Harry Shaw: Lemmy Talking
Sex, Drugs & Rock'n'Roll
Die Metal-Legende unzensiert!
Talking Sex, Drugs & Rock'n'Roll.
Die Metal-Legende unzensiert!
Von Harry Shaw
Übersetzt von Thorsten Wortmann
176 Seiten, ca. 100 Abbildungen
Hardcover 12,5 x 19,7 cm, fadengeheftet
Medium: Buch
Erschienen beim Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, 2010
ISBN 978-3-89602-901-0, 14,90 €

Review vom 14.01.2011


Ilka Heiser
Lemmy, der alte Knarzer feierte am 24.12.2010 seinen 65. Geburtstag. Wer hätte gedacht, dass der 'wandelnde Schornstein', dessen Leben geprägt ist von Alkohol, Drogen, Frauen und Musik, jemals dieses Alter erreichen wird. Aber geräucherte und gut eingelegte Ware hält sich bekanntlich länger. Oder liegt es an seinem Geburtsdatum?
Kilmister und seine Motörhead haben alle Höhen und Tiefen des Rockbusiness miterlebt und sind dennoch nicht totzukriegen. Alle Jahre wieder touren sie rund um den Globus und füllen, auch in Deutschland, nach wie vor die Hallen. Sie sind das Flaggschiff des Rock'n'Roll - sie sind eben Kult!
Bereits in seiner Autobiografie White Line Fever, die er gemeinsam mit Janis Garza geschrieben hat, erzählt Lemmy ziemlich ungeschminkt über sein Leben, seine Ansichten und seinen musikalischen Werdegang.
Harry Shaw dagegen hat es sich in "Lemmy Talking" zur Aufgabe gemacht, eine 'Zitate'-Sammlung des Motörhead-Tieftöners zu erstellen.
Und ganz ehrlich, auch wenn sicherlich die eine oder andere Anekdote nachdenklich stimmt, zum größten Teil habe ich doch Blasen gelacht, denn sein trockener Humor ist einfach nur köstlich - eben 'very British'.
In einer Einleitung des Buches gibt es einen kurzen Abriss seiner Karriere um dann, sortiert nach Themen, Mr. Kilmister himself zu Wort kommen zu lassen.
Das Heavy Metal-Urgestein spricht, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, stets mit einer gewissen Selbstironie. Dabei wird wirklich kein Thema ausgelassen, denn immerhin kann er auf ein jahrzehntelanges, bewegtes Rock'n'Roll-Leben zurückblicken, somit ist sein Fundus fast unerschöpflich.
So gibt es zum Beispiel einen Rückblick auf seine Kindheit: »Es war so um 1950 rum. Aus irgendeinem Grund gab es kein Betäubungsmittel, das die Ärzte einem Kind in meinem Alter geben konnten. Was man stattdessen gemacht hat, war, dich ins Krankenhaus zu bringen, dich auf dem Behandlungsstuhl festzuhalten und dir die Zähne rauszureißen.« - Lemmys Erfahrungen über seinen ersten Zahnarztbesuch.
Die Jahre bei Hawkwind sind ein Thema (»Ich bin bloß ein alter Rocker mit langen Haaren, aber Hawkwind passt genau zu meiner Philosophie. Diese Typen sind völlig durchgeknallt - das kommt mir gelegen.«) wie auch die Bandgründung mit Motörhead, die er auf seine ihm eigene Weise kommentiert: »Motörhead: Platten, über die man mit einem Motorrad fahren kann, ohne sie zu zerkratzen.«
Der Meister spricht über Helden und Einflüsse, über den Rock'n'Roll im Allgemeinen und im Besonderen, über Berufs-Kollegen wie Slayer, Ronnie James Dio, die Ramones u.a. und lästert ausgiebig über die Medien und das Musikbusiness auf seine ganz eigene Art und Weise: »Sie können uns immer noch nicht leiden. Wir sind wie ein glühender Draht in ihren Ärschen, und das liebe ich.«
Natürlich fehlen auch seine Lieblingsthemen nicht: Sex (»Vögeln und auf die Bühne gehen sind die besten Dinge, die ich bisher erleben durfte. In variierender Reihenfolge. Und abhängig davon, was als nächstes auf dem Programm steht.«), Frauen (»Ich bin in diesem Business, weil ich Rock'n'Roll und Frauen liebe. Ich bin der Meinung, dass man, wenn man Gitarre spielen kann, jede Braut rumkriegt.«), Drogen und Alkohol (»Mit 21 habe ich zum ersten Mal Drogen genommen und mit dem Trinken angefangen. Aber zu dem Zeitpunkt war meine Persönlichkeit bereits ziemlich weit entwickelt.«).
Am Ende sinniert er - ganz Lemmy-like - über das Alter und das Leben nach dem Tod: »Ich hoffe, dass ich mit Würde abtrete. Aber wahrscheinlich werde ich auf einer hässlichen tätowierten Frau enden.«
Zum Abschluss kommen noch einige Kollegen Lemmys wie zum Beispiel Alice Cooper, Dave Brock (Hawkwind), Dave Grohl (Foo Fighters) sowie seine Bandkollegen und Ex-Kollegen selbst zu Wort.
Fazit: Wer das Buch "White Line Fever" bereits gelesen hat wird feststellen, dass sich einige Zitate mit denen aus "Talking" überschneiden. Dennoch tut dies dem Lesespaß keinerlei Abbruch. Und wer nicht im Besitz von "White Line Fever" ist, sollte sich zumindest "Talking" ins Regal stellen, denn dieses Buch gibt einen wunderbaren Einblick in die facettenreiche Persönlichkeit Lemmys. Es ist ein Vergnügen, wenn uns Mr. Kilmister an seinen Weisheiten in allen Lebenslagen teilhaben lässt - die Lacher hat er garantiert immer auf seiner Seite.
Lassen wir ihn deshalb noch einmal zu Wort kommen:
»Ich fall nicht tot um. Ich verpuffe.«
Hoffen wir, dass der gute Lemmy nicht zu schnell 'verpufft' sondern uns noch viele Jahre erhalten bleibt und uns auf seine ganz spezielle Art und Weise 'unterhält'.
Externe Links: