Killers / Re-Releases
RockTimes Artikel
Spielzeiten:
Murder One (74:57)
Live - South American Assault (79:09)
Menace To Society (78:19)
Medium: CDs
Label: Metal Mind, 2013 (1992, 1994)
Stil: Heavy Rock/Metal


Review vom 24.12.2013


Jochen v. Arnim
Das NWoBHM-Herz geht dir über, die drei ersten Scheiben der Killers gibt es im Re-Release. Das polnische Label Metal Mind Productions hat sich diese alten Recken auf die Fahne geschrieben, was bei näherer Betrachtung der Band im Grunde auch gar nicht weiter wundert.
Dereinst stimmgewaltige Lichtgestalt am Metal-Himmel, Paul Di'Anno, die mit ihrer früheren Band Iron Maiden deren zwei erste Alben einspielte, raufte sich zu Beginn der Neunziger u. a. mit dem Gitarristen Cliff Evans (u. a. Tank) und Schlagzeuger Steve Hopgood (auch Tank, Battlezone) zusammen, um die Band Killers aus der Wiege zu heben. (Jede Assoziation zwischen Bandname und Albumtitel des Zweitwerkes der Eisernen Jungfrau wäre reine Spekulation…). Tank sind bei Metal Mind, deren Sänger Doogie White mit seinem Projekt La Paz ebenfalls und so passte das mit den Killers in Polen wahrscheinlich auch am besten.
Neben Di'Anno, Evans und Hopgood standen seinerzeit noch Nick Burr an der zweiten Gitarre und Gavin Cooper am Bass, um das Line-up zu komplettieren. Das zumindest galt für die Studioaufnahmen zum Debütalbum, welches auf den schönen Namen "Murder One" lauschte. Bereits für die Live-Einspielung der Südamerika-Tournee hatte man Burr ersetzt und auch der Mann am Bass hatte gewechselt. Diesen Job machte nun John Gallagher, besser bekannt als einer der Gallagher-Brüder von Raven.
Später entledigte man sich sogar noch der fest besetzten Position des zusätzlichen Gitarristen und spielte das zweite reguläre Studioalbum mit 'lediglich' Cliff Evans am Sechssaiter ein. Trotz allem liest sich die Liste der Besetzung(en) äußerst beeindruckend und wegen der wohlklingenden Namen aus der Hochphase der NWoBHM sprach manch einer von der neuen 'Supergroup'. Umso enttäuschender war dann aber die harte Realität, der sich die Herren im allgemeinen Grunge-Sumpf zu stellen hatten und die dazu führte, dass weitere Releases eher aus der Ecke der Kompilationen kamen und die Band dem Niedergang entgegen schritt.
Mit den vorliegenden Alben geht es also folgerichtig um die drei wichtigen der Killers-Karriere, die man einer Grundüberholung unterzog. Neben dem Remastern der ursprünglichen Tracks hat man nämlich auch noch fleißig Bonus-Tracks (insgesamt 15 an der Zahl) neu eingespielt und dabei obendrein etwas frisches Blut in Form diverser Gastmusiker in die Venen gepumpt.
Murder OneGanz gut erinnere ich mich noch, dass "Murder One" seinerzeit ein steter Besucher meiner Stereoanlage gewesen ist, und das nicht ohne Grund. Die Originalversion bietet zehn richtig gute Tracks in quasi klassischer NWoBHM-Manier gepaart mit einer gehörigen Portion Hard bzw. Heavy Rock. Obendrauf kippte man dann noch eine Schippe der typischen Punk-Attitüde des Meisters, um den gewissen Straßen-Touch zu erhalten. Herausgekommen ist eine Spannbreite, die von balladenhaften Songs bis hin zu rauen Stampfern reicht. Und Di'Anno wäre nicht Di'Anno, wenn wir nicht noch etwas von Maiden in der Liste fänden.
Er ist ja bekannt dafür, gern mal in und von seiner Vergangenheit bei den Jungfrauen zu leben und so findet der Hörer mit dem Rausschmeißer "Remember Tomorrow" auch einen Klassiker der NWoBHM-Legenden. Weil aber ein Coversong nicht genug ist, bekommt man weiter vorn auf der Scheibe "Children Of The Revolution" von T. Rex geboten. Manch ein Kritiker sagte, diese Version sei überflüssig wie ein Kropf - mir persönlich gefiel sie schon immer fast noch besser als das Original, wohl wegen der etwas härteren Herangehensweise.
Ganz passabel und nicht uninteressant sind die fünf Bonustracks, die sich aus vier sog. Live Rehearsal Recordings und einer Acoustic Version zusammensetzen. Sicherlich nicht unverzichtbar, aber, wie so häufig bei Boni und durchaus gewünscht, eine nette Dreingabe.
South American AssaultMit "South American Assault" haute die Band dann 1994 ein Live-Album auf den Markt, das während der Südamerika-Tour entstanden sein soll. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Stimmen laut geworden waren, die Takes seien entweder nicht von der Tour oder im Extremfall gar nicht von der Band. Erstaunlich ist schon die Tatsache, dass die Live-Scheibe zwar 1993 aufgenommen worden sein soll, jedoch keinen einzigen Track der "Murder One" enthält, sieht man mal von dem Maiden-Cover "Remember Tomorrow" ab. Andere Quellen reden von einer Tour im Jahre 1991, also vor den Aufnahmen zum Debütalbum. Wie auch immer, "Murder One" ist nicht vertreten. Das bringt uns auch direkt zum tatsächlichen Inhalt der Platte, die in meinen Augen und Ohren zweifelsohne eine gute Live-Dokumentation (von was oder wem auch immer) ist.
Mit Ausnahme des Openers "Overloaded", der direkt zeigt, wo der Hammer hängt, stammen die mitgeschnittenen Songs aus Di'Annos Ära bei Iron Maiden oder Battlezone. Natürlich weiß jeder Konzertgänger, dass eine Show mit Paul Di'Anno nicht ohne Reminiszenzen an alte Zeiten abgeht - und irgendwie erwarten wir das doch auch, oder? Somit ist diese Zusammenstellung eben auch genau das, ein Sammelsurium älterer und alter Kracher, nur halt mal von einem anderen Line-up eingespielt. Dem Publikum, sofern es denn zur dargebotenen Musik gehörte, schien es seinerzeit egal gewesen zu sein, die Reaktionen waren eindeutig. Und mal ehrlich, das sind schon klasse Musiker und des Shouters Organ war zu Beginn der Neunziger auch noch voll im Saft.
Wenn man schon covert, dann auch richtig und die Killers taten das mit zwei der wohl weltweit bekanntesten Songs überhaupt: "We Will Rock You" von Queen und "Smoke On The Water" von Deep Purple mussten für ein finales Medley herhalten. Ob ich so etwas brauche, ist sicherlich abhängig von meiner persönlichen Tagesform. Gleiches gilt für die Boni in akustischer Fassung oder als Live Rehearsal. Wie oben angemerkt, nicht uninteressant, aber auch nix Bahnbrechendes.
Menace To SocietyIm Jahre 1994 schickte man sich dann an, ein zweites Studioalbum einzuspielen und dieses im selben Jahr noch als "Menace To Society" an den Mann zu bringen. Di'Anno hatte gerade eine Phase der 'Selbstreflektion' in einer US-amerikanischen Korrektur-Einrichtung hinter sich und soll so aufgewühlt gewesen sein, dass eben "Menace…" genau so entstanden und ausgerichtet worden ist. Der alte Stilmix aus MWoBHM und Heavy Rock ist weitgehend verschwunden und man regulierte die Pegel eher im Bereich von thrashigem Groove Metal.
Kritiker warfen Di'Anno seinerzeit vor, den Erfolg der gerade angesagten Pantera zu kopieren und ein Album zu erschaffen, das auch ebenso gut von letztgenannter Band hätte stammen können. Nichtsdestotrotz kürte der Metal Hammer "Menace To Society" zum 'Best New Album'. Ich persönlich schwankte schon immer zwischen einer einerseits hohen Einstufung und eher abfälligen Äußerungen bzgl. der unendlichen Wiederholungen einiger Passagen, egal ob Riffs oder Sangeslinien. Ich muss nicht tausendfach »Fuck You!« ins Mikro brüllen, um meine Message rüberzubringen.
Stücke wie "Past Due" oder "A Song For You" mit ihrem tollen Groove und feinen Soli-Einlagen auf der Gitarre gehören für mich dagegen in die Oberklasse und auch der obligatorische Cover-Track hat durchaus etwas. Dieses Mal wagten sich die Jungs an Alex Harveys "Faith Healer" und Di'Anno holt dafür ein paar schöne und teilweise dreckige Spitzen aus seiner Stimme. Ansonsten dürfen wir uns auch wieder mit fünf Bonustracks beschäftigen, allesamt bereits in der regulären Studiofassung auf dieser Scheibe enthalten. Was dazu zu sagen ist, steht weiter oben.
Ich für meinen Teil bin froh, mit diesen Re-Releases wieder eine irgendwann entstandene Lücke in meiner Sammlung schließen zu können. Alle drei Scheiben haben etwas und gehören unstrittig in jedes Plattenregal. Die möglichen Abstriche muss jeder Hörer für sich selber machen - bei mir überwiegt eindeutig die Haben-Seite!
Line-up:
Paul Di'Anno (vocals)
Cliff Evans (guitar)
Steve Hopgood (drums)
Nick Burr (guitar on CD 1)
Gavin Cooper (bass on CD 1,3)
John Gallagher (bass on CD 2)
Graham Bath (guitar - bonus tracks)
Brad Weisman (bass - bonus tracks)
Pete Newdeck (backings - #1/15,2/16-17))
Joy Catapano (backings - #1/1)
Tracklist
Murder One (1992):
01:Impaler
02:The Beast Arises
03:Children Of The Revolution
04:S & M
05:Takin' No Prisoners
06:Marshall Lockjaw
07:Protector
08:Dream Keeper
09:Awakening
10:Remember Tomorrow

Bonus Tracks:
11:Impaler (Live Rehearsal Recordings)
12:The Beast Arises (Live Rehearsal Recordings)
13:Marshall Lockjaw (Live Rehearsal Recordings)
14:Children Of The Revolution (Live Rehearsal Recordings)
15:Dream Keeper (Acoustic Version)
Live - South American Assault (1994): 01:Overloaded
02:Murders In The Rue Morgue
03:Wrathchild
04:Remember Tomorrow
05:Children Of Madness
06:Phantom Of The Opera
07:Metal Tears
08:Strange World
09:Sanctuary
10:Running Free
11:The Promise
12:We Will Rock You / Smoke On The Water

Bonus Tracks:
13:Wrathchild (Live Rehearsal Recordings)
14:Remember Tomorrow (Live Rehearsal Recordings)
15:Murders In The Rue Morgue (Live Rehearsal Recordings)
16:Wrathchild (Acoustic Version)
17:Remember Tomorrow (Acoustic Version)
Menace To Society (1994):
01:Advance And Be Recognized
02:Die By The Gun
03:Menace To Society
04:?
05:Think Brutal
06:Past Due
07:Faith Healer
08:Chemical Imbalance
09:A Song For You
10:Three Words
11:Conscience
12:City Of Fools

Bonus Tracks:
13:Die By The Gun (Live Rehearsal Recordings)
14:Faith Healer (Live Rehearsal Recordings)
15:A Song For You (Live Rehearsal Recordings)
16:Chemical Imbalance (Live Rehearsal Recordings)
17:Three Words (Live Rehearsal Recordings)
 
Externe Links: