Jackie Leven / Gothic Road
Gothic Road Spielzeit: 52:27
Medium: CD
Label: Cooking Vinyl, 2010
Stil: Singer/Songwriter, Folk

Review vom 11.04.2010


Norbert Neugebauer
Schwer, bei dem Output den Überblick zu behalten. Jackie Leven, alias John St. Field, alias Sir Vincent Lone, alias Jackie Balfort und Mitglied der Gruppe Doll By Doll ist wirklich keiner, der mit seinem musikalischen Können knapp haushaltet. Unter eigenem Namen erschien als letztes Album "Lovers At The Gun Club" 2008. Danach kamen noch Wiederveröffentlichungen aus der Reihe "The Haunted Year" mit Club-Liveaufnahmen im Jahreszeitenwechsel (2009) sowie unter dem Pseudonym Sir Vincent Lone "Troubadour Heart" (ebenfalls 2009). In RockTimes konnten wir den schottischen Singer/Songwriter mit "Oh What A Blow That Phantom Dealt Me!" aus 2007 vorstellen.
»Fahren Sie 260 Kilometer« - der Mann ist immer wieder für Überraschungen gut. Diesmal mit der deutschen Stimme eines 'Navis', die ihn auf die "Gothic Road" schickt. Zu Tin Whistle, einem merkwürdigen, schon leicht kitschigen »Yeah Yeah«-Damenchor, brummt etwas sehr dramatisch im Hintergrund. Nicht unbedingt das Übliche des Herrn Leven, dieser Auftakt. Verquer mit klappernden Percussion-Kaskaden geht's auch weiter, wobei "Last Of the Badmen" schon eher aus dem gewohnten Balladen-Kosmos stammt. Während "John Paul Getty's Silver Cadillac" ein beinahe ungewohnt lockerer Roadsong mit verspieltem Arrangement ist. Bei "Cornelius Whalen" (dem letzten Vertreter eines Protestmarsches der Arbeitslosen seiner Heimatstadt Jarrow 1936 zur Regierung in London) greift Leven, zusammen mit Ralph McTell (genau, dem "Streets Of London"-Folkie) einmal mehr ansprechend ein sozialkritisches Thema auf, allerdings hier auch ohne die frühere Bitternis.
Schwer verständlich zumindest für einen Nicht-Briten sind die surrealen Verse von "Song For Bass Guitar And Death", diesmal mit Deborah Greenwood als Partnerin des sanften Stücks. Ähnlich zurückhaltend in der Stimmung "New Wreath", die warme, einnehmende Stimme fast nur von einer gezupften Gitarre und einfachen Klavierakkorden unterstützt. Mit "Absolutely Joan Crawford …" kommt der nächste musikalische Spaß im leicht schrägen Countrysound. Elegisch ertönt als Kontrast "My Lost Blonde"; wesentlich entspannter präsentiert sich dagegen "In A Shivering Blaze".
Eine weitere deutsche Ansage, diesmal vom Flugkapitän, der ihn nach Hamburg gebracht hat, eröffnet den Nonsens-Song "Hotel Mini Bar". Damit enden die Lyrics im Booklet, jedoch noch nicht die Musik. Das mit Loops unterlegte "Shadow Of A Man" und "Island", nur mit Klavierbegleitung, folgen als Abschluss des Albums, das einerseits in seiner Verschrobenheit 'typisch Leven' ist, andererseits ob der ungewöhnlichen Zutaten selbst für Fans gewöhnungsbedürftig sein dürfte. Der Mann klingt insgesamt entspannter, zitiert öfters mal diverse Kollegen und deren Songs, hat aber auch noch seine frühere Melancholie und die extravaganten Arrangements.
Klar, leicht zugänglich war seine Musik bisher nie und die Qualität steht außer Zweifel. Aber es fällt sowohl schwer, "Gothic Road" in das bisherige Werk des eigenbrötlerischen Schotten einzuordnen, als auch sonst eine Wertung abzugeben. Dazu braucht es wohl die Langzeitwirkung. Auf jeden Fall ist das ein Album, in das man sich einhören muss und das sicher nicht gleich auf Anhieb zündet.
Tracklist
01:Gothic Road
02:Last Of The Badmen
03:John Paul Getty's Silver Cadillac
04:Cornelius Whalen
05:Song For Bass Guitar And Death
06:New Wreath
07:Absolutely Joan Crawford (With A Bit Of Tilda Swinton On The Side)
08:My Lost Blone
09:In A Shivering Blaze
10:Hotel Mini Bar
11:Shadow Of A Man
12:Island
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