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The Kinks / Picture Book
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The Kinks in einer Schachtel.
Das ist einmalig, bisher. Die hochformatige Box ist schwer. Nachdem man den Deckel abgehoben hat, begrüßt den Besitzer das Booklet. Man sollte es mit seinen 62 Seiten eher Buch nennen. Darunter befinden sich in zwei Stapeln sechs CD-Jewel-Cases, die, jedes für sich, nochmals ein schmalhansiges Booklet enthalten.  Nach sehr häufigem Gebrauch der Box sind Abnutzungserscheinungen nicht festzustellen. Das große Buch bleibt in Form und die Platten sind leicht aus der Box zu entnehmen. Folglich gibt es für die Praktikabilität ein sehr gut.
Das 'Buchlet' ist hervorragend gestaltet, enthält sehr viele Fotos aus den verschiedenen Schaffensphasen der Band und empfiehlt sich somit nicht nur als ein Lese- sondern auch Augenschmaus.
Auf den letzten sechs Seiten befinden sich die Tracklists zu den einzelnen CDs und hier hat man ganze Arbeit geleistet, denn zu jedem Song werden Eckdaten in Form von Aufnahmedatum sowie –ort angegeben. Darüber hinaus kann man nachlesen, wann und auf welcher Platte die Songs zum ersten Mal in Großbritannien, beziehungsweise Amerika erschienen sind. Zusammen mit den Credits auf der allerletzten Seite gibt es ein weiteres sehr gut. Alle vorherigen Seiten enthalten im unteren Teil eine sogenannte 'Kinks Diary', nach Jahren aufsteigend und mit den Geburtsdaten der beiden Kinks-Köpfe Ray sowie Dave Davies beginnend. Dieses Tagebuch endet mit folgendem Eintrag: »2008 June Ray and Dave meet to discuss the possibility of recording again« Ok, wäre nicht schlecht, aber ob sich die beiden Musiker jemals wieder vertragen werden und Daves gesundheitlicher Zustand das zulässt, steht in den Sternen geschrieben. Schauen wir mal…
Der Text ist mit vielen Ray-Zitaten gespickt, die entweder von seinen 'Sleeve Notes' oder aus Peter Doggett-Interviews stammen, die er von 1993 an führte. Weiterhin wird geschrieben, dass sich Doggett für seinen Text Doug Hinmans Buch "The Kinks: All Day And All Of The Night" verpflichtet fühlt. Für das opulente Buch gibt es noch ein sehr gut. Die Kinks-History kann man lesen, aber natürlich auch hören. Dazu stehen in der Premiere-Box insgesamt 138 Songs zum Abrufen bereit und dafür braucht man zirka siebeneinhalb Stunden freie Zeit. Für die Auslastung der sechs Silberlinge gibt es… genau, noch ein sehr gut.
1963 bis 1994, eine verdammt lange Zeit, in der sich die Kinks im Bottich der Rock-Bands obenauf gehalten haben.
Zusammen mit The Who und den Pretty Things waren sie die Vorreiter der sogenannten Rockoper. Einerseits war es der "Tommy", andererseits der "Arthur…", der einen ungeheuer langen Appendix hinter sich her schleppen musste, oder wer hat "…, Or The Decline And Fall Of The British Empire" immer noch im Gedächtnis abgespeichert? Macht aber auch nichts, auf der vierten Platte kann man sich mit fünf Tracks (nochmals) fast die Hälfte der damaligen LP anhören. Der weitere Schwerpunkt der Jahre 1968 bis 1971 ist das Album Lola Versus Powerman And The Moneygoround. Die Hits "Lola", übrigens zum ersten Mal mit dem Keyboarder John Gosling, sowie "Apeman" fehlen bei den insgesamt fünf Tracks natürlich nicht. Hits, das ist so ein Thema bei diesem Box-Set.
Es sind lange nicht alle enthalten und alleine darüber kann man schon gut diskutieren. So bilden die zweite (1966 bis 1968) und dritte CD in gewisser Weise ein Zentrum an Hits. Einer der bisher unveröffentlichten Tracks ist "Dead End Street", das in einer Mono-Version erscheint und eine wirklich schwache Klang-Qualität aufweist. Auf diese Lo-Fi-Ausgabe hätte man anstelle des Originals verzichten können. Beim Hören dieser beiden Platten wird offensichtlich, dass die Kinks damals eine ernstzunehmende Konkurrenz zu den Beatles waren. Was den zweiten Silberling darüber hinaus noch interessant macht, sind Songs, die auf dem "The Great Lost Kinks Album" (1973) vertreten waren. Gewürdigt wird auch "The Village Green Preservation Society". Englischer als die Kinks konnte eine Band zu diesem Zeitpunkt fast nicht sein.  Zur ersten CD (1963 bis 1966): »All tracks mono«Die Kinks präsentieren sich als klasse Rock'n'Roll-Band, belegt durch Songs wie "Long Tall Sally", "I'm A Hog For You Baby" oder mit Sleepy John Estes' "Milk Cow Blues" gar als Vertreter der bluesigen Richtung. Dieses Lied steht allerdings eher als Ausnahme-Erscheinung da. Auf der Rückseite der einzelnen Booklets sind interessante Zitate der Londoner Brüder zu lesen. Zum allerersten Song der Box sagte Ray Davies: »When we first started performing "You Really Got Me" the audience stopped dancing – not because they couldn't dance to the song, but because they recognised that we'd come up with something new.« Diese Riffs haben sich für die Ewigkeit ins Hirn gebrannt, so wie manch anderer aus dieser und der folgenden Zeit. Das ist immer noch großartige Unterhaltung! Ein echtes Manko der Box ist die Tatsache, dass auch ein Hit wie "All Day And All Of The Night" einkanalig rüber kommt. Allerdings rockt und rollt es richtig gut und der Mersey Beat groovt. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ihrer Karriere hält die Melancholie Einzug in Davies' Song-Writing, wie "Ring That Bell" und ganz besonders das letzte Stück "Sittin' On My Sofa" verdeutlicht. Zu den über die gesamten sechs Platten verteilten nie veröffentlichten Songs ist zu sagen, dass es mit rund zehn Titeln eher nach einem Diät-Plan ausieht. Ein weiterer Minus-Punkt in der Gesamt-Abrechung.
Da rümpft nicht nur der eingeschworene Fan die Nase. Ebenso geht es dem Hörer bei der Suche nach Live-Nummern. Die wenigen Tracks muss man fast mit der Lupe suchen und so werden weitere Abstriche in der musikalischen Box-Beurteilung gemacht. Die Kinks als Country-Band hören wir Platten-übergreifend am Ende von CD drei und zu Beginn des vierten Rundlings: Zitiert wird aus ihrem nicht so erfolgreichen, aber sehr starken Album "Muswell Hillbillies" aus dem Jahr 1971. Country Rock der feineren Sortierung mit klasse Slide-Gitarre und ohne Daves Backing-Vocals... "20th Century Man".
Es folgen Tracks vom Doppeldecker "Everybody's In Showbiz", einer Live- sowie Studio-Platte. Herrlich ist "Celloloid Heroes". Das Live-Stück "Alcohol" präsentiert die Kinks als Rag Time-Band und dann das geniale "Supersonic Rocketship", mit dem die Gruppe wenigstens in ihrer Heimat wieder einen Top 20-Hit landen konnte. In dieser Phase waren jede Menge Bläser im Line-up und drückten so der Musik ihren Stempel auf. Aus der "Preservation Act1/2"-Zeit gibt es einige schöne Stücke, die allerdings den kommerziellen Erfolg der Engländer nicht fortsetzen konnten. Mit der vorletzten Scheibe sind wir am Ende der Siebziger- Anfang der Achtzigerjahre angekommen und die Gruppe ist wieder eine feist aufspielende Rock-Band. So gefallen sie und nicht ohne Grund war "Low Budget" in vielen Haushalten wiederzufinden.
"A Gallon Of Gas" hat sich zu einem der echten Lieblinge aus den 138 Tracks herausgeschält... Ein Song mit verdammt gutem Blues-Feeling und zusammen mit "Help Me Now, I'm Falling" ist das beste Rock'n'Roll-Unterhaltung. Den Titel-Song des oben genannten Albums gibt es in einer tollen "One For The Road"-Live-Version mit messerscharfem Gitarren-Solo und einer klasse Piano-Begleitung.  Nach dem Erfolg von "Low Budget" legte man mit "Give The People What They Want" ein weiteres stark rockendes Album nach und jetzt macht die Song-Auswahl wieder richtig Spaß. In der Zeitfolge zusammengestellt ist das Auf und Ab der Kinks förmlich spürbar. Die überwundenen Alkohol-Probleme eines Ray Davies haben sich auch positiv auf das Songwriting ausgewirkt und das sehr gute "Long Distance" deutet bereits auf Platte sechs (1983- 1994) hin, die man mit "Come Dancin'" überschreiben könnte.Mitte 1984 hat der Drummer Mike Avory, als ruhender Pol bezeichnet, von den Streitereien die Faxen endgültig dicke und wirft die Sticks hin.
1990 wurden die Kinks berechtigt in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen und offiziell hat sich die Band nie aufgelöst. The Kinks und "Picture Book" zeigen alles: Die Brillanz, die Leere, das Aufgesetzte und die Geschwollenheit... Spürbar durch die Chronologie.
Nicht zuletzt wegen der ohne Fehl und Tadel daher kommenden Aufmachung und dem höchst informativen Print-Teil ist die Box für alle Fans der Engländer zu empfehlen, vorausgesetzt, man möchte nicht nur die Hits hören. Das geht mit anderen Alben besser. Allerdings ist das auch gar nicht die Intention dieser guten Zusammenstellung.
Line-up:
Ray Davies (guitar, vocals) Dave Davies (guitar, vocals) Pete Quaife (bass, backing vocals) Mick Avory (drums) Bob Henrit (drums) John Dalton (bass, backing vocals) Andy Pyle (bass) Jim Rodford (bass) John Gosling (keyboards) Ian Gibbons (keyboards)
Externe Links:
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