Richtig gespannt war man auf den 2006 für das beste Debütalbum beim Blues Music Award nominierten Harper Mitch Kashmar, der für vier Konzerte in Belgien und den Niederlanden aus Amerika angereist war.
John Wolfs zeigte wieder Mal ein feines Händchen, diesen Harmonika-Spieler zu buchen. Der Gig war gut besucht und gegen 17:00 Uhr betraten die Protagonisten die Bühne des urgemütlichen Goei Volluk.
Begleitet wurde Kashmar von der Rhythmusgruppe The Backbones: An den Drums der 26-jährige Jody van Ooijen und am Bass Lord Julius, bestens bekannt von der Lester Butler Tribute Band.
Das Quartett wurde durch den Niederländer Guitar Ray vervollständigt.
Nach den 2 ˝ Stunden konnte man das Konzert wohl mit Fug und Recht unter das Motto 'Swingin' Goei Volluk' stellen.
Los ging es mit einem Instrumental der Vier, wobei schon zu Beginn der Sound im Club beeindruckend war. Guitar Ray hatte für den ersten Teil des Gigs seine Halbakustische geschultert und Mitch griff für den Opener zu einer chromatischen Harp.
Er spielte mit einer beeindruckenden Lockerheit, so als wenn Harpspielen das einfachste der Welt wäre.
Weiter ging es mit "Ramblin' On My Mind", gefolgt von Bessie Smith' "Evil Woman Blues", von Kashmar zum "Evil Man Blues" umgetextet.
Was Guitar Ray aus seinem Instrument herausholte, beeindruckte die Zuschauer von Beginn an. Die Band war weit entfernt davon, sich die Gunst des Publikums erspielen zu müssen.
Mitch Kashmar stellte unter Beweis, dass er auch im Kreise der Harper-Zunft zu den ganz Großen zählt. Darüber hinaus verfügt er über eine fantastische Stimme, die er, je nach Stimmung, flexibel einsetzte. So schlug der Meister-Harper drei fliegen mit einer Klappe, weil er auch noch ein toller Entertainer war. Zwischen den Songs locker ein Spruch oder Scherz, wenn sich die Situation ergab.
Z.B. als Lord Julius seinen Bass auf den Verstärker stellte und mit dem Rücken zum Publikum spielte. So zupfte er, in Ermanglung eines Kontrabasses, einen 'three-piece-upright-bass', einem Begriff der mir dazu in den Kopf kam. Kashmars Kommentar: »He's showing his sexy side!« Das geschah ausgerechnete während des "Alcohol Blues".
Nach einem Intermezzo der Backbones mit Guitar Ray gab man einen ultra relaxten Slow-Blues von Jimmy Rogers zum Besten. Jody bediente die Felle seines Schlagzeuges mit den Jazzbesen und Kashmar versah den Sound seiner Harp mit etwas mehr Hall.
An dieser Stelle sei beiläufig erwähnt, dass sich auch Big Pete, der Harper der Lester Butler Tribute Band, unter den Besuchern befand und Mitch ihm einen Muddy Waters widmete. Bahnte sich da etwa eine Überraschung an?
Mit "Gilde On", einer Nummer aus dem Repertoire eines Bill Jennings, war 'dream time' und einer der jazzigen Ausflüge des Konzerts angesagt. Guitar Ray stellte auf seinem Instrument die Fragen und Mitch beantwortet sie auf seiner Harp.
Nach über einer Stunde war der erste Teil des Gigs beendet und man traf sich zum Smalltalk am Bühnenrand.
Nach der Pause legten die Backbones mit Guitar Ray mit einem, nennen wir ihn mal "Backbones-Shuffle" wieder los und das Publikum war auch wieder voll bei der Sache, denn mit Applaus wurde zu Beginn des Stückes nicht gespart.
Die Überraschung war dann doch perfekt, als Mitch Big Pete auf die Bühne bat. Harper haben ja kein großes Problem, ihr Spielgerät quasi immer am Mann zu haben. So war es dann auch: Big Pete griff das Harp-Mikro und in die Jackentasche.
"Can't Judge A Book…" schlug dem Fass den Boden aus und Kashmar rief ins Mikro: »Let's have a rhythm party!« Auch mit den Egg-Shaker gab der Amerikaner eine gute Figur ab.
Von seiner ersten CD "Nickels & Dimes" wurde "Gettin' Drunk" gespielt und diesen Titel sollte man angesichts der Qualität des Gigs zum Anlass nehmen, es so auszudrücken: »Schön, von der Musik betrunken zu werden.«
Erst nach drei Songs und einer deftigen 'Harp-Battle' 'entließ' Mitch den niederländischen Harper wieder.
Mit einem Wes Montgomery-Song ging eine vom Publikum heftig geforderte Zugabe zu Ende und man schaute nach einem tief im traditionellen Blues verankerten Konzert in mehr als zufriedene Gesichter.
Wunschlos glücklich begaben sich die Besucher auf den Heimweg.
Mitch Kashmar: gern, immer wieder!
Bilder vom Konzert
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