlich aufgeraut.
"Allein", das wieder mit Rachel gesungen wird, sticht durch den sanften Anfang heraus und gewinnt durch das Duett sehr. Davon dürfte für meinen Geschmack gerne mehr aufs nächste Album.
Tracklist

01:Intro
02:Der Sturm
03:Was Du hast
04:Geht es dir auch so?
05:Mach die Augen auf
06:Im Auge des Sturmes
07:Die Kälte
08:Aalglatt
09:Zur letzten Reise
10:Allein
11:Outro

Externe Links: