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Kreator, Caliban, Eluveitie, Emergency Gate 11.03.2009, Schlachthof, Wiesbaden
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Kreator, Caliban, Eluveitie, Emergency Gate
11. März 2009
Konzertbericht
Stil: Thrash & More
Artikel vom 18.03.2009
Andrea Groh
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Ein interessantes Package, das da im Schlachthof Halt gemacht hat und welches verschiedene Gesichter des heutigen Metals präsentiert:
Kreator, die den Thrash der 80er Jahre in die moderne Zeit hinübergebracht haben, bringen Emergency Gate, die sich am Göteborg-Sound orientieren, Eluveitie als Vertreter der heftigen Pagan Metal-Schiene und die Metalcoreler Caliban mit.
Die Eintrittpreise liegen auf der Tour zwischen 25-30 Euro, was für vier Bands, von denen keine völlig unbekannt ist, durchaus ein faires Angebot ist. Andere verlangen alleine oder mit nur einer Vorband mehr. Die Spielzeiten waren gestaffelt: 30 min, 45 min, 60 min und 90 min für den Headliner waren die Richtwerte, was als Gesamtzeit einen ordentlichen Gegenwert für den Preis darstellt.
Beim Einlass um 18 Uhr war der Schlachthof noch recht spärlich gefüllt und es waren ausreichend Tickets an der Abendkasse erhältlich. Das wirkte doch schon mal angenehm: Lieber ein gemütliches Konzert im großen Raum des Schlachthofes als ein überfülltes im kleinen Raum bzw. in anderen, kleineren Hallen. Die Merchandise-Preise waren mit z.B. 20 Euro für ein T-Shirt in Ordnung (andere Bands verlangen da schon mal das Doppelte), obwohl das immer noch genug ist und es durchaus auch günstiger geht, wie bei den Thrash-Veteranen-Kollegen von Tankard gesehen.
Gegen 19 Uhr legten Emergency Gate los - der Bereich vor der Bühne füllte sich locker, also kein Gedränge, aber auch keine für die Band frustrierende Leere - sondern für die erste Vorgruppe annehmbar. Neuzugang Matthias Kupka erwies sich als echte Bereicherung für die Band und als Mittelpunkt, nicht nur durch den Mikrofonständer in Form einer Wirbelsäule, der wie eine Requisite aus dem 3. "Harry Potter"-Film wirkte, sondern auch, weil er ohne Scheu eben diesen Ständer verließ und im Fotograben und im Publikum weiter sang. Witzige Nebensache dabei: Vorne im Publikum befand sich ein Kukpa-Klon - gleiche Frisur, ebenfalls hell gekleidet. Das Original setzte seine Stimme sehr variabel ein, Grunzen, Singen, Schreien - alles dabei und wirkte auch live überzeugend, während die komplexen Melodien und Keyboard-Passagen doch etwas untergingen.
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Ähnliche Probleme hatten auch die nachfolgenden Eluveitie, allerdings in deutlich stärkerer Form. Die beiden Damen an den mittelalterlichen Instrumenten waren nett anzusehen, aber leider kaum zu hören. Aufgrund des Ausstieges des Dudelsackspielers und des Gitarristen war die Band nicht komplett - fragt sich, warum sie dann überhaupt auf Tour geht, bevor sie nicht Ersatz gefunden hat. Hier halfen dann der Soundmann von Eluveitie und Musiker von Caliban aus. Wobei die Nummer 'ich verkleide mich als CockRocker' mit rotem Mötley Crüe-Shirt und ausgestopfter Boxershort zwar witzig wirkte, aber nicht zu einer Pagan Metal-Band passt. Deren Grundgedanke ist, alte keltische Musik mit heutigem Death Metal zu verbinden.
(Anmerkung von Jens: Na ja, in Jeans und T-Shirt auftreten ist auch nicht gerade Pagan!)
Insgesamt waren Eluveitie also eher enttäuschend und wirkten etwas unprofessionell. Immerhin machten sie dieses Mal nicht den gleichen Fehler wie beim Paganfest letztes Jahr, sondern hoben sich ihren Hit "Inis Mona" bis kurz vor Schluss auf. Die Band sollte sich ernsthaft Gedanken über ihren weiteren Kurs und ihre Zukunft machen, damit sie nicht irgendwann nur noch eine Erinnerung sind, wie der Stamm der Helveter, nach dem sie sich benannt haben, was ich doch schade fände, denn sie sind eigentlich sympathisch und haben gute Songs.
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Danach waren die bei jungen Hörern recht angesagten Metalcoreler Caliban an der Reihe. Dementsprechend strömten nun viele Jugendliche vor die Bühne und bildeten ordentliche Mosh- und Circlepits. Anhänger von eher traditionellen Metal-Klängen (also die Kuttenträger), ob jung oder alt, verzogen das Gesicht oder sich nach draußen, wo auch wir uns ab dem dritten Song bis zum Schluss aufhielten, denn mit der Musik konnten wir überhaupt nichts anfangen. Mag jetzt vielleicht etwas intolerant klingen, aber ich hatte hinterher den Eindruck, so einige Zuhörer fanden das Tape (mit Maiden und Metallica), das zwischen Caliban und Kreator in der Umbaupause lief, besser…
Um 22 Uhr kamen endlich Kreator - die Halle war mittlerweile gut gefüllt, aber nicht überfüllt, noch angenehm. Schon vom ersten Moment zeigte sich klar der Unterschied zwischen Vorgruppen und Headliner. Die Stimmung stieg, der Sound wurde besser und Videoleinwände kamen zum Einsatz. Alles wirkte professioneller und routinierter. Los ging es mit dem Opener und Titeltrack der aktuellen CD, Hordes Of Chaos, was eine gute Wahl war - der Song hat echten Hitcharakter.
Der musikalische Querschnitt durch die über 20 Jahre Bandgeschichte wurde gefeiert, mitgesungen und mitgebangt. Es gab lediglich nicht so viel Moshpit, wie Frontmann Mille immer wieder forderte, denn gerade unter den Traditionalisten der Thrasher gibt es viele, die lieber headbangen wollen und den modernen Formen des Pits nicht so viel abgewinnen können - immerhin wollte er keine 'Wall of Death' haben - das passt eher zu jungen Bands.
(Anmerkung Jens: Moshpit wäre völlig O.K. wenn nicht manche diesen mit einer Karatestunde verwechseln würden…).
Erfahren meisterte er die Doppelbelastung Gesang und Gitarre, kommunizierte häufig mit dem Publikum. Amüsant fand ich die Ansage zum "Enemy Of God": erst fragte er, ob in Hessen viele sind, die an Gott glauben. Oder ob im Gegenteil hier viele sind, die nicht an Gott glauben. Tja, Mille, bei uns auf der anderen Rheinseite in Rheinland-Pfalz gibt es den sprichwörtlichen Ausdruck »gottlose Hessen« - das beantwortet doch alles. Doch dieses wollte ich nur mal am Rande erwähnen…
Was mich allerdings etwas wunderte, war, dass der Song "Amok Run" von der aktuellen CD ohne jeglichen Kommentar gespielt wurde. Ich hätte da gerade von ihm, der sich stets sozialkritisch gibt, einen Bezug auf die Ereignisse erwartet, die genau an diesem Tag gleich zweifach passierten, und das nicht nur in den fernen USA, sondern auch in dem nicht so fernen Baden-Württemberg. Da wäre eine Stellungnahme nicht nur passend, sondern angebracht gewesen.
(Das ist entweder dreist, dumm, oder einfach ignorant, so etwas unkommentiert zu lassen, und lässt meine gute Meinung von Mille doch etwas sinken - Anmerkung von Jens).
Doch es blieb nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn es folgten mit "Riot Of Violence" und "Flag Of Hate" zwei Klassiker, die auch zu meinen Lieblingssong von Kreator gehören. Mit "Tormentor", dem ganz alten Song noch von der gleichnamigen Vorgängerband, war dann wie immer Schluss mit einem guten, jedoch nicht überragenden Auftritt, der dennoch keinen Fan enttäuscht haben dürfte.
Setlist Kreator:
01:Intro
02:Hordes Of Chaos
03:Warcurse
04:Extreme Agression
05:Phobia
06:Voices Of The Dead
07:Enemy Of God
08:Destroy What Destroys You
09:Pleasure To Kill
10:To The Afterborn
11:Corpses Of Liberty
12:Demon Prince
13:The Patriarch
14:Violent Revolution
15:Terrible Certainty
16:Betrayer
Zugabenteil:
17:Amok Run
18:Riot Of Violence
19:Flag Of Hate
20:Tormentor
Externe Links:
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