Till Kersting befindet sich auf seiner Schultour. Ein lobenswertes Unternehmen, wenn man an einem Tag in der Schule ist, einen Workshop macht, ein Pausenkonzert gibt und für die Kids Frage und Antwort steht. Daran gekoppelt ist immer ein Auftritt in der Gegend. Folglich machte Kersting Station in der Krefelder Kulturrampe.
Als Überraschung trat die Girlgroup Faded Horizon als Vorgruppe auf.
 Die fünf jungen Frauen sorgen mit ihren Coversongs von unter anderem Whetus ("Teenager Dirtbag"), Cable Car ("Over My Head") oder Coldplays "Clocks" für tolle Stimmung unter den Zuschauern. Mit einer klasse Sängerin am Mikrofon konnte die Band bei einem überzeugenden Sound viel Beifall kassieren. Ob Powerballade, Rock oder Feuerzeugsongs wurde Gitarren- sowie Keyboardsoli eingestreut und die Rhythmusfraktion sorgte für mächtig viel Druck. Die Bassistin durfte man bei "Can't Stop" von den Red Hot Chili Peppers bewundern, wie sie die dicken Saiten ihres Arbeitsgerätes auch slappte. Nach "Love Hurts" von Incubus rundete eine Eigenkomposition den Auftritt ab. Leider verriet uns die Frontfrau nicht den Titel, allerdings servierte das Quintett mit seinem Song eine reife Indie Rock-Leistung und nach dem letzten Ton hörte man bereits die ersten Rufe nach Zugabe. Da musste auf der Bühne eine kurze Absprache erfolgen, bis man alles wieder auf Anfang stellte und den Opener des Gigs abermals zum Besten gab.
 Um 21:30 Uhr war es dann so weit.
Oh Mann, Kersting legte los als wäre ein Großalarm bei der Krefelder Feuerwehr ausgelöst worden. Schon der Titeltrack seines aktuellen Albums Waiting For Tomorrow war eine Standortbestimmung der besonderen Art! Was auf der Platte in mehr oder weniger großem Line-up aufgenommen wurde, konnte in Triobesetzung schon vom ersten Song an zünden. Ein eindeutiges Indiz für die Klasse des Songwriters.
 Selbstredend gab es einen fulminanten Streifzug durch beide Kersting-Alben.
Bis es allerdings zu Auszügen von Changing Faces kam, sollte noch viel Samt und Seide gewebt werden. Mit Soul, Rock und einem Füllhorn an Emotionen liefert Kersting seine Songs. Da gab es ein im wahrsten Sinne des Wortes "Moments Like These". Kersting wirkte ansteckend und war auch von seiner Performance her ein Aktivposten auf der Bühne. Da gab es kaum einen Quadratzentimeter, den er nicht nutzte. Seine Musik äußert der Wahl-Kölner auch durch Körpersprache. Die balladeske Abteilung wurde mit "Who Are You" eröffnet. Eine herrlich relaxte Ballade, bei der nur noch eine Person zum Anschmiegen fehlte.
Nicht nur in "Creeping Over My Shoulder" zeigte der Protagonist, welche Höhen er mit seiner Stimme erreichen kann. Kersting ist ein Meister des Refrains. Da wurden Chorusse ins richtige Rampenlicht gesetzt, indem diese wohltemperiert vorbreitet wurden, bevor sie in gleißendem Licht erstrahlten. In letztgenanntem Song war es Anton, der seinen Bass in einem Solo schnurren ließ und Groß verdeutlichte in "She Wants You", wie man mit einen richtigen Groove Wirkung zeigt.
 Bei diesem Konzert klang auch etwas Zukunftsmusik an.
Zwei Kompositionen wurden vorgestellt. Einerseits war es die sich selber erklärende Ode an die Stadt Köln... "Köln Lied" mit deutschem Text. Er forderte das Publikum auf, Besonderes zur Stadt Krefeld zu äußern. Heraus kamen der Stadtpark und der Auftrittsort, die Rampe. Geschickt strickte er mit den beiden Worten kurzerhand einen neuen Text. Andererseits packte Kersting eine weitere Überraschung aus. "Kleines Hippiemädchen" versah man mit einem herrlichen Reggae. Wunderschön konnte man sich im Rhythmus wiegen und dann wurde wieder hart gerockt. Der Gitarrist spielte gigantische Soli, die auch eine toll unterhaltende Länge hatten. Mit seiner Fingerfertigkeit und Feeling hatte er die gesamte Speisekarte eines Fünf-Sterne-Restaurants auf Lager.
 Wurde der Soul bereits erwähnt, befand sich Band oft genug in funkigen Gefilden.
Da darf natürlich der Einsatz des Wah Wah-Pedals nicht fehlen. Diese Momente waren Ohrengenuss pur und "Changing Faces" versah man mit einer Extraportion Spaßfaktor. Allerdings war er bereits vorher ins Debütalbum eingetaucht und aus ganz persönlicher Sicht kam besondere Freude auf, als mit "I Don't Care" auch der Blues herbei gespielt wurde. Ach, einfach herrlich, wie locker sich der Mann in verschiedenen Stilen wohlfühlte. Schon zu Beginn des Gigs hatte ich ein Bottleneck auf dem Gitarrenverstärker entdeckt und nun war es so weit... Kersting stülpte es über, gab seine Rock'n'Roll-Visitenkarte namens "Lie On Me" ab und schraubte weiter an der Stimmungsschraube des Konzerts. Jetzt wurden aber alle Ventile geöffnete, denn mit "Melancholy Blue" hieß es abermals in aller Ausgiebigkeit den Rock abzufeiern. Oh Mann, dieses Trio konnte echt Dampf im Kessel erzeugen und leider bog man schon auf die Zielgerade des Auftritts.
 Das Till Kersting Trio spannte einen super unterhaltenden Musikbogen und klar war, dass man die Künstler nicht ohne eine zum finalen Abfeiern gespielte Zugabe entließ. Vorher präsentierte Kersting stolz seinen neuen Sechssaiter von der Firma Nick Page. Dieses Instrument wurde speziell für die Schultour angefertigt. Das Modell sieht toll aus und auf der Rückseite befindet sich das Bild eines Modells. Mit um die zwanzig Songs hatte die Band ein ganz starkes Konzert auf die Hörerschaft losgelassen und abschließend kann der Berichterstatter nur ein Fazit ziehen: Till Kersting und seine musikalischen Begleiter sind ein Ereignis in Sachen Rock, Pop und ihren Se(a)itenarmen.
Wir danken Till Kersting für die problemlose Akkreditierung.
Line-up: Till Kersting
Till Kersting (guitars, vocals)
Philipp Anton (bass, backing vocals)
Moritz Groß (drums)
Line-up: Faded Horizon
Ela (vocals)
Jana (guitar)
Kira (keyboard)
Fredi (bass)
Kim (drums)
Bilder vom Konzert
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