Kneeless Moose / Tortuga
Tortuga Spielzeit: 66:23
Medium: CD
Label: Timezone Records, 2015
Stil: Blues Rock

Review vom 26.05.2015


Markus Kerren
Etwa zweieinhalb Jahre hat es gedauert, bis Kneeless Moose vor kurzem ihr Zweitwerk "Torturga" auf das gutklassige Debüt Soultravel folgen ließen. Sehr zufriedenstellend liest sich im Booklet erst mal, dass es hinsichtlich der Besetzung seither keine Veränderungen gegeben hat. Ein paar Jahresringe und so manches Konzert später wollen die Niedersachsen also erneut zeigen, wo der Hammer hängt. Dran festgehalten hat bzw. treu geblieben ist der Dreier dabei seiner ursprünglichen Ausrichtung: bluesiger Rock, der auch immer wieder mal von anderen Stileinflüssen inspiriert wird.
Dass sich das Trio viele seiner Inspirationen bei den Rockgrößen der späten sechziger und siebziger Jahre holte und holt, war bereits bei "Soultravel" deutlich zu erkennen. So kommt beispielsweise beim Titelsong (während der Strophen) ein deutlicher Einfluss der Doors bzw. Jim Morrisons zum Tragen. In den Refrains wird dann aber stilsicher wieder auf Kneeless Moose-Art eingebogen. Und die Band schwelgt bei Weitem nicht nur in vergangenen Jahrzehnten, sondern flicht immer wieder auch moderne Sounds und Riffs in ihre Tracks ein.
Der im klassischen Trio-Format produzierte Sound der Elche mag vielleicht nicht einzigartig sein, aber die Combo versteht es durchgehend, ihre ganz eigene Duftmarke zu hinterlassen. Seien es das sehr vielfältige Gitarrenspiel oder die variablen Vocals von Thomas Wisniewski, der durchaus sehr präsente Bass von Leon Mache oder die coolen Drums von Ingvar Hornung. Und es ist sicher nicht nur Einbildung, wenn ich das Gefühl habe, dass die drei Musiker als Team noch fester zusammengewachsen, noch tiefer verschweißt sind, als sie das vor einigen Jahren sowieso schon waren.
Eine Sonderstellung auf dieser Scheibe nimmt aufgrund seiner psychedelischen Ausrichtung (die ansonsten aber auch immer präsent ist bzw. angedeutet wird) ganz sicher das Stück "Lainy's Dreams" ein. Hier ist nach etwa fünfeinhalb Minuten erstmal Feierabend, bevor uns eine gute Minute 'Schweigen im Wald' auf das Finale mit einer schleppenden fuzzigen Gitarre vorbereiten soll. Und erneut wird der Doors-Einfluss ("Backdoor Man", im Original von Willie Dixon geschrieben und von Howlin' Wolf veröffentlicht) ins Spiel gebracht, der Titelsong revisited sozusagen.
Ansonsten werden erneut sehr gerne mit verzerrter Gitarre Riffs und Licks unters dankbare Volk gebracht, die nicht nur frei von jeglicher Aufgesetztheit, sondern auch noch deutlich frisch, fromm und frei von der Leber weg gespielt daher kommen. Auf den eröffnenden beiden Nummern wird erstmal kräftig abgerockt, bevor bei "Aegis" ein Gang zurückgeschaltet sowie der Feeling-Faktor deutlich erhöht wird. Die Band baut hier gekonnt eine dichte Atmosphäre auf, die das Stück vom ersten bis zum letzten Ton trägt.
So haben Kneeless Moose auf ihrem zweiten Album, "Tortuga", auf 14 Tracks und über 66 Minuten Spielzeit wieder mal jede Menge Material auf Lager, das den Kennern und Liebhabern dieser Materie runtergehen dürfte wie Öl. Die drei Jungs sind es also durchaus wert, nicht nur live, sondern auch bezüglich ihrer Tonträger angecheckt zu werden. Ich persönlich finde mehr als eine Stunde Spielzeit zwar grundsätzlich zu lang für ein Album, aber das soll keinen Kritikpunkt an sich darstellen. Jeder, der 'value for money' nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ erwartet, wird davon nämlich begeistert sein.
Respekt und Daumen nach oben für Kneeless Moose!
Line-up:
Thomas Wisniewski (guitars, lead vocals)
Leon Mache (bass, background vocals)
Ingvar Hornung (drums & percussion)
Tracklist
01:Good Old Times
02:Waste Of Time
03:Aegis
04:The Dust
05:It Was Almost September
06:Lucky Girl
07:Tortuga
08:His Own Doctor Inside
09:Family Van
10:Universe
11:How Long
12:Where I'm At
13:Anxiety
14:Lainy's Dreams
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