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Bettye LaVette / Interpretations: The British Rock Songbook
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Bettye LaVette ist mutig.
Okay, der eine oder andere Song von ganz berühmten Musikern/Bands auf einem Album ist vertretbar. Aber die LaVette setzt alles auf eine Karte. Dreizehn fast unantastbare Songs aus einer ungemein lebendigen Ära hat sie auf ein Album gepackt. Ein verdammt gewagtes Unternehmen, das durchaus in die Hose gehen kann. Von der Papierform her muss man der unwiderstehlichen Sängerin Wandlungsfähigkeit attestieren. Ihr Album The Scene Of The Crime spielte sie mit Drive-by Truckers ein. LaVette und die Band sind nicht unbedingt kompatibel, aber das Ergebnis war ja hervorragend. Nun begibt sie sich an Klassiker des Gewerbes.
Oh Mann, da ist das Eis echt dünn und der Grat ungemein schmal. Parolen wie 'wer nicht wagt, der nicht gewinnt' kommen einem da in den Sinn. Bettye LaVette schöpft den Rahm der gestandenen britischen Rock'n'Roll-Kultur ab, wenn man sich die Tracklist ihres Albums auf der Zunge zergehen lässt. Der R&B-Sängerin, deren Erfolg (zumindest in unseren Breitengraden) sich über die Jahrzehnte ihrer Aktivität nur nach dem Motto 'steter Tropfen höhlt den Stein' messen lässt, kann man wohl alles mögliche vor die Nase setzen und sie wird es richten. Als Wiederholungstäterin erweist sich die mittlerweile Vierundsechzigjährige, wenn sie Elton John ein weiteres Mal hernimmt. "Talking Old Soldiers" war bereits auf dem Vorgänger zu finden. Des weiteren zitiert sie nun Lennon/McCartney, Led Zeppelin, Moody Blues, Pink Floyd, die Rolling Stones, Jim Capaldi/Steve Winwood mit einem Traffic-Song, Eric Clapton, die Animals und The Who.
Von letzterer Band gibt es als riesige Zugabe auch noch einen Live-Bonustrack.
"Love Reign O'er Me" wurde im Kennedy Center Honors aufgenommen und zeigt, dass das Unternehmen "... The British Rock Songbook" auch auf der Bühne funktioniert. Nie wurden die ausgewählten Perlen der Insel-Musik so stark interpretiert. Bettye LaVette singt, nein, inszeniert die Stücke mit allen unterschiedlichen Emotionen, die man von einer Künstlerin bei einem solchen Projekt erwartet. Das Album ist global wie im Detail gesehen eine Perle des R&B beziehungsweise des Souls. Die einzelnen Songschreiber, bereits verstorbene lächeln von ganz oben herab, müssen sich geehrt fühlen, wenn ihre Kompositionen in der vorliegenden Weise geehrt werden. Nie machte ein Wort so viel Sinn, wie hier... hingebungsvolle Interpretationen sind die Tracks auf der Platte und es ist wunderschön, dass LaVette & Co es geschafft haben, das Gummiband der Sinndeutung wieder deftig zu spannen. Alle Songs fließen auf ganz hohem Niveau aus den Boxen und selbst wer meint, schon alles gehört zu haben, darf sich an diesem Silberling erfreuen. Ihre Stimme zu beschreiben verbietet sich genauso, wie einzelne Songs aus dem Kontext der CD herauszuheben. Es stimmt alles!
Aus meiner Sicht bildet dieses Album gegenüber den bisher von mir in den Thron eines Tipps gehobenen Scheiben mit Abstand einen Höhepunkt des Jahres 2010. Die Nummern erstrahlen darüber hinaus auch noch in einem anderen, ganz besonderen Licht. Ob ganz sparsam, verschwenderisch, mit Streichern oder fetzigen Bläsern angereichert, sind die Arrangements mit viel Fingerspitzengefühl bearbeitet worden.
Meine Lobhudelei möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht weiter ausdehnen. "Interpretations: The British Rock Songbook" ist eine ganz schwere Empfehlung. Einerseits darf man schon auf das nächste Album gespannt sein und andererseits kann sich Bettye LaVette ein Fortsetzung dieser historischen Musikgeschichte gönnen.
Line-up:
Bettye LaVette (vocals) Shane Fontayne (guitars) Rob Mathes (electric guitar, acoustic guitar, keyboards, piano, backing vocals) Michael Bearden (keyboards, Hammond B3) Mike Davis (trombone) Aaron Heick (alto saxophone) Jeff Kievit (trumpet) Andy Snitzer (tenor saxophone) Zev Katz (bass, upright bass) Kenny Arnoff (drums) Charley Drayton (drums, percussion) Tabitha Fair (backing vocals) Vanessa Thomas (backing vocals) James Williams (backing vocals)
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