Wir schreiben das Jahr 1984 in der schottischen Gemeinde Lanarkshire, wo sich aus drei musikalischen Individuen die Band La Paz formiert. Neben Chic McSherry und Alex Carmichael trat auch ein gewisser Doogie White auf das Parkett und man entdeckte Gemeinsamkeiten im Geschmack in den Weiten des Hard Rock und fand einander wohl auch ansonsten ganz sympathisch. Nach der ersten Probe entschloss man sich sofort, auch noch einen Keyboarder zu rekrutieren und so stieß der damals noch jugendliche Andy Mason dazu. Die Felle wurden über die Jahre von mehreren verschiedenen Drummern bearbeitet, am nachhaltigsten war dabei Paul McManus. Die folgenden Jahre waren von massenhaft Auftritten geprägt, man spielte landauf landab und es zeichnete sich im Grunde eine solide Karriere ab. Allein der dicke Plattenvertrag fehlte noch zum Glück und die Band überstand die Zeit des Wartens nicht, so dass man bereits nach vier Jahren das Handtuch werfen musste. Die Wege verliefen von nun an getrennt und es kam erst 2008 wieder zu einem gemeinsamen Gig, zumindest von Chic und Doogie. Der aber machte ihnen so viel Spaß, dass man den Rest der Truppe wieder zusammentrommelte und anfing, gemeinsam zu proben. Es folgten drei gefeierte Auftritte und der Plan, nun endlich mal eine Platte zu produzieren, nahm konkrete Formen an.
Nun liegt also das Ergebnis in Form von "Granite" vor,
»the album that we should have made back in the day«, so Gitarrist
Chic McSherry. Es wundert bei diesem Zitat wenig, dass wir es hier mit gutem und althergebrachtem Hard Rock der melodischen Varietät zu tun haben. Neben sechs der größten (alten) Live-Erfolge bietet es auch drei vollkommen neue Nummern, die im letzten Jahr geschrieben wurden. In der Summe kommt dabei eine Dreiviertelstunde recht feiner Unterhaltung heraus und wir finden den Einstieg mit zwei ordentlich rockenden Stücken, "Too Good To Lose" und "This Boy". Ersteres bietet bereits den für das Genre obligatorischen Rundumschlag mit allen dazugehörigen Komponenten, bis hin zum Refrain, der auch jeder anderen Combo aus den späten Achtzigern gut zu Gesicht stünde. Ähnlich geht man beim zweiten Track vor, das Tempo zwar ein wenig gedrosselt, und haut von Gitarrenläufen untermalt einen ebenfalls mehr als eingängigen, Refrain-dominanten Text raus. Qualitativ überzeugt natürlich in erster Linie
Doogies Stimme, die einmal mehr zu Höchstform aufgefahren wird.
Auch bei Nummer drei gibt es mit "Lesson In Love" nicht nur in puncto Liebe eine Nachhilfestunde, auch der klassische Hard Rock erfährt den ihm gebührenden Respekt. Keyboards und eine sauber gespielte Gitarre mit einigen Soli arbeiten sich aneinander hoch. Man mag sich ein wenig an
Purple erinnert wissen, aber wen wundert das bei den Vorbildern von
La Paz schon. Mit "Amy" bekommen wir dann auch an vierter Stelle die erste pop-rockige Ballade präsentiert. Die Keyboards klimpern mir ein wenig zu sehr im Spinett-Modus, aber
Doogies Stimme und die Rhythmusfraktion überlagern das ganz gut. Gut ist auch, dass bei "Just For Today" unmittelbar darauf eine wiederum härtere Nummer à la
Coverdale & Co. aus den Speakern dringt und uns mit einem schönen Riff und erneut prächtigen Vocals erfreut. Auch "What Do You Say" kommt prima angerockt, transportiert den damaligen Zeitgeist in Sachen Hard Rock bestens in die Neuzeit.
Damit endet auch der Anteil der frühen
La Paz-Stücke und die letzten drei Tracks fördern nun die neuen Kreationen zu Tage. "Still In Love" pumpt mit seinem Bass in die richtige Richtung, verwäscht aber ein wenig zur Massenkompatibilität. Wer jedoch die Stimmgewalt des Herrn
White noch einmal richtig erleben möchte, der wird sich auch die beiden anderen Neuen reinziehen müssen. "Young And Restless" fängt genau so an, wie der Titel es im Grunde vorgibt. Tempo rauf, die Sechsaitige voll geshreddert und
Doogie treibt uns im Wettstreit mit Bass und Drums durch den Song und seine Stimme erneut in altbekannte und geliebte Höhen. Von "Shame The Devil" als Rausschmeißer werden wir mit einer akustischen Gitarre erst ein wenig hin zur moderaten Instrumentalversion irregeleitet, jedoch setzt dann unvermittelt der Rest der Band unter Anführung des Vokalisten ein und gibt uns noch einen letzten ordentlichen Rocker, der diese Scheibe standesgemäß abschließt. "Granite" hat für mich nicht die
Qualität anderer und auch schon angesprochener Erzeugnisse der jüngeren Vergangenheit mit
Doogie White am Mikro, ist aber dennoch ein grundsolides Rock-Album mit einem zweifelsohne mehr als 'vermögenden' Frontmann und kann somit in der Sammlung des Hard Rock-Hörers keinen Schaden anrichten. Zudem würde man mit dem Erwerb der CD einen ehrenvollen Dienst erweisen, da sämtliche Gewinne in eine Stiftung zu Gunsten bedürftiger Kinder von La Paz im mexikanischen Niederkalifornien fließen. Dort engagiert sich die Band seit Jahren und hat auch schon alle eingespielten Gelder aus den Konzerten einfließen lassen!