Ungefähr ein Vierteljahrhundert ist die Glanzzeit des metallischen Hard Rocks mittlerweile her. Dies führt einem schlagartig das Jubiläum von Keels zweitem Studioalbum "The Right To Rock" vor Augen, das vor 25 Jahren das Licht der Welt erblickte und nun, parallel zur brandneuen (Comeback-) Scheibe Streets Of Rock & Roll, neu aufgelegt wird. Erschienen ursprünglich 1985, kam es genau zu der Zeit in die Plattenläden, als in den USA alle Augen und Ohren auf melodisch-glamourösen, harten Rock gepolt waren. Der Rockmusik-Mainstream wurde damals schließlich von Bands wie Mötley Crüe, Bon Jovi, Dokken oder Ratt dominiert, und auch Keel, die Truppe um Frontmann und Namensgeber Ron Keel (der seine Karriere übrigens zusammen mit Yngwie Malmsteen bei Steeler begann), veröffentlichten derzeit ihr bis heute wohl bekanntestes sowie beliebtestes Studioalbum: "The Right To Rock" markierte damals den kommerziellen Durchbruch für das Quintett.
Ein Jahr zuvor hatte man bereits das Debütwerk "Lay Down The Law" herausgebracht, von dem Kiss-Schlabberzunge Gene Simmons offenbar dermaßen beeindruckt gewesen war, dass er es sich nicht nehmen ließ, bei "The Right To Rock" höchstselbst Platz am Mischpult zu nehmen. Trotzdem zeichnet sich das Album durch einen guten, scharfkantigen Ton aus und ist damit glücklicherweise weit weg vom glatten Mainstream-Rock à la Kiss.
Metal-Fans können sich hier also auf schneidende, beißend verzerrte Riffs einstellen und bekommen mit Ron Keel zudem einen Sänger auf die Ohren, der sich in bester, typischer US-Metal-Manier die Kehle in ungeahnten Stimmhöhen aus dem Leib schreit. Oktavwunder wie Miljenko Matijevic ( Steelheart), Sebastian Bach (ex- Skid Row), Jon Oliva ( Savatage) oder auch Kevin DuBrow [*1955, †2007] ( Quiet Riot) sind namhafte Vertreter dieses Gesangstils, und Ron Keel befindet sich hier in bester Gesellschaft.
Noch eine weitere Charakteristik von "The Right To Rock" traf damals genau den Zahn der Zeit: der rebellische Titeltrack. Dieser greift die damals so populäre 'Youth Gone Wild'-Thematik auf und setzt sie durch den passenden, kultigen Videoclip auch auf visueller Ebene bestens um: Das arme, kleine, weiße, geschundene Metal-Kid (der klassische Außenseiter also) will sein 'Recht zum Rocken' einfordern und tut dies letztendlich erfolgreich mit Hilfe der Band. Ähnliche Handlungen sind z.B. in Clips von Twisted Sister ("I Wanna Rock", 1984) oder Mötley Crüe (das Brownsville Station-Cover "Smokin' In The Boys Room", 1985) zu sehen, und Skid Row benannten auf ihrem Debütalbum (1989) gar einen ganzen Song danach.
Wie dem auch sei: Der bärenstarke, hymnenhafte Titeltrack jedenfalls ist der bis heute wohl bekannteste Keel-Song, sollte den US-Metal der Achtziger in gewisser Weise prägen und ist somit bis heute fester Bestandteil der Hair Metal-Geschichte. Massives Airplay in Radio und Musik-TV trug dazu bei, diesen Titel bis in alle Ewigkeit in die Köpfe der Poser-Rocker einzubrennen.
Jedoch ist "The Right To Rock" bei weitem nicht der einzige Track, der auf diesem Kultalbum heraussticht. Auch "Back To The City", "Easier Said Than Done", "Speed Demon" sowie das astreine, derbe rockende Rolling Stones-Cover "Let's Spend The Night Together" sind allesamt Glanztaten der damals sehr hungrigen Band. "Speed Demon" war dabei übrigens schon auf dem Keel-Debütwerk vertreten, ist hier allerdings in einer zweiten, überarbeiteten Version enthalten. All diese Titel tragen nun dazu bei, dass "The Right To Rock" auch 25 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch als hochklassige Hair Metal-Scheibe angesehen werden muss, die zwar kaum den Status von Alben wie "Back For The Attack" ( Dokken, 1987), "Invasion Of Your Privacy" ( Ratt, 1985) oder Skid Rows gleichnamigem Debüt erreichen wird, aber als Quasi-Geheimtipp ihre absolute Existenzberechtigung hat.
Das Genre muss dabei übrigens unbedingt auf 'Metal' betont werden, wie Titel der Marke "Speed Demon" oder "You're The Victim (I'm The Crime)" klar machen, deren bissige Riffs, Twin-Gitarrensoli und vergleichsweise aggressiver Gesang eine deutliche Sprache sprechen. "The Right To Rock" dürfte somit auch etwas für diejenigen Traditionalisten sein, die mit den typisch-kitschigen Poser-Texten keine Probleme haben.
Fazit: Keels zweiter Silberling ist die möglicherweise beste Scheibe der Truppe, welche die Stärken der Band gut vereinen und herausstellen kann. Hier gibt es massenweise packende, furiose Melodien, die von einem hart rockenden, kraftvollen Riff-Fundament getragen werden. Den via Frontiers Records erscheinenden Re-Release sollten sich Fans von traditionellem Heavy Metal amerikanischer Prägung einerseits sowie natürlich alle Anhänger von Sleaze-, Glam- und Hair Metal andererseits somit nicht entgehen lassen.
Als zusätzlichen Kaufanreiz hat das Label übrigens zwei Bonustracks mit auf den Silberling gepackt, von denen jedoch nur einer wirklich neu ist. Während der mit der Originalversion nahezu identische Remix von "Easier Said Than Done" schon auf der "The Right To Rock"-Wiederveröffentlichung von Metal Mayhem Records enthalten ist, stellt die Neueinspielung des Titektracks ein kleines Schmankerl dar. Keel haben sich dafür nämlich etwas ganz Besonderes einfallen lassen, indem sie ihre Fans via Internet den Background-Gesang im Refrain haben beisteuern lassen. Die Stimmen der Keel-Anhänger sind jetzt, neben einigen Vertretern der Las Vegas-Rockszene - u.a. Paul Shortino ( Rough Cutt, ex- Quiet Riot), Lez Warner (ex- The Cult), Ron Mancuso ( Beggars & Thieves) und Graham Russell ( Air Supply) - auf diesem Titel zu hören. Ein Vierteljahrhundert später somit ein cooles Dankeschön an die beinharten Fans! So etwas hört man richtig gern!
Line-up:
Ron Keel (voice and guitar)
Bryan Jay (lead guitar and vocals)
Marc Ferrari (lead guitar and vocals)
Kenny Chaisson (bass and vocals)
Dwain Miller (drums and vocals)
Geno Arce (bass - #11)
Tracklist |
01:The Right To Rock (3:35)
02:Back To The City (3:47)
03:Let's Spend The Night Together (3:42)
04:Easier Said Than Done (3:25)
05:So Many Girls, So Little Time (3:16)
06:Electric Love (4:05)
07:Speed Demon (3:39)
08:Get Down (5:03)
09:You're The Victim (I'm The Crime) (2:57)
10:Easier Said Than Done (Remix) [Bonus Track] (3:17)
11:The Right To Rock (New Version) [Bonus Track] (3:55)
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