Kickhunter / All In
All In Spielzeit: 54:18
Medium: CD
Label: AFM Records, 2010
Stil: Hard Rock/Southern Rock

Review vom 26.10.2012


Jochen v. Arnim
Zugegeben, mit einem Erscheinungsdatum von 2010 ist die Scheibe nicht mehr ganz taufrisch und irgendwie ist sie auch erst mit Verspätung auf meinem Plattenteller gelandet. Zugegeben, Kickhunter arbeiten bereits auf Hochtouren an ihrer neuen Scheibe, die uns bald erfreuen wird. Dennoch soll das kein Grund sein, das Ding zu ignorieren oder den Lesern nicht vorzustellen. Drei Jahre zuvor war das zweite Werk der Hamburger Jungs, Little Monsters, erschienen und hatte wie auch das Debüt für gute Kritiken gesorgt. "All In" ist somit die Dritte im Bunde und reiht sich nahtlos ein in die Riege dessen, was man unter Kick-Ass-Rock'n'Roll einsortieren könnte, eine Mischung aus Southern, Hard Rock und ein bisschen Metal. Die Herren haben für das vorliegende Album ebenso wenig am Line-up gedreht wie auch an der Tatsache, sich des Zutuns hervorragender Gastmusiker sicher sein zu können. Pascal Kravetz an multiplen Tasteninstrumenten, Axel Mackenrott als Orchester-Begleitung oder Jan Eckert für ein paar Bass-Spuren bzw. Einsätze auf der akustischen Gitarre. Nicht zu vergessen sind auch Herman Frank für seine Solo-Verdienste auf der Axt und Melanie Black für ihren wesentlichen Beitrag am Mikro. Produziert wurde die knappe Stunde feinster Unterhaltung von Gitarrist Stefan Aurel in Zusammenarbeit mit Dennis Ward (u. a. Pink Cream 69).
Elf kernige Stücke spucken die Speaker aus und es fällt - nicht zum ersten Mal bei Kickhunter - auf, dass man den Regler gern auf volle Kraft stellen darf. Gitarren, Tasten, treibende Rhythmusabteilung und mehrstimmige Backings, das klingt alles nach herzerfrischendem (Southern) Rock. Die Vorbilder, oder sagen wir mal Parallelen, liegen klar auf der Hand: Da hören wir (besser, ich) eine Mischung aus Purple'scher Einflussnahme, Molly Hatchet gucken ebenso wie Lynyrd Skynyrd hinter dem Vorhang raus und auch unsere alten australischen Helden bleiben nicht unerkannt. Bei "Revolution" wird es sogar ein wenig funkig und ich muss gestehen, je öfter ich den Silberling habe durchlaufen lassen, desto besser konnten mich die Stücke gefangen nehmen. Besonders positiv finde ich - übrigens auch bei anderen Bands - den cleveren Einsatz der Hammond-Orgel, aber diese Weisheit hat uns ja schon weiland Jon Lord ins Hirn gezimmert.
Manchmal fällt es nicht ganz leicht, eine eindeutige Kategorisierung der Tracks vorzunehmen. Auf der einen Seite gibt es eben mächtig was aus der eben beschriebenen Ecke auf die Glocke, auf der anderen Seite kommen dann elektronisch modifizierte Stimmen zum Einsatz ("Another Tear"), die mich etwas ins Trudeln geraten lassen. Macht aber nix, darf jeder für sich selber entscheiden, ebenso wie bei der Coverversion von Giorgio Moroders "Call Me", das wir ja bestens von Blondie her kennen.
"Feels Like Home" ist eine wunderbar gelungene Ballade, die mich an Zeiten erinnert, als noch schwarze Scheiben aus der Southern-Rubrik auf meinem Plattenteller drehten. Tasten, Backings, alles stimmt. Der direkt darauf folgende Titelsong dauert lediglich eine knappe Minute und ist mit seinem Boogie-Piano eigentlich ein Intro zu "Shy Shy Shy", das mich bei den Backings stark an
38 Special auf "Wild Eyed Southern Boys" erinnert. Auch die Lead Vocals von Melanie Black kommen hier und bei "Checks In The Mail" ganz groß raus. Unterstützt wird alles von klasse Gitarrenarbeit, die neben Stefan Aurel von Wahlfloridianer Rollie Feldmann übernommen wird, der im letzten Jahr noch mit Circle II Circle bei uns auf Tour war. Super gemacht, man höre sich auch nur mal das Intro zu "Boogie Town" mit seinem Bass (Markus Grosskopf, Helloween) und der Hammond an.
Ach, was soll ich groß rumreden, mir gefällt die Platte und sie wird zukünftig weit vorn unter "K" stehen, soviel ist ganz sicher. Wer auf gutes Live-Feeling - und das stellt sich beim lauten Hören irgendwie von selbst ein - mit deftigem, manchmal auch dreckigem, Rock'n'Roll steht, dem sei "All In" wärmstens ans Herz gelegt. Und eines ist zudem ganz sicher, live gehen die bestimmt ab wie Sau! Kickhunter werfen im wahrsten Sinne des Plattentitels alles auf den Spieltisch und gehen für mich als Gewinner aus dem Casino. Man kann nur auf die vierte Scheibe gespannt sein, lange wird es ja nicht mehr dauern.
Line-up:
Jörg Wesenberg (vocals)
Stefan Aurel (guitars)
Rollie Feldmann (guitars)
Markus Grosskopf (bass)
Karsten Kreppert (drums)
Ansas Strehlow (Hammond)
Melanie Black (backings)
Ela (backings)
Tracklist
01:Mine All Mine
02:Revolution
03:Another Tear
04:Feels Like Home
05:All In
06:Shy Shy Shy
07:Checks In The Mail
08:Boogie Town
09:Deep In My Heart
10:Call Me
11:Ocean
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