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Lenny Kravitz / Are You Gonna Go My Way
20th Anniversary Deluxe Edition
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Eine Platte feiert Geburtstag und schon wird das Album zu einem digitalen Doppeldecker aufgemotzt. Warum auch nicht, wenn es sich um die dritte Veröffentlichung von Lenny Kravitz handelt.
Let Love Rule wurde bereits entsprechend gewürdigt, die auditive Party von "Mama Said" kam erst zum einundzwanzigsten Jahrestag auf den Markt und bei "Are You Gonna My Way" stimmt es mit dem runden Geburtstag wieder. Rein faktisch sind die beiden Scheiben bis (oder fast bis) zur Halskrause gefüllt. Natürlich kommt das Originalalbum als erstes zu Wort. Digital remastered gibt es einen Mehrwert und schließlich geht es, wie bei allen ähnlich gelagerten Veröffentlichungen, wohl in erster Linie um das erweiterte Material. Da stehen satte zwanzig Songs in der Tracklist. Davon stammen zehn aus der Vorratskammer von Lenny Kravitz und erleben hier ihre Platten-Premiere.
Für die intimen Kenner des Künstlers nichts Neues, aber auf der zweiten Scheibe befinden sich drei Songs unter dem Titel 'The Vanessa Paradis Demos'. Bei dieser Musikerin hatte der Protagonist seinerzeit aus produktionstechnischer Sicht seine Finger im Spiel. Den Abschluss der 20th Anniversary Deluxe Edition bildet ein von Mick Wilkojc am 02.07.1993 geführtes Interview mit dem 1964 geborenen Amerikaner, dessen Karriere durch "Are You Gonna My Way" nur noch weiter steil nach oben ging und mit diversen, auch hochgradigen Preisen ausgezeichnet wurde.
Das Rock-Led Zeppelin-Psychedelic-Jimi Hendrix-R&B-Soul-Sly & The Family Stone-Funk-Prince-Siebzigerjahre-Curtis Mayfield-Album ist eine besondere Angelegenheit. Alleine schon wie der damals knapp dreißigjährige Mann mit Rastalocken auf diversen Bildern im prächtig aufgemachten Booklet mit Schlaghose und bis zum Bauchnabel geöffneten Hemd posiert, hat Stil.
Der Titelsong "Are You Gonna My Way" ist mit einem riesigen Berg von Gitarrensounds gefüllt, die ohne Probleme aus einen Jimi Hendrix-Album stammen könnten. Psychedelische Phasen tauchen immer wieder auf, ziehen sich wie ein roter Faden durch die ersten elf Nummern, selbst wenn es, wie in "Sister" balladesk zugeht. "Eleutheria" ist dann der ungeahnt andere Schlusspunkt einer vorzüglichen Originalplatte. Die Rastafrisur von Lenny Kravitz passt perfekt, wenn die Luft süßlich duftet und man entspannt dem Reggae lauschen kann. Dope für die Ohren. Mit seiner Stimme erfüllt er die Ansprüche vieler Genres.
Die besonderen Geburtstagsgeschenke gehen schon mit dem zwölften Track auf der ersten Scheibe los. Die B-Seiten diverser Singles werden aufgelegt und erweitern den Kosmos des Albums um einige interessante Stücke, die in ihrer Anlage durchaus auch auf das Originalalbum gepasst hätten. Krachende Kost bietet "Spinning Around Over You" und der ideenlos betitelte "B-Side Blues" ist in seiner Art einfach nur simpel und verfügt über typische 12-Takter Riffs. Allerdings ist es wiederum phänomenal, was Lenny Kravitz aus den wenigen Zutaten macht. Dieses Stück ist spartanischer Blues mit einem zum Ende hin abhebenden Protagonisten. Welch ein gigantisches Ende der ersten CD. Zwischen den beiden Scheiben befindet sich ein informatives Booklet mit vielen Bildern.
So toll ist der Auftakt von der zweiten Scheibe nun nicht. Künstlerisch gut mögen die akustischen Versionen von "Believe", "Sister" sowie "Heaven Help" ja sein, aber die klangliche Ausführung ist bedenkenswert, weil sie nicht das Gelbe der Soundwünsche erfüllen. Lenny Kravitz am Lagerfeuer, beim letztgenannten Track etwas näher an der Studiotür. Der Paradiesvogel legt sich allerdings nochmals mit dem 12-Takter an. "Early Morning Blues" ist ein Instrumental für Frühaufsteher, die kein Koffein zum Wachwerden benötigen und auch gleich nach dem Aufstehen eine Redediarrhoe aushalten. Das klasse Stück ist entspannt und eher zum Träumen geeignet.
Bei den 'Demos & Outtakes', allesamt bisher unveröffentlicht, gibt es abermals klasse Stücke, die sich von der musikalischen Kante her bestimmt nicht über einen Kamm scheren lassen, aber wiederum gute Gerüstbohlen für das Original gewesen wären. Das rockige Instrumental "Feeling Alright" kuschelt mit Led Zeppelin und der heftig-funkige Heiratsantrag "Getting Out (Will You Merry Me)" ist mit seinen Bläsern einfach fantastisch. 'The Vanessa Paradis Demos' sind durchweg von ruhigerem Charakter und haben aus meiner Sicht im mit Streichern besetzten "Lonely Rainbows" ihren Höhepunkt. Ungewöhnlich ist es wohl, eine Deluxe Edition mit einem Interview enden zu lassen, aber auch hier ist es unterhaltsam, Lenny Kravitz bei seinen ausführlichen Antworten zuzuhören.
Line-up:
Lenny Kravitz (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, bass, Wurlitzer, chimes, mellotron, drums, bohamian goatskin, junkanoo drums, percussion, background vocals) Craig Ross (electric guitar, acoustic guitar) Henry Hirsch (Wurlitzer, piano, Arp string ensemble, mini moog, Hammond B3, synthesizer, bass) Michael 'Ibo' Cooper (Hammond B3 organ, clavinet) Michael Hunter (french horn, flugelhorn, trumpet) Karl Denson (saxophone) Butch Thomas (saxophone) Harold Todd (horn) Eric Delente (violin) Soye Kim (violin) Robert Lawrence (violin) Sarah Adams (viola) Liuh-Wen Ting (viola) Allen Whear (cello) Frank Murphy (cello) Tony Breit (bass) Carolyn Davis-Fryer (double bass) Davie Domanich (drums, electric guitar) Andy Newmark (drums)
Externe Links:
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