Das Hellfest im westfranzösischen Clisson (nahe Nantes gelegen) ist wohl das bedeutendste, jährlich stattfindende Metal-Festival in unserem Nachbarland. Im vergangenen Jahr zeigten vier Aussies den eher metallisch fixierten Anwesenden - zu vorabendlicher Stunde - was so eine richtige Hard Rock-Harke aus 'Down Under' ist. Vier deshalb, weil Koritnis angestammter Gitarrist Luke Cuerten die Reise nach Europa nicht mit antreten konnte und durch den französischen 'Metal-Paganini' Manu Livertout ersetzt werden musste. Und gerade der sah so aus, wie man sich einen Freak aus dem australischen Outback landläufig so vorstellt - doch dazu später mehr...
In meiner Erinnerung waren australische Bands abseits von AC/DC und Rose Tattoo immer etwas... 'anders'... hmm, nee... eher 'merkwürdig' (ums jetzt mal freundlich zu umschreiben). Ein leichter Schauer überläuft mich auch heute noch, wenn ich an Midnight Oil, Cold Chisel, die Little River Band und ihre Konsorten denke - es sind aber eher diese Schauer, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen (vor allem, wenn ich an die 'wavigen' Vertreter denke). Und aus diesen absolut dummen Vorurteilen heraus lenkte ich, wenn ich mal einen der überaus freundlichen und vor allem trinkfesten Besucher aus Down Under traf, das Gespräch schnell abseits verfänglicher musikalischer Themen. Diese Befangenheit hat sich glücklicherweise mittlerweile gelegt, woran Bands wie Airbourne oder Wolfmother einen nicht unerheblichen Anteil haben.
Koritni, 2006 um den Namensgeber und Sänger Lex Koritni formiert, gehört absolut in deren Kategorie, denn sie haben erfreulicherweise bei Atze/Detze zu- und bei Flash And The Pan weggehört. Riffbetonter Gitarrenrock mit Dampfhammerbegleitung und animalischem Sänger gehören zu ihrer musikalischen Grundausstattung - eine Basis, zu der auch Freunde des Schwermetall zufrieden headbangen können.
Nach dem 2008 erschienenen "Red Live Joint" legen Koritni nun mit "Alive & Kicking" ihren zweiten CD+DVD-Doppeldecker vor. Die CD bietet den besagten Auftritt beim Hellfest im Juni 2012 und einen Ausschnitt von fünf Songs des Gigs beim Divan du Monde in Paris vom März des gleichen Jahres. Als 'Zugabe' werden noch zwei Stücke aus einer Akustiksession aus Francis Zeguts Sendung 'Pop Rock Station', für das französische RTL2 Radio aufgezeichnet. Die DVD zeigt die dreiviertelstündige Show beim Hellfest - natürlich ebenfalls in voller Länge. Somit hätte man dieses Paket, das übrigens in einem hübschen Digipak daherkommt, auch treffsicher 'Live In France' betiteln können.
Mit "Sometimes" vom starken aktuellen Album Welcome To The Crossroads startet der australische Fünfer 'volles Rohr' in (beide) Scheiben und mit "Heart Donation" gibt's gleich noch einen kräftigen Arschtritt hinterher. Bei beiden Songs erhält Eddy Santacreu seinen 'Auslauf'. "155" vom 2009er Game Of Fools wird mit einem Basssolo von Dean Matt Hunter eingeleitet und wirkt im Verlauf wie eine Partydroge beim französischen Publikum. "Red Light Joint" klingt wie Atze/Detze mit Bärten. Wow, was ist dieser Lex Koritni für eine Rampensau!! Die Show steigert sich kontinuierlich in den (gefühlten) Climax "TV's Just A Medium". Hier zeigt Santacreu seine Flitzefinger während die 'Aushilfe', Manu Livertout, dazu die dreckigsten Akkorde drischt, die man sich nur vorstellen kann. Optisch scheint der Franzose paradoxerweise mit seinem speckigen Lederhut und dem obligatorischen Fünf-Tage-Bart der einzige waschechte Australier auf der Bühne zu sein. Leider darf er nur sporadisch zeigen, warum man ihn den Metal-Paganini nennt.
Ganz dem Titel des letztjährigen "Welcome To The Crossroads" verpflichtet, zeigen Koritni den Metalheads gegen Ende, wie man den Blues so richtig metallisch verwursten kann. Zu "Down At The Crossroads" zeigt Lex zudem passable Fähigkeiten auf der Slide. Die Adaption des R&B-Klassikers "Sweet Home Chicago" darf man mit Fug und Recht als genial bezeichnen - ach, wenn das John Belushi noch erleben dürfte. Im wahrscheinlich in diesem Genre wenig bewanderten Publikum klappen jedenfalls reihenweise die Kinnladen runter...
Bei den fünf Songs vom Divan du Monde gibt es glücklicherweise keinerlei Überschneidungen. Glanzpunkte sind hier "Party's Over", ziemlich Aerosmith-a-like, und das druckvoll-pumpende "I Wanna Know", bei dem endlich mal die musikalische Handbremse etwas angezogen wird.
Für das Akustikset bringen Koritni zwei Coversongs: den Midnight Oil-Welthit "Beds Are Burning" und "Khe Sanh", die Antikriegshymne von Cold Chisel. Beide sind eher Geschmackssache - man sollte halt schrammelige Unplugged-Konzerte mögen.
Koritni hauen mit "Alive & Kicking" gewaltig auf den Haufen. Der Sound ist exzellent, die Bildaufnahmen mit elf Kameras professionell aufgezeichnet - was will man mehr? Ein sehr feines Teil, auch und gerade bezüglich der Gestaltung des Digipak!!
Line-up:
Lex Kortini (vocals, slide guitar - #9)
Eddy Santacreu (guitars, backing vocals)
Manu Livertout (guitars, backing vocals)
Dean Matt Hunter (bass, backing vocals)
Chris Brown (drums)
Tracklist |
CD:
Live at Hellfest, June 2012
01:Sometimes
02:Heart Donation
03:155
04:Red Light Joint
05:Better Off Dead
06:Lost For Words
07:TV's Just A Medium
08:Highway Dream
09:Down At The Crossroads
10:Sweet Home Chicago
Live in Paris, March 2012
11:Game Of Fools
12:Party's Over
13:Stab In The Back
14:Got To Get You Into My Life
15:I Wanna Know
Zacoustics by Zégut, May 2012
16:Beds Are Burning
17:Khe Sanh |
DVD:
Live at Hellfest, June 2012
01:Sometimes
02:Heart Donation
03:155
04:Red Light Joint
05:Better Off Dead
06:Lost For Words
07:TV's Just A Medium
08:Highway Dream
09:Down At The Crossroads
10:Sweet Home Chicago |
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