Karma To Burn ... "Live At Sidro Club" ... hier qualmen die Boxen, hier feiert der Stoner Rock eine feiste Fete, hier drehen drei Männer voll auf. Was der Wahnsinn an der Gitarre William Mercum, Energiebündel Rich Mullins am Bass und Starkstromaggregat Rob Oswald am Schlagzeug in den auf zwei LP-Seiten verteilten gut fünfzig Minuten auf den Hörer zukommen lässt, ist Stoner Rock der Spitzenklasse.
Ohne Durchhänger wird instrumentale Unterhaltung der Extraklasse geboten. Harte musikalische Improvisation auf einem Niveau, das man mit dem Kollegen Moritz bei seiner Karma To Burn – Slight Reprise-Rezension uneingeschränkt teilen kann. Das Trio fackelt gar nicht lange. Nach einer kleinen Light-Einleitung geht es sofort in die Vollen. Ein treibender Beat mit Groove unterlegt die nicht minder in Füße gehenden Gitarren-Exkursionen eines William Mercum, der uns anfangs durchaus mit einem Hauch von Southern-Stimmung beglückt. Rich Mullins lotet seine Möglichkeiten zwischen tieftönender Begleitung sowie Bass-Rhythmusgitarre aus und schon nach nur wenigen Minuten wird man zwischen instrumentalem Gewitter und gelegentlichen, wohltemperierten Phasen der Entspannung von Karma To Burn gefangen genommen.
Die Combo treibt ihre impulsive Musikalität bis zum Inferno ... irgendwo zwischendrin ... da, wo die Emotionen im Körper kochen und drohen, auf der Haut, von innen her, Blasen zu schlagen. Karma To Burn ist eine schier unendliche Geschichte der Möglichkeiten des Stoner Rocks.
Die Band hat sich schon einige Zeit von ihrer Southern Rock-Vorliebe getrennt und im ganz simpel bezeichneten Track "One" kommt es bei zirka zehn Minuten zum ultimativ-groovenden Angriff auf die Fußwippe. Da reicht einer gar nicht aus. Es wird abgezappelt. Gegen diesen bluesigen Groove wirkt die Blindside Blues Band wie eine Band mit angezogener Handbremse.
Dann schwenkt das Pendel der Lust relativ langsam rüber zum Stoner Rock, der mit der Metal-Injektion geimpft wurde. Mit herrlich gestalteten, fließenden Übergängen hat Karma To Burn bisher mit einem gut gepackten Koffer bei einigen Genre-Ablegern ein Zimmer gebucht. So kann es ruhig weiter gehen und schließlich befinden wir uns immer noch bei "One". William Mecum nimmt sich etwas zurück und überlässt die Bühne für ein Hochton-Solo von Rich Mullins, den man auch entsprechend loben kann. Nicht nur für den Alleingang, sondern für die gesamte Performance. In dieses Lobgebet wird Rob Oswald gleich mit eingeschlossen.
Der fantastische Stoner Rock-Trip geht mit "Two" weiter und ist auf dem obersten Regalbrett einzusortieren.
Ah, dann gibt es doch eine Schlusspunkt und da meldet sich jemand mit der Frage »Are you having a good time?« zu Wort. Der vorherige Beifall hat die Antwort schon gegeben. »We keep on having a good time.« leitet dann endgültig Phase zwei von "Live At Sidro Club" ein und abermals erhält man einen erhellenden Einblick in die fantastische Vielfalt des Genres. Gitarre und Bass liefern in Form von Frage-Antwort-Spielereien ein heftiges Wortgefecht. Ab und dann spielen William Mercum sowie Rich Mullins auch noch im Twinsound.
Karma To Burn scheinen sich bei den Luftschiffen auszukennen, zumindest, was Zeppeline angeht. Das Trio wirkt in diesem Teil wie die Vinyl-Single "Rock'n'Roll" bei achtundsiebzig Umdrehungen abgespielt. Wow, da ist er wieder, dieser infektiöse Groove aus Gitarre und Schlagzeug. Die Dramaturgie bekommt abermals einen feinen, bluesigen Unterton, der sich in der Konsequenz allerdings ziemlich heftig auswirkt.
Okay, einerseits muss man grundsätzlich instrumentale Musik mögen und andererseits auf Stoner Rock abfahren. Treffen diese beiden Punkte zu, dann lautet das Fazit: Bis zum Ende der gut fünfzig Minuten gibt Karma To Burn gekonnt Gas und befindet sich zwischendrin auf kleinen Inseln der Erholung. Am Ende steht eine dicke Empfehlung.
Line-up:
William Mecum (guitar)
Rich Mullins (bass)
Rob Oswald (drums)
Tracklist |
Side A:
01:One (25:50)
Side B:
01:Two (25:40)
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Externe Links:
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