Wonach wird ein Album mit dem Namen "Viva La Decadence" wohl klingen, dessen Cover French Nails, Titten und Schlangenleder zieren? Genau, richtig geraten, hier gibt's die geballte Ladung Sleaze Metal auf die Lauscher! Dieser stammt aber ausnahmsweise - und das ist das Überraschende - nicht aus den USA oder Skandinavien, sondern tönt aus good ol' London Town zu uns herüber. King Lizard sind somit also Briten, klingen aber so dermaßen amerikanisch (und sehen auch so aus), dass man meinen könnte, sie würden sich gern sofort auf den sündigen Sunset Strip rüberbeamen.
Der Sound dieses Silbertellers ist fett, fett und nochmals fett – kein Wunder, denn zu großen Teilen hat Metal-Produzentenlegende Chris Tsangarides (u.a. Judas Priest, Anvil) hier seine goldenen Händchen im Spiel gehabt. Außerdem wird so richtig schön mir harter Metal-Kante gegroovt und gerockt, dass diese fast 50 Minuten eine wahre Freude für alle Fans des Mötley Crüe-Soundgewandes sein sollten, denen deren letzter Output Saints Of Los Angeles (2008) schon viel zu lange her ist. King Lizard haben mit diesem Debütwerk jedenfalls ein adrenalingeschwängertes Sleaze-Lebenszeichen in die Welt gesetzt, das sich jeder Genre-Freund bitte allerschleunigstens ins Haus holt. Denn wenn die 'Eidechsenkönige' so weitermachen, könnten sie problemlos als echte Crüe-Ersatzmannschaft durchgehen – soundmäßig und von der Attitüde her ist es zu den LA-Badboys jedenfalls kein weiter Weg.
Frontsau Flash Roxx Sawyer tönt wie Vince Neil zu seinen besten Zeiten aus den Lautsprechermembranen, hat insgesamt jedoch eine etwas vollmundigere, tiefere Klangfarbe zu bieten. Dennoch würde Mr. Wharton himself sicher einiges dafür geben, nochmal solch eine Gesangsleistung hinzulegen. Untermalt wird das Ganze von frischen, aggressiven Gitarrenriffs der Meisterklasse, denn Saitenmeister Niro Knox hat sein Sleaze-Studium wirklich gewissenhaft absolviert, würzt sein Spiel zudem mit genügend eigenen Ideen, dass es niemals langweilig wird – und melodiöse Leads inklusive Shredder-Parts hat der Mann auch noch drauf – Slash, ick hör dir trapsen… Poser-Herz, was willst du mehr?!
Klar, gutes Songwriting hätten wir ja auch noch ganz gerne. Und auch damit geizen die vier King Lizards nicht: Schon der eröffnende, furiose Titeltrack bläst einen so dermaßen aus dem Wohnzimmersessel, dass man erst beim Groovemonster "Video Lover" wieder zur Besinnung kommt und die bärenstarken Stücke "Rock N' Roll Me" sowie "Hell Yeah" einfach komplett weggetreten durchrockt. Überhaupt können sich die Briten über Ideenarmut nicht beklagen, denn "Viva La Decadence" enthält gleich einen ganzen Haufen gemeiner Kracher, von denen hoffentlich einige Sleaze-Kultstatus erreichen werden – "Kan’t Kill Rock N' Roll", "Taste The Hate" und "Late Nite Dynamite" sind solche Kandidaten, die auch den Kollegen von Crashdiet einen gehörigen Warnschuss vor den Bug setzen…
King Lizard können aber auch anders, und würzen ihren Sleaze-Cocktail dann und wann gern mit vergleichsweise ausgefallenen Einspritzern. So ist der Groovebrocken "Never Be Mine" von balladesken Variationen eingerahmt, die ihm einen geradezu progressiven Anstrich verleihen. Damit aber nicht genug, denn auch das bissige "Riot" beginnt erst ganz harmlos, weil Sänger Sawyer sich zunächst mal auf dem Piano austoben möchte, bevor ihn eine mächtige Basslinie aus der Bahn kickt.
Insgesamt warten King Lizard hier jedenfalls mit einem verdammt mächtigen und heißen Teil auf! "Viva La Decadence" ist eine wahre Sternstunde in Sachen Sleaze Metal und zelebriert die Rock'n'Roll-Kunst von Anfang bis Ende. »I am the Lizard King, I can do anything«, textete einst ein gewisser Jim Morrison – und auch King Lizard selbst, von denen man nicht weiß, ob die Doors sie in irgendeiner Weise inspirierten, haben so einiges auf der Pfanne - Mötley Crüe, zieht euch warm an…
Line-up:
Flash Roxx Sawyer (lead vocals, piano)
Niro Knox (lead & rhythm guitar, backing vocals)
Alice Rain (bass guitar, backing vocals)
Sky London (drums, backing vocals)
Tracklist |
01:Viva La Decadence (3:34)
02:Rain On You (4:08)
03:Rock N' Roll Me (3:07)
04:Hell Yeah (3:41)
05:Video Lover (3:11)
06:Kan't Kill Rock N' Roll (3:23)
07:Never Be Mine (6:04)
08:Not For Me (5:09)
09:Riot (5:18)
10:Taste The Hate (2:57)
11:Outrageous (3:09)
12:Late Nite Dynamite (3:54)
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